Essener Münsterkirche Teil I.

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen



Gründung

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen - Wappen des Stiftes Essen



Nördlich der Ruhr auf einem landwirtschaftlichen Gut lag die Keimzelle der Stadt Essen. Im Jahr 850 gründete Bischof Altfrid aus dem sächsischen Geschlecht der Ludolfinger ein Kanonissenstift für die Töchter des sächsischen Hochadels. Später entstand um das Sitift herum eine Siedlung mit der Bezeichnung Astnidhe. Die erste Kirche an diesem Platz war eine Stiftskirche, die von der ersten Äbtissin des Stiftes Essen bis 870 errichtet wurde. Erhalten aus dieser sind noch einige Bauteile der Kirche wie z.B. der Chor und Teile des Langhauses. Die heutige Kirche ist der vierte Bau an dieser Stelle, die nach Zerstörungen immer wieder neu errichtet wurde. Die Münsterkirche ist den Heiligen Märtyrern Cosmas und Damian, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit sowie der Jungfrau Maria geweiht. Sie befindet sich am Burgplatz in der östlichen Innenstadt von Essen. Heute ist das Essener Münster die Bischofskirche des Bistums Essen, des im Jahr 1958 gegründeten sogenannten „Ruhrbistums“ mit dem ersten Bischof Franz Hengsbach an der Spitze.




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Essen-City - Domkirche Straße An St.-Quintin - in Erinnerung an die 1823 abgebrochene Kapelle - Blick auf die Klausur und die Kirche St. Johannes der Täufer


Der zweite Bau des Münsters geht auf einen Brand von Kirche und wahrscheinlich auch der Siedlung im Jahr 946 zurück. Unklar ist, ob die Kirche in Gänze neu entstanden ist. Im Zeitraum von 973 bis 1058 entstand der zweite Bau des Kirchengebäudes. Man nimmt heute an, dass der Bau dieses Gebäudes unter der Äbtissin Mathilde (Amtszeit 973 - 1011) begonnen und unter der Äbtissin Theophanu vollendet wurde. Diese war die Enkelin des Kaisers Otto II. und seiner Frau Theophanu, nach der sie benannt wurde. Ihre Mutter war Mathilde, die dritte Tochter Kaiser Ottos II. und der Kaiserin Theophanu. Der wahrscheinlich noch in der Zeit der Ottonen (919 - 1024) begonnene Neubau war durch die Ausdehnung des Vorgängerbaus beeinflußt, da der größte Teil der Fundamente wieder verwendet wurde, nur dort, wo die Belastungen gewachsen waren oder die Raumaufteilung stark abwich, wurden neue gesetzt.


...vom Stift zur Abtei...

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen - Essener Domschatzkammer


In einer Seitenkapelle steht das berühmteste Werk des Münsterschatzes, die „Goldene Madonna“, eine mit Goldblech überzogene Lindenholzplastik. Um 947 erhielt das Stift Essen das Recht auf freie Äbtissinenwahl und das Recht der geistlichen und weltlichen Gerichtshoheit. Um 1275 wurde aus dem Stift eine Abtei. Die Äbtissin konnte sich fortan als Fürstäbtissin bezeichnen und besaß als Reichsfürstin Sitz und Stimme im Reichstag. Die Wahrnehmung der weltlichen Aufgaben und die der Gerichtsbarkeit wurden auf einen Vogt übertragen, der den jeweiligen Landesherren wie z.B. den Grafen von Altena und Berg, Friedrich von Isenburg, den Grafen von der Mark und zuletzt dem König von Preußen unterstand.


Karte von 1681
Karte von 1681 Ausschnitt aus einer Karte von 1681 mit dem Gebiet der kaiserlichen Abteien von Essen und Werden von Nicolas Sanson - Foto: Wikipedia (Public domain)

Westwerk

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen - Westwerk des Domes zu Essen


Hierdurch verlor das Stift Essen einen Teil seiner politischen Unabhängigkeit. Von 1512 bis zur Auflösung gehörte die Reichsabtei zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis. 1802 fiel das Stift im Zuge der Säkularisation an den Staat Preußen. Die letzte Äbtissin, Maria Kunigunde von Sachsen, starb am 8. April 1826 in Dresden. Die erste Äbtissin, Gerswied, war die Schwester von Altfrid, Bischof von Hildesheim. Während ihrer Regentschaft entstand die erste große karolingische Kirche. Wie bereits zuvor erwähnt, brannte diese Kirche 947 nieder und wurde teilweise wieder aufgebaut. In der Zeit von 973 - 1058 wird die Kirche neu errichtet und wahrscheinlich während der Regierungszeit der Äbtissin Theophanu (1033 - 1058) vollendet. Von den Bauten aus dieser Zeit sind heute noch bedeutende Bestandteile erhalten.


Atrium

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Essen-City - Domkirche Essener Münster - Atrium


Aus dieser Zeit stammt auch das Westwerk des Doms, das noch heute das Bild der Kirche bestimmt. Auch eine Krypta wurde hinzugefügt, die um 1051 eingeweiht wurde. Durch das Atrium - mit seinen beiden Pfeilergängen um 1050 entstanden - betritt man die Münsterkirche. 1275 vernichtete ein Großbrand die ottonische Stiftskirche, wobei der Westbau und die Krypta erhalten blieben. Beim Aufbau, der in die Amtszeit der Äbtissinnen Berta von Arnsberg und Beatrix von Holte fiel, verbanden die Baumeister altes mit den neuen Bauformen der Gotik. Im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde die Kirche so wiederaufgebaut, wie sie unter der Äbtissin Beatrix von Holte (1292 - 1327) vollendet wurde.


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Essen-City - Domkirche Innenansicht in Richtung Hauptaltar - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Die Kirche selbst besteht aus drei gleichhohen Schiffen und einem gotischen Hallenchor. An sie schließt sich ein Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert an, der nach dem Krieg wiederhergestellt wurde. Zum Hochaltar gehören die beiden noch erhaltenen Flügel (1522 - 1525) mit den bedeutendsten Werken des Künstlers Barthel Bruyn (Kölner Schule). Unter dem Hochaltar befindet sich die Krypta mit der lezten Ruhestätte des Bischofs Altfrid. Auf der Gegenseite befindet sich die sogenannte Adveniatkrypta- eine Grablege für die Essener Bischöfe. Der Name wird abgeleitet von der bischöflichen Aktion Adveniat, die ihren Sitz in Essen hat.


Siebenarmiger Leuchter

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen - Siebenarmiger Leuchter (Münsterschatz) - Foto: Wikipedia - Autor: Goldjunge - Lizenz: s.u.


Weiterhin interessant ist der zum Münsterschatz gehörende siebenarmige Leuchter, der vor dem Westwerk der Kirche steht. Es handelt sich hier um ein nach dem Vorbild des Leuchters im salomonischen Tempel in Jerusalem entstandenen Kunstwerk, das um die Jahrtausendwende als Bronzearbeit geschaffen wurde. In der linken Seitenkapelle befindet sich das Meisterstück des Domschatzes- die sogenannte „Goldene Madonna“. Das Kunstwerk wurde um 990 geschaffen- während der Regierungszeit der Äbtissin Mathilde II. (971 - 1011). Wieder zurück zum Atrium sieht man an der Ostwand der Johanniskirche (St. Johann Baptist) ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert.


Stift Essen

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche in Essen - Atrium


Das Stift Essen war ein Frauenstift, das von ungefähr 845 bis 1803 bestand, und das zugleich Reichsfürstentum im Heiligen Römischen Reich war. Die Geschicke des Essener Stiftes waren immer eng mit ihren regierenden Äbtissinnen verbunden, deren Herrschaftsbereich sich u.a. bis weit in den Westen nach Elten (heute Ortsteil von Emmerich) erstreckte. Im Norden des Territoriums befand sich seit 1073 das Kloster Stoppenberg und im Süden das Stift Rellinghausen. Zu den Besitzungen des Stifts gehörte auch die Umgebung um Huckarde, an der Grenze zur Grafschaft Dortmund und vom Essener Territorium durch die Grafschaft Mark getrennt.


Besitzungen

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Essen-City - Domkirche Essener Münsterkirche - Eingang an St. Quintin


Das Stift besaß rund zwei- bis dreitausend Besitztitel in der Umgebung, im Vest Recklinghausen, am Hellweg sowie um Breisig und bei Godesberg. Insgesamt gehörten rund 40 Grundherrschaften dazu, abgesehen vom Salland, rheinaufwärts bis in die Gegend von Andernach, genauer Breisig. Verstreuter Besitz bestand zudem in Westfalen und an der Lahn um Fronhausen südlich von Marburg. Bedeutende Frauen aus alten Adelsgeschlechtern standen dem Kloster vor. Das Stift war die Keimzelle für die Entwicklung der Stadt Essen. Die Stiftskirche, das Essener Münster, dient heute dem Ruhrbistum als Kathedrale. Der erhaltene Kirchenschatz umfasst einige der bedeutendsten ottonischen Kunstwerke wie auch Kunstschätze späterer Epochen. [1]


Münsterschatz

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Essen-City - Domkirche Münsterkirche Essen: Grablegung Christi, Meister der von Carbenschen Gedächtnisstiftung, Köln; 1. Viertel 16. Jahrhundert - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Neben der Besichtigung des Hohen Doms und der St. Johanniskirche (St. Johann Baptist), dem bedeutenden Kreuzgang und dem Atrium ist auch ein Besuch der Essener Domschatzkammer sehr zu empfehlen. Der Essener Domschatz ist eine der bedeutendsten Sammlungen kirchlicher Kunstwerke in Deutschland. Vom Burgplatz betritt man den Vorplatz des Essener Münsters und sieht auf der rechten Seite die Domschatzkammer, die in den Jahren von 2008 - 2009 umgebaut und erneuert wurde. Der heutige Domschatz stammt aus dem Schatz des Essener Damenstiftes, deren Äbtissinnen das reiche Erbe ihrer Vorgänger bewahrten und durch eigene Sammlungen, durch Stiftungen und Schenkungen mehrten.


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Essen-City - Domkirche Detailaufnahme des Mathildenkreuzes des Essener Domschatzes - Bildquelle: Wikipedia - Autor: Domschatzkammer Essen - Lizenz: s.u.


Mathilde II, Enkelin Kaiser Ottos I. führte das Stift von etwa 973 bis 1011, unter ihr kamen die bedeutendsten Kunstschätze des Essener Domschatzes nach Essen. Auch ihre beiden Vorgängerinnen Hathwig und Ida und ihre beiden Nachfolgerinnen Sophia und Theophanu entstammten dem liudolfingischen Geschlecht und mehrten damit Reichtum und Einfluss des Stiftes. Mit der Gründung des Bistums Essen 1956 ging der Domschatz in das Eigentum des Bistums über. Auf Wunsch des ersten Essener Bischofs Franz Hengsbach wurde die Domschatzkammer uneingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. U.a. enthält der Essener Domschatz mehrere kunsthistorisch bedeutende Werke insbesondere aus der ottonischen Epoche wie z.B. vier Vortragekreuze aus ottonischer Zeit, das Otto-Mathilden-Kreuz, das Kreuz mit den großen Senkschmelzen, das Theophanu-Kreuz und die Goldene Madonna (in der Münsterkirche), die älteste vollplastische Marienfigur.


Goldene Madonna

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Essen-City - Domkirche Goldene Madonna - Essener Domschatz - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Zu den Kunstschätzen der Domschatzkammer in Essen zählt die „Goldene Madonna“, deren Entstehungszeit auf das Jahr 980 datiert wird. Die Goldene Madonna ist eine Marienfigur des Essener Domschatzes. Mit einer Entstehungszeit um 980 ist sie die älteste erhaltene vollplastische Marienfigur der abendländischen Kunst. Neben dem Kölner Gerokreuz ist sie eines der wenigen erhaltenen ottonischen Großkunstwerke. Heute ist die Marienfigur noch immer ein hochverehrtes Kultbild und eine Identifikationsfigur des Ruhrgebietes mit seiner Geschichte. Sie befindet sich nicht in der Domschatzkammer sondern steht auf einem Seitenaltar im Essener Dom.


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Essen-City - Domkirche Portal zum Dom


Der Name Goldene Madonna ist erst im 19. Jahrhundert aufgekommen. In den alten Manuskripten wie dem Essener Liber Ordinarius, einer um 1370 entstandenen Handschrift mit liturgischen Anweisungen für das Essener Damenstift, wurde sie als dat gulden bild onser vrouwen oder ymago aurea beatae Mariae Virgine bezeichnet. Das Schatzverzeichnis des Stiftes Essen von 1626 nennt Noch ein gross Marienbelt, sitzend uff einen sthuell mit lauteren golt uberzogen. Die Benutzung des Begriffs „Madonna“ illustriert das Staunen der Romantik vor der Schöpfung des Mittelalters, die in dem Schatzverzeichnis des Stiftes erst unter Nr. 32 aufgeführt wurde. Datiert wird die vergoldete Statue in die Zeit um 980. Damit entstand die Madonna in der Regierungszeit der Essener Äbtissin Mathilde II. (971 – 1011), die eine Enkelin Kaiser Ottos des Großen war.


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Essen-City - Domkirche Detail der Goldenen Madonna - Foto: Wikipedia - Autor: Martin Engelbrecht - von der Domschatzkammer Essen (Inhaberin der Nutzungsrechte) zur Verfügung gestellt - Lizenz: s.u.


Unter Mathilde und ihren Nachfolgerinnen Sophia (1012 – 1039) und Theophanu (1039 – 1058), die alle dem ottonischen Königshaus angehörten, erlebte das der Heiligen Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria und den Heiligen Cosmas und Damian geweihte Stift Essen eine Blütezeit, aus der die wertvollsten Kunstwerke des Essener Domschatzes stammen. Entstehungsort und Künstler der Goldenen Madonna sind unbekannt; die Essener örtliche Überlieferung gibt Köln oder Hildesheim als mögliche Entstehungsorte an, wo eine wenig später entstandene Madonnenfigur erhalten ist. Dabei ist Köln wahrscheinlicher. Seit 1959 befindet sich die Goldene Madonna in einer klimatisierten Hochsicherheitsvitrine in der nördlichen Seitenkapelle des Münsters, vor der während der Öffnungszeiten der Münsterkirche stets Gläubige anzutreffen sind. Die Goldene Madonna, im Essener Volksmund auch „Essen sein Schatz“ genannt, war auch Star eines Werbeplakates der Essener Stadtwerbung. [2]


Informationen:

Essen-City - Domkirche
Essen-City - Domkirche Essener Münster - Domschatzkammer


Desweiteren gehören zum Domschatz mehrere Reliquiare, Messkelche und einige Handschriften, darunter das sprachwissenschaftlich wie künstlerisch bedeutsame Evangeliar Essener Domschatzkammer Hs. 1 (Pergamenthandschrift des Essener Domschatzes - um 800 entstanden), sowie Skulpturen und weitere bedeutende Kunstgegenstände.

Adresse:

Domschatzkammer Essen

Burgplatz 2
45127 Essen

Telefon: 0201 / 2204-206
Fax: 0201 / 2204-236

E-Mail: domschatz@bistum-essen.de

Internet: Domschatzkammer


Öffnungszeiten:

Dienstag - Sonntag: 11.00 - 17.00 Uhr


An bestimmten hohen kirchlichen Feiertagen ist die Domschatzkammer geschlossen. Bitte informieren Sie sich vor einem Besuch auf der o.a. Website!


Essener Münsterkirche Teil II.

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Essen-City - Domkirche Brunnen vor der Münsterkirche


Im Essener Münster befinden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Kunstschätze und architektonische Besonderheiten. Bereits auf dem Platz vor der Kirche - dem sogenannten Domhof - seitlich des Hauptportals, angrenzend zur Kettwiger Straße, befindet sich ein Brunnen, eine Kreuzigungsgruppe, die Bronzestatue des hl. Altfrid und eine Figur zur Erinnerung an den ersten Bischof des Ruhrbistums- Kardinal Franz Hengsbach (1910 - 1991). Zu den Naturschönheiten auf....

Weitere Informationen zur Essener Münsterkirche Teil II. finden Sie hier....!


Quellenangabe:

Essen-City - Domkirche
Essen-City - Domkirche Blick auf das Atrium mit dem Pfeilergang


1.: Die Informationen zur Geschichte des Stiftes zu Essen basieren auf dem Artikel Stift Essen (Stand vom 26.10.2007) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2.: Die Informationen zur Goldenen Madonna in Essen stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 03.10.20020!

Die Fotos "Detail der Goldenen Madonna - Autor: Martin Engelbrecht" - "Detailaufnahme des Mathildenkreuzes des Essener Domschatzes - Autor: Domschatzkammer Essen" - "Münsterkirche in Essen - Siebenarmiger Leuchter - Autor: Goldjunge" stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und sind lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported [24 KB] . Bei beiden Aufnahmen handelt es sich um Bilder der Domschatzkammer Essen- auf strikte Einhaltung der Lizenz bei Weiterverwendung ist zu achten!


Fotos der Essener Domkirche