Marienkirche
Evangelische Marienkirche
Die evangelische Marienkirche in Duisburg zeugt von der ersten Niederlassung des Johanniterordens in Deutschland. Bei Ausgrabungen an diesem Ort wurden 1987 noch Reste des Fundamentes aus dem 10./11. Jahrhundert entdeckt. Der Corputius-Stadtplan (1566) zeigt ebenfalls die Marienkirche, die im 15. Jahrhundert um einen gotischen Chor und eine Kapelle ergänzt wurde. Wegen Einsturzgefahr wurde die Kirche 1789 teilweise abgetragen und es entstand der heute sichtbare klassizistische Umbau von 1797 bis 1802. Das Kirchenschiff wurde entkernt, die beiden Türme durch einen Einzelturm ersetzt. Die Emporen wurden 1896/97 eingebaut, ebenso errichtete man damals den Konfirmandensaal. Erst 1969 kamen das Pfarrhaus und das Gemeindezentrum hinzu.
Ein Ausschnitt aus dem Corputius-Plan von 1566 gibt Auskunft darüber, welche Gestalt die damalige Marienkirche mit größter Wahrscheinlichkeit hatte. Der Betrachter erkennt ein zweischiffiges Langhaus und dazwischen einen Querbau mit drei Schallfenstern. Der Querbau enthält den Glockenstuhl. Hinter Türmen und Querbau erkennt man den Choranbau, der 1475 entstanden ist. Im Hintergrund befinden sich entlang der Stadtmauer Gebäude der Johanniter-Komturei. Die Kreuze auf dem Gelände um die Kirche deuten einen Friedhof an. Im unteren Bildrand schließlich erkennt man die Brücke über den Dickelsbach, die nach der linken Seite hin direkt zum Marientor (Stadttor) hinführt.
Mit der Geschichte der Marienkirche verbindet sich auch die Geschichte des Johanniterordens, der knapp 50 Jahre nach seiner Entstehung im “Heiligen Land” in Duisburg seine erste Niederlassung schuf. Hierbei handelte es sich um ein Gebäude für vier bis fünf Ordensbrüder, um ein Hospitalgebäude sowie um die erste Marienkirche. Die Johanniter waren ursprünglich Krankenpfleger. Um 1070 betreuten sie in Jerusalem ein Hospiz, das Kaufleute aus Amalfi gegründet hatten. Diese Einrichtung diente als Rast- und Verpflegungsstätte für Pilger, die von Italien per Schiff ins Heilige Land kamen.
Nach dem 1. Kreuzzug ins Heilige Land gab ein gewisser Gerhard von Amalfi 1155 dieser Organisation den Charakter eines unabhängigen Ordens. Schon ab 1119 hatten die Johanniterritter neben der Betreuung von Pilgern und Kranken auch den bewaffneten Personen und Eigentumsschutz der Christen in Palästina übernommen. Er dehnte seinen Wirkungsbereich nach Europa aus und errichtete an allen Pilgerstraßen Hospize. Bereits 1150 wurde als erste deutsche Niederlassung in Duisburg eine Commende (Komturei) eingerichtet.
Der Orden errichtete vor der Stadt, auf dem Gelände eines vermutlich zum Reichsgut gehörenden Adelshofes, ein Ordensgebäude, ein Hospiz und die St. Marien- und Johann-Baptist-Kirche. Zu dieser Zeit wurde in ganz Europa zur Teilnahme am 2. Kreuzzug aufgerufen. Das Duisburger Hospiz sollte vermutlich durchreisenden Pilgern und Kreuzzugteilnehmern als Quartier dienen. In der Reformation teilte sich der Orden. Der protestantische Zweig behielt den Namen Johanniter, der katholische bezeichnete sich nunmehr als Malteser. Durch die Säkularisierung verlor der Orden 1803 seine Stellung und wurde in Preußen 1810 aufgehoben.