Marienkirche

Überblick

Die Evangelische Marienkirche befindet sich im Süden der Innenstadt von Duisburg. Die Kirche bildete die erste deutsche Niederlassung des Johanniter-Ordens, nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des Ersten Kreuzzuges im Jahre 1099 als Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem. Die Johanniter erweiterten 1150 das Gebäudeensemble um ein Hospital und eine Kirche. Katholische Pfarrkirche war sie bereits seit dem Jahr 1187. Im Jahr 1554 wurde dort das erste evangelische Abendmahl in der Stadt Duisburg gefeiert. Ursprünglich stand die Kirche außerhalb der Duisburger Stadtmauer, im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer erweitert und seitdem steht die Kirche am Marientor.
Evangelische Marienkirche

Die evangelische Marienkirche in Duisburg zeugt von der ersten Niederlassung des Johanniterordens in Deutschland. Bei Ausgrabungen an diesem Ort wurden 1987 noch Reste des Fundamentes aus dem 10. - 11. Jahrhundert entdeckt. Der Corputius-Stadtplan (1566) zeigt ebenfalls die Marienkirche, die im 15. Jahrhundert um einen gotischen Chor und eine Kapelle ergänzt wurde. Wegen Einsturzgefahr wurde die Kirche 1789 teilweise abgetragen und es entstand der heute sichtbare klassizistische Umbau von 1797 bis 1802.
Das Kirchenschiff wurde entkernt, die beiden Türme durch einen Einzelturm ersetzt. Die Emporen wurden 1896/97 eingebaut, ebenso errichtete man damals den Konfirmandensaal. Erst 1969 kamen das Pfarrhaus und das Gemeindezentrum hinzu.


Ein Ausschnitt aus dem Corputius-Plan von 1566 gibt Auskunft darüber, welche Gestalt die damalige Marienkirche mit größter Wahrscheinlichkeit hatte. Der Betrachter erkennt ein zweischiffiges Langhaus und dazwischen einen Querbau mit drei Schallfenstern. Der Querbau enthält den Glockenstuhl. Hinter Türmen und Querbau erkennt man den Choranbau, der 1475 entstanden ist. Im Hintergrund befinden sich entlang der Stadtmauer Gebäude der Johanniter-Komturei. Die Kreuze auf dem Gelände um die Kirche deuten einen Friedhof an. Im unteren Bildrand schließlich erkennt man die Brücke über den Dickelsbach, die nach der linken Seite hin direkt zum Marientor (Stadttor) hinführt.

Mit der Geschichte der Marienkirche verbindet sich auch die Geschichte des Johanniterordens, der knapp 50 Jahre nach seiner Entstehung im „Heiligen Land“ in Duisburg seine erste Niederlassung schuf. Hierbei handelte es sich um ein Gebäude für vier bis fünf Ordensbrüder, um ein Hospitalgebäude sowie um die erste Marienkirche. Die Johanniter waren ursprünglich Krankenpfleger. Um 1070 betreuten sie in Jerusalem ein Hospiz, das Kaufleute aus Amalfi gegründet hatten.
Diese Einrichtung diente als Rast- und Verpflegungsstätte für Pilger, die von Italien per Schiff ins Heilige Land kamen.

Nach dem 1. Kreuzzug ins Heilige Land (Palästina) 1096 - 1099 gab ein gewisser Gerhard von Amalfi 1099 dieser Organisation den Charakter eines unabhängigen Ordens. Schon ab 1119 hatten die Johanniterritter neben der Betreuung von Pilgern und Kranken auch den bewaffneten Personen und Eigentumsschutz der Christen in Palästina übernommen. Er dehnte seinen Wirkungsbereich nach Europa aus und errichtete an allen Pilgerstraßen Hospize. Bereits 1150 wurde als erste deutsche Niederlassung in Duisburg eine Commende (Komturei) eingerichtet.

Der Orden errichtete vor der Stadt, auf dem Gelände eines vermutlich zum Reichsgut gehörenden Adelshofes, ein Ordensgebäude, ein Hospiz und die St. Marien- und Johann-Baptist-Kirche. Zu dieser Zeit wurde in ganz Europa zur Teilnahme am 2. Kreuzzug aufgerufen, denn mit dem Fall von Edessa 1146 war das Königreich Jerusalem stark bedroht. Das Duisburger Hospiz sollte vermutlich durchreisenden Pilgern und Kreuzzugteilnehmern als Quartier dienen.
In der Reformation teilte sich der Orden. Der protestantische Zweig behielt den Namen Johanniter, der katholische bezeichnete sich nunmehr als Malteser. Durch die Säkularisierung verlor der Orden 1803 seine Stellung und wurde in Preußen 1810 aufgehoben.

Grabungsprojekte in der Innenstadt

Im direkten Umfeld der Marienkirche in Duisburg fanden im Jahr 2011 Ausgrabungskampagnen statt. Diese wurden notwendig, weil die Neubebauung großer Flächen anstand. Hier sollte u.a. ein neues Gesundheitszentrum entstehen. Die Bebauungsfläche - eine Brache - diente vorher als Parkplatz. Das Areal wurde eingegrenzt von der Beekstraße, der Josef-Kiefer-Straße und der Steinsche Gasse. Bei solchen Großmaßnahmen ist es immer wichtig, den Boden auf archäologische Funde zu untersuchen, denn hier war einst ein dicht bebautes Altstadtquartier. Die archäologischen Befunde und Funde reichten vom Zweiten Weltkrieg bis ins frühe Mittelalter und geben ein Bild des Lebens und Arbeiten in Duisburg durch die Zeiten hinweg. Danach stoppten die weiteren Arbeiten und das Gesundheitszentrum wurde nicht gebaut. Die gesamte Fläche ist noch immer eine Brache- heute umgeben von einer wildwachsenden Vegetation.