Stadtteil Ruhrort
Übersicht
Der Stadtteil Ruhrort ist ein rechtsrheinischer Stadtteil von Duisburg. Er liegt unmittelbar nördlich des Zusammenflusses von Rhein und Ruhr. Der Stadtteil gehört zum Stadtbezirk 400 Homberg/Ruhrort/Baerl und hat etwa 5250 Einwohner. Bereits über 100 Jahre vor der Gründung von Ruhrort im Jahre 1371 wurde der nun rechtsrheinische Homberger Werth als „Ruhr-oort“ bezeichnet. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts machte der Rhein an der Stelle des heutigen Ruhrorts eine weite östliche Schleife, die dann durch den Rheindurchbruch von Süden nach Norden abgeschnitten wurde. Der ehemals linksrheinische Homberger Werth – späterer Standort Ruhrorts – sowie das Caßler Feld (Kasslerfeld) waren dadurch rechtsrheinisch geworden.
...der Name Ruhrort
Höchstwahrscheinlich aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Ruhr-oort“, wobei „Oort“ Spitze bedeutet und damit die „Ruhrspitze“ als Landspitze benennt. Die aus Osten kommende Ruhr umfloss den Werth zuerst sowohl im Süden als auch im Norden, so dass er eine Insel blieb. Später verlandete der Hauptstrom der Ruhr nördlich des Werths, wodurch die Ruhrspitze verschwand. Der spätere Name „Ruhr-oort“ blieb jedoch unberechtigterweise erhalten und wurde im Laufe der Zeit zu „Ruhrort“ verschliffen.
Der Name oder die Bezeichnung Werth findet sich recht häufig in Duisburger- oder in anderen Stadtteilnamen wieder. So auch hier in Ruhrort, im Namen Beeckerwerth und Homberger Werth, im Namen der Siedlung Werthacker in der Nähe der Ruhr und in der Bezeichnung Kaiserswerth (heute Ortsteil von Düsseldorf). Der Werth ist eine topografische Bezeichnung für überwiegend auf Inseln als auch für zwischen Flüssen und stehenden Gewässern gelegenes Land.
Geschichte
Der zum Herrschaftsbereich der Grafen von Kleve und später dann zum Herzogtum Kleve gehörende Ort wurde 1371 auf dem ehemals links- und nach dem Rheindurchbruch rechtsrheinischen "Homberger Werth" gegründet, auf dem die Grafen von Moers eine Rheinzollstelle errichteten. Graf Johann von Moers war zuvor von Kaiser Karl IV. am 28. April 1371 in Prag durch Urkunde dazu bevollmächtigt worden, an beliebiger Stelle in der Herrschaft Moers einen neuen Zoll zu errichten. Auf dem Gelände der Burgfreiheit entwickelte sich rasch eine städtische Ansiedlung im Umfang der Ruhrorter Altstadt.
Zollrechte
Die Zollrechte wurden bald an die Herzöge von Kleve und die Grafen von der Mark verpfändet. Sie errichteten auch das Kasteel – damaliges Haus Ruhrort – und befestigten den Ort, wozu sie 1437 verpflichtet wurden, um Zollfreiheit für die Ruhrorter auf dem Rhein zu erlangen. Das Stadtrecht wurde ihnen aufgrund der mangelnden Befestigung vorerst verwehrt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts durfte die Gemeinde ihren Gottesdienst in den eigenen Mauern abhalten, was rasch zum Bau einer kleinen Kirche auf dem Ruhrorter Marktplatz führte. 1551 trat die Gemeinde geschlossen zum protestantischen Glauben über.
Altes Kastell
Seit 1551 wurde diese Siedlung als Stadt bezeichnet. Aufgrund des Vertrages von Xanten aus dem Jahre 1614 und der darin geregelten Jülich-Klevischen Erbteilung, die in eine vorläufigen Teilung der Herzogtümer endete, gingen die Gebiete von Kleve-Mark an die Kurfürsten von Brandenburg. 1636 wurde der Befehl zum kompletten Abtragen des wehrtechnisch nutzlos gewordenen Kasteels vom Kurfürst von Brandenburg gegeben. Zwei Turmstümpfe blieben jedoch bis zur ersten Stadterweiterung 1754/1756 erhalten, wie auch die städtische Anlage bis zu diesem Zeitpunkt in ihren kleinen Dimensionen bestehen blieb. Reste des Kasteels sind noch Ende des 20. Jahrhunderts in Kellern Ruhrorter Häuser entdeckt worden.
Familie Haniel
In Ruhrort entstand 1665 eine Schiffergilde, deren Mitglieder sich in den rheinaufwärts gelegenen Städten als Kohlehändler betätigten. Ruhrort kam 1701 zu Preußen. 1712 entstand die erste Schiffswerft in Ruhrort. Nach einem Beschluss des Magistrats entsteht 1716 der erste angemessene Hafen. Als erstes Haus außerhalb der Ruhrorter Stadtmauer wurde 1756 das so genannte Packhaus, das Stammhaus der Familie Haniel, errichtet. 1808 wird Meiderich nach Ruhrort eingemeindet. 1828 eröffnete Franz Haniel eine Werft für den Bau von Dampfschiffen. Seit 1766 wurde der Ruhrorter Hafen durch die preußische Regierung verwaltet, die für einen zielstrebigen Ausbau der Häfen sorgte. In den Jahren 1837 - 1842 wurde der Schleusenhafen gebaut, der durch einen Durchstich mit dem Inselhafen verbunden war.
Eisenbahnhafen
Die Ruhrorter Häfen wurden 1848 von der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft durch einen Zweiganschluss nach Oberhausen angeschlossen. Bis 1850 wurde der Ruhrorter Eisenbahnhafen erbaut, an dem 1852 die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft gemeinsam mit der Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahngesellschaft das Trajekt Ruhrort-Homberg errichtete und damit die Verbindung über den Rhein nach Aachen über Hohenbudberg – Krefeld – Viersen – Mönchengladbach herstellte. In den Jahren 1860 - 1867 folgte der Bau des Nord- und Südhafens in Ruhrort. Die mit der Schiffahrt verbundenen Berufe prägen seit dem 18. Jahrhundert das Gesicht der Stadt.
Schiffergilde
Um 1720, zur Zeit des ersten Hafenbaus, hatte Ruhrort lediglich 450 Einwohner. Aufgrund der Lage am Rhein und an der Ruhrmündung lebten hier zahlreiche Schiffsknechte, Steuerleute und Schrffszimmermänner. Einzige Zunft der Stadt war bis 1750 die Schiffergilde. In ihr waren nicht nur Schiffer vertreten, sondern alle Einwohner, die mit der Schiffahrt beruflich zu tun hatten. Die vorindustrielle Schifffahrt war in Zünften und Gilden organisiert. Die Ruhrorter Schiffergilde existierte spätestens seit 1665. Ihr gehörten alle Schifffahrtstreibenden und Schiffszimmerleute an. Die Gilde schrieb die Lehrzeiten der Schiffer vor, zog von den Hafenbenutzern eine Gebühr ein und gewährte in Not geratenen Mitgliedern soziale Fürsorge.
Vor allem aber verteilte sie die Frachten nach einer festgelegten Reihenfolge unter ihren Mitgliedern. 1761 gab es in der Stadt keinen einzigen Bauern. Allerdings bot die Landwirtschaft für viele Einwohner ein willkommenes Zubrot. Erst mit dem Kohlenhandel wuchs die Einwohnerzahl stetig. Erstmals wurden nun auch außerhalb der Stadtmauer Häuser gebaut. Vor allem Kaufleute und Gastwirte ließen sich in der Neustadt nieder. Zu der wachsenden Zahl von Kohlenhändlern in der Stadt zählte auch Franz Haniel. Durch den Erwerb von Zechen, Hüttenwerken, Schiffen und einer Schiffswerft wuchs sein Kohlenhandel rasch zu einem bedeutenden Industriekonzern.
Pfarrkirche St. Maximilian
Die katholische Pfarrkirche St. Maximilian wurde in den Jahren 1845 - 1847 erbaut. Das im Stil des Klassizismus errichtete Gebäude baute der Krefelder Architekt Heinrich Johann Freyse. 1867 - 1871 folgte ein Erweiterungsbau - diesmal im neugotischen Stil - durch Heinrich Wiethase aus Köln. Geweiht ist die Pfarrkirche dem heiligen Bischof und Märtyrer Maximilian von Celeia (gest. 284). Diese Kirche war die Schifferkirche für alle im Ruhrorter Hafen anlegenden katholischen Schiffer. Die Gemeinde in Ruhrort wurde am 13. Juli 1489 als selbstständige Pfarre errichtet.
Evangelische Kirche
Zwei Kirchtürme mit hohen, spitzen Helmen sind die markanten Punkte im Stadtbild von Ruhort. Der Turm am südlichen Ende der Fabrikstraße gehört zur evangelischen Jakobus-Kirche von 1842, die 1991 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Als Kirche dient seither das evangelische Gemeindehaus von 1902/1903 an der Dr. Hammacher-Straße in wuchtigem, romanisch geprägtem Jugendstil. Es ist zugleich traditionell Sitz der „Neederlandse Kerk aan de Ruhr". Der andere Turm befindet sich am nördlichen Ende der Fabrikstraße/Ecke Bergiusstraße und er gehört zur katholischen Maximiliankirche.
Neumarkt
Zwischen den großen Gartengrundstücken an Hafen- und Dammstraße, wovon heute noch die grüne Oase des Franz-Haniel-Platz zeugt, und der nördlich verlaufenden Furt eines alten Ruhrarmes, der Woy in Höhe etwa der heutigen Weinhagenstraße, erstreckte sich im 18. Jahrhundert königlich preußisches Domänenland. Die östliche Begrenzung stellte die „Landwehr" dar, die westliche der Damm am Hafenmund. Um für die aufstrebende Gemeinde Neubürger anzuwerben, plante die Kammer in Kleve 1782 auf diesem Areal eine regelmäßig angelegte Neustadt nach barockem Muster. So entstand die zweite Ruhrorter Stadterweiterung „Auf dem Hustenkamp*. Der Bebauungsplan, den der Geometer Hoffele hierfür aufstellte, ist in Kopien von 1802 und 1820 erhalten. Die Bebauung folgt diesem Plan bis heute.
Schifferkinderheim „Nikolausburg"
Die Fürst-Bismarck-Straße, früher Bassinstraße genannt wegen des nahen Hafenbeckens, wurde erst 1890 aufgeschüttet, als der Karlsplatz schon fertig war. Das größte Gebäude hier ist das Schifferkinderheim „Nikolausburg" des Caritasverbandes für die Stadt Duisburg e.V. Bereits seit 1900 betrieb die evangelische Kirche in der nahen Schifferheimstraße ein Heim mit Schule für die Kinder der Schiffer ohne festen Wohnsitz an Land. 1923 - 1927 ließ die katholische Kirche von den Duisburger Architekten von Cube & Buchloh auch eine solche Einrichtung bauen, aber ungleich größer und moderner. Die Kapelle mit polygonalem Chor und der hohe Turm daneben bestimmen die Ansicht von der Homberger Straße. Die Bauformen des Backsteinexpressionismus sind vergleichbar mit dem Hauptlagerhaus der Gütehoffnungshütte in Oberhausen von Peter Behrens oder dem Tausendfensterhaus von Heinrich Blecken. Das Kinderheim ist heute eine moderne Jugendeinrichtung und ein Suchthilfezentrum. Das Ende der Straße bildet das ehemalige Kreishaus von 1889. Es blickte früher mit seiner repräsentativen Westfassade zur Ruhrmündung und - noch ohne Brücke - hinüber nach Homberg, heute nur auf die Straßenböschung.
...weitere Sehenswürdigkeiten
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten in Ruhrort zählen der Turm der Jakobuskirche und das im klassizistischen Baustil errichtete Kunst- und Auktionshaus in der Hafenstraße 35. Für die zu klein gewordene Jakobuskirche in der Altstadt errichtete 1842 die evangelische Gemeinde an dieser Stelle ein neues Gotteshaus. Von der durch Kriegseinwirkungen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche steht heute nur noch der Kirchturm. 1985 wurde bei Straßenarbeiten in Ruhrort ein etwa 10 Meter tiefer Brunnenschacht entdeckt, der bereits teilweise verfüllt war. Gebaut wurde der Brunnen etwa zwischen 1800 - 1850. Die oberirdische Rekonstruierung des Brunnens erfolgte 1990. Nun hat Ruhrort wieder einen Brunnen im Straßenbild.
Tausendfensterhaus
1901 wurde eine Schifferbörse in Ruhrort eingerichtet. Am 1. April 1904 wurde die Bürgermeisterei Beeck nach Ruhrort eingemeindet. 18 Monate später, am 1. Oktober 1905 wurde Ruhrort zusammen mit Duisburg und Meiderich zu einer Großstadt vereinigt und deren Häfen durch eine einheitliche Verwaltung zusammengeschlossen. 1924 erbauten die Rheinischen Stahlwerke ihr Verwaltungsgebäude im monumentalen Backsteinexpressionismus, das Haus Ruhrort, im Volksmund auch Tausendfensterhaus genannt.
Museum der Deutschen Binnenschifffahrt
Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ist in der alten Ruhrorter Badeanstalt untergebracht. Es erwarten den Besucher zahlreiche Informationen zur Lebenswelt der Binnenschifffahrt. Besuchen Sie auch die begehbaren Museumsschiffe, den Radschleppdampfer Oscar Huber von 1922 und den Eimerkettendampfbagger Minden von 1882. Beide liegen an der Steiger Schifferbörse, nur 10 Minuten Fußweg vom Museum entfernt....
Weitere Informationen zum Binnenschifffahrtsmuseum in Duisburg-Ruhrort finden Sie hier....!
Duisburger Hafen
Der Duisburger Hafen, besser bekannt als Duisburg-Ruhrorter Häfen, befindet sich in an der Mündung der Ruhr in den Rhein. Der Hafen besteht aus mehreren einzelnen Becken, die insgesamt als Häfen bezeichnet werden. Sie gelten als größter Binnenhafen Europas, in Summe aller Hafenanlagen (öffentlich und privat) als größter Binnenhafen der Welt. Mit einer Gesamtfläche von etwa 10 Quadratkilometer zieht sich der Gesamtbereich des eigentlichen Hafens....
Weitere Informationen zum Duisburger Hafen finden Sie hier.....!
Quellenangabe:
Die Informationen zur Geschichte von Ruhrort basieren auf dem Artikel Ruhrort (Stand vom 10.01.2010) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen zusammen mit der Grafik "Ruhrorter Kastell im Jahre 1587 - Autor: Franz Hagenberg" unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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