Museum Folkwang

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Gebäudeensemble an der Bismarckstraße in Essen-Rüttenscheid



Überblick

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Museum Folkwang - Karl Ernst Osthaus Saal



Das Museum Folkwang gehört zu den ältesten Sammlungen der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland. Den Grundstock für die Sammlung bildeten das 1906 gegründete Essener Kunstmuseum und das 1902 eröffnete private Folkwang Museum des Sammlers und Mäzens Karl Ernst Osthaus in Hagen, dessen Sammlung 1922 nach Essen gelangte. Die Sammlung des Museum Folkwang bietet dem Besucher eine beeindruckend vollständige Übersicht über die deutsche und französische Malerei und Skulptur von 1800 bis zur Gegenwart. Der Rundgang beginnt mit Werken der Deutsch-Römer (J.A. Koch), der Nazarener und den Vertretern der Symbolmalerei (C.D. Friedrich).


Sammlung Folkwang

Vincent van Gogh
Vincent van Gogh Armand Roulin von Vincent van Gogh, 1888 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)


Es folgt die französische Malerei des 19. Jahrhunderts mit Bildern der Vorimpressionisten von Delacroix, Daumier und Courbet. Der Impressionismus und Nachimpressionismus wird mit bedeutenden Werken von Renoir, Manet, Monet, Pissaro, Gauguin, van Gogh und Cezanne belegt. Den Übergang zum 20. Jahrhundert dokumentieren die Arbeiten der französischen Fauves (Derain, Matisse), der deutschen Expressionisten (Nolde, Rohlfs, Maler der Künstlergruppe "Die Brücke") sowie der Künstlerkreis des "Blauen Reiters" (Marc, Macke, Kandinsky). Im Anschluss daran die Malerei des Kubismus (Picasso, Braque), des Bauhauses (Klee, Schlemmer, Feininger, Moholy-Nagy) und des Surrealismus.


Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Eingangsbereich Museum Folkwang


Zudem besitzt das Museum Folkwang Objekte des Kunstgewerbes, eine graphische und eine photographische Sammlung. Während der Zeit des Nationalsozialismus verlor das Museum in der Aktion Entartete Kunst 1400 Werke, darunter bedeutende Bestandteile der Sammlung. Nach dem Krieg konnten diese Verluste größtenteils durch Rückkauf oder Neuerwerbungen ersetzt werden. 2006 gab die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung bekannt, den Neubau des Museums Folkwang zu finanzieren. Nach 2-jähriger Bauzeit ist der Neubau von David Chipperfield abgeschlossen und wurde im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 am 30. Januar 2010 offiziell eröffnet.


Geschichte

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Museum Folkwang


Der erst 24jährige Bankierssohn Karl Ernst Osthaus, der von seinen Großeltern ein bedeutendes Vermögen geerbt hatte, entwickelte um 1898 die Idee für ein eigenes Museum in Hagen. Er beabsichtigte, dort seine private Sammlung naturwissenschaftlicher, volkskundlicher und kunstgewerblicher Objekte auszustellen, die er auf ausgedehnten Reisen durch Europa, dem Vorderen Orient und Nordafrika mit dem ererbten Geld erworben hatte. Sein Ziel sah er darin, mit dem Museum „zu einer Verbesserung des öffentlichen Geschmacks beizutragen“. Er beauftragte den Architekten Carl Gérard aus Berlin mit dem Hagener Museumsneubau, der zwischen 1899 und 1902 mit einer Fassade, die Neorenaissance-, Neugotik- und Neobarock-Elemente vereint, entstand. 1899 unternahm Osthaus eine Reise nach Tunesien, von der er islamische Kunstwerke mitbrachte. Er beschloss, ein Kunstmuseum aufzubauen.


Erwerb der Sammlung

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Eingangsbereich Museum Folkwang


Diese Neuausrichtung seines Museumsprojektes verdrängte die naturwissenschaftliche Komponente nicht aus dem Projekt, weil Osthaus in der ästhetischen Qualität der Natur die Grundlage für die Kunst sah. Ernst Fuhrmann, Leiter des Folkwang-Verlags und Nachlassverwalter von Osthaus, nahm 1922 - nach dem Tod von Osthaus - Kontakt zu Ernst Gosebruch vom Städtischen Kunstmuseum Essen auf und bot ihm den Erwerb der Sammlung des Museum Folkwang an. Damit erfüllte Fuhrmann die testamentarische Festlegung, dass die Sammlung zusammengehalten werden sollte. Gosebruch leitete seit 1909 das Essener Museum, war eng mit Osthaus befreundet und hatte sich ebenfalls der modernen Kunst verschrieben.


Folkwang-Museumsverein

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Museum Folkwang - der ältere Teil des Museums Kahrstr. - Ecke Bismarckstr.


Unter seiner Leitung hatte das Essener Haus unter anderem 1912 die Rhonebarken von Vincent van Gogh erworben. 1917 schenkte Hans Goldschmidt dem Kunstmuseum seine Villa an der Bismarckstraße 98, in der das Museum fortan seine Sammlung präsentierte. Nachdem der Nachlassverwalter von Karl Ernst Osthaus an Gosebruch herangetreten war, gründete sich auf dessen Betreiben hin der Folkwang-Museumsverein, dem Bürger und Unternehmen der Stadt angehörten und der den Erwerb der Sammlung für 15 Millionen Mark finanzierte. Der Initiative dieses Vereins ist es zu verdanken, dass die Sammlung des Museum Folkwang zusammengehalten werden konnte. 1924 benannte sich der Essener Kunstverein in Kunstverein Folkwang um und existiert heute unter dem Namen Kunstring Folkwang.


Nationalsozialismus

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Museum Folkwang


1926 begannen die Bauarbeiten zum neuen Museum, das 1929 nach Fertigstellung eröffnet wurde. Unter der Leitung Gosebruchs behielt das Museum Folkwang die engagierte Ausstellungspolitik Osthaus’ bei. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 forderte der Kampfbund für deutsche Kultur die Entlassung Ernst Gosebruchs, die jedoch vom Kuratorium abgelehnt wurde. Ende 1933 trat der Direktor dann von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger, Klaus Graf von Baudissin, der sich zur nationalsozialistischen Kunstideologie bekannte und radikal gegen die Moderne Kunst stand, trat am 24. Januar 1934 sein Amt an. Diese Besetzung wurde von den Nationalsozialisten gegen den Willen des Folkwang-Museumsvereins durchgesetzt. Kurz nachdem er Direktor geworden war, ließ Baudissin eine große Zahl von modernen und abstrakten Exponaten aus der Ausstellung entfernen und ins Magazin überführen.


Entartete Kunst

Wassily Kandinsky  (1866 – 1944)
Wassily Kandinsky (1866 – 1944) Wassily Kandinsky: Improvisation 28 (1912), Solomon R. Guggenheim Museum, New York - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)


Einen Teil der Werke wurde in einem Ausstellungssaal als Kollektion von abschreckenden Gegenbeispielen zur systemakzeptierten Kunst präsentiert. Unter Baudissin verlor die Sammlung des Museums bedeutende Werke. Erst verkaufte er beispielsweise die Improvisation 28 von Wassily Kandinsky, dann wurden insgesamt 1400 Werke der Moderne im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ im Jahr 1937 beschlagnahmt. An dieser Beschlagnahmungsaktion, die das Museum Folkwang fast der gesamten modernen Sammlungsbestände beraubte, war dessen Direktor selbst führend beteiligt. 1938 beurlaubte der neue Oberbürgermeister Essens, Just Dillgardt, nach Beratungen mit dem Kuratorium und dem Museumsverein Klaus Graf von Baudissin.


Nachkriegszeit

August Macke (1887 - 1914)
August Macke (1887 - 1914) Hutladen von August Macke, 1914 - Bildquelle: Wikipedia (Public domain)


Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Stadt Essen und der Folkwang Museumsverein den Wiederaufbau des Museums, die ausgelagerten Werke wurden in das Schloss Hugenpoet in Kettwig überführt, wo sie auch wieder ausgestellt wurden. In der Nachkriegzeit wurden verschiedene Werke wieder zurückerworben, so auch der „Hutladen“ von August Macke, das 1953 in das Museum Folkwang zurückkehrte. 1960 wurde der Neubau des Museum Folkwang eröffnet. Unter Leitung des Architekturbüros Allerkamp und Niehaus und des Hochbauamts der Stadt Essen begannen 1996 umfangreiche Sanierungsarbeiten am Altbau. 1998 wurden die Cafeteria und der Eingangsbereich neu gestaltet. Im folgenden Jahr öffneten die Sammlungen wieder für das Publikum.


Neueröffnung

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Kunstobjekt vor dem Altbau des Museums Folkwang


1999 wurde ein eigener Förderverein für die Photographische Abteilung gegründet. Hubertus Gaßner löste im Jahr 2003 Költzsch als Direktor des Museum Folkwang ab. Ihm folgte 2006 Hartwig Fischer. Ebenfalls 2006 gab Berthold Beitz, der Vorsitzende des Kuratoriums der „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“, bekannt, dass die Stiftung einen Neubau des Museums Folkwang finanziert. Aus dem internationalen Architektenwettbewerb ging am 13. März 2007 als Sieger David Chipperfield hervor. Die Stiftung schloss sich dieser Jury-Entscheidung an. Anfang Juli 2007 wurde das Museum geschlossen und die Bauarbeiten begannen. Im Herbst 2008 fand das Richtfest für den Neubau statt. Die Eröffnung des Museums fand am 30. Januar 2010 im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 statt. [1]


Museumsinformationen:

Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang
Essen-Rüttenscheid - Museum Folkwang Ansicht von der Bismarckstraße


Adresse:

Museum Folkwang

Museumsplatz 1,
45128 Essen

Telefon: +49 201 8845 444

E-Mail: info@museum-folkwang.essen.de

Internet: www.museum-folkwang.de


Öffnungszeiten Sammlung:

Dienstag - Sonntag: 10.00 bis 18.00 Uhr
Freitag: 10.00 bis 22.30 Uhr

Montag: geschlossen

Eintritt: Standard: 5,00 €/Ermäßigt: 3,50 €/Familienkarte Folkwang 1: 10,50 €
Audioguide: 4,00 €

Der Eintritt in die ständige Sammlung im Museum Folkwang ist an allen Öffnungstagen frei.


Quellenangabe:


1.: Die Informationen zum Museum Folkwang in Essen basieren auf dem Artikel Museum Folkwang (Stand vom 29.09.2009) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


Fotos Museum Folkwang