Villa Hügel
Übersicht
Das ehemalige Wohnhaus der Familie Krupp - die Villa Hügel - liegt im Essener Ortsteil Bredeney. Das Gebäude wurde 1873 von Alfred Krupp errichtet und ist das ehemalige Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp. Die Villa hat etwa 270 Räume, eine Wohn- und Nutzfläche von 8100 Quadratmeter und befindet sich in einem 28 Hektar großen Park am Rande des Ruhrtals. Es bietet sich von hier aus ein faszinierender Blick auf das Ruhrtal und den Baldeneysee. Verwaltet wird die Villa Hügel heute durch die Kulturstiftung Ruhr, welche regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte oder Ausstellungen dort durchführt. Außerhalb dieser Zeiten kann sie in den Öffnungszeiten besichtigt werden.
Geschichte
Nach Entwürfen von Alfred Krupp entstand von 1868 bis 1872 diese klassizistische schlossartige Residenz, bestehend aus dem ehemaligen Wohnhaus, dem Gästehaus und einer 75 Hektar großen Wald- und Parkanlage. Bis 1945 war dies das repräsentative Domizil der Familie Krupp. Im Wohnhaus befinden sich wertvolle Gobelinsammlungen, kostbare italienische Cassettendecken sowie die Gemäldesammlung der Familie Krupp. Hochkarätige internationale Kunstausstellungen und Konzerte machten aus der Villa Hügel ein Kulturzentrum von Weltformat. Im Kleinen Haus ist die historische Sammlung Krupp sowie eine Dauerausstellung über „Krupp heute“ zu besichtigen.
Park der Villa Hügel
Der prachtvolle Park der Villa Hügel selbst bietet in reicher Abwechslung schöne Ausblicke und enthält viele seltene fremdländische Gehölze, z. B. Zedern, Mammutbäume. Bei der Anlage des riesigen Parks ließ Alfried Krupp ausgewachsene Bäume anpflanzen, um noch zu seinen Lebzeiten den Park im „Endzustand“ zu sehen. Abgestorbene Bäume wurden kurzerhand durch „neue alte“ ersetzt, was dazu führte, dass der Baumbestand im Park der Villa Hügel erheblich älter ist als die Gesamtanlage....
Weitere Informationen zum Park der Villa Hügel in Essen finden Sie hier.....!
...der Name Krupp
Krupp ist der Name einer deutschen Familiendynastie von Industriellen des 19. und 20. Jahrhunderts, die mit der in Essen ansässigen Friedrich Krupp AG das zeitweise größte Unternehmen Europas aufbauten. Seit der Fusion 1999 mit der Thyssen AG trägt der Konzern den Namen ThyssenKrupp. Die Geschichte der Familie Krupp beginnt mit Friedrich Krupp, der am 17. Juli 1787 in Essen geboren wurde. Er gründete die Kruppsche Gussstahlfabrik, die sein Sohn Alfred Krupp zum zeitweise größten Industrieunternehmen in Europa ausbauen sollte, und die heute in der Thyssen Krupp AG aufgegangen ist.
Friedrich Krupp stammt aus einer eingesessenen Essener Bürgerfamilie. Als eigentliches Familienoberhaupt kann zumindest ab diesem Zeitpunkt die Großmutter, Helene Amalie Krupp (1732 - 1810), geborene Ascherfeld, angesehen werden. Sie hatte aus einer Kolonialwarenhandlung, die sie von ihrem Mann Friedrich Jodocus Krupp geerbt hatte, bereits einen Verbund diverser Handels- und Industrieunternehmen aufgebaut. 1807 erhält er von seiner Großmutter als Geschenk die "Gute Hoffnung" übertragen, eine Eisenhütte in Sterkrade, die sie 1800 ersteigert hatte.
Gutehoffnungshütte
Krupp wirtschaftet diese sehr schnell herunter. Die Großmutter macht die Übertragung rückgängig, die Hütte geht 1808 an die Brüder Franz und Gerhard Haniel und Heinrich Huyssen, die mit der Gutehoffnungshütte (MAN-Konzern) den lange Zeit größten Arbeitgeber des späteren Oberhausen aufbauen. Die Großmutter stirbt 1810, das Erbe geht an Friedrich Krupp und seine Schwester Helene verheiratete von Müller auf Burg Metternich. Mit diesem Startkapital gründet Krupp eine Werkstatt, die er am 20. November 1811 umfirmiert in die „Firma Friedrich Krupp zur Verfertigung des Englischen Gussstahls und aller daraus resultierenden Fabrikationen“.
Gussstahlherstellung
Teilhaber sind die Brüder Georg Karl Gottfried und Wilhelm Georg Ludwig von Kechel, die behaupteten, in der Gussstahlherstellung erfahren zu sein. Ziel Krupps war es, das begehrte Material, das seit der Kontinentalsperre Napoleon Bonapartes nicht mehr aus England nach Europa gelangte, auf dem Kontinent herzustellen. (allerdings war er da nicht der erste, die Herstellung englischen Gussstahls war auf dem Kontinent durchaus bekannt, seit 1804 Johann Conrad Fischer (1773 - 1854) in Schaffhausen das englische Monopol gebrochen hatte.) Die Marktlücke war also zunächst gegeben - doch am unternehmerischen Geschick mangelte es, und die Marktlücke blieb nicht ewig offen.
Zunächst kann Krupp nur Zementstahl erzeugen, 1812 liefert er aber zum ersten Mal Feilen aus diesem Material. Die Gussstahlfabrik wird erst 1813 fertiggestellt, nachdem ca. 30.000 Reichstaler investiert wurden - bei minimalen Einkünften. Krupp zehrt im Grunde vom Familienvermögen. Zudem stellen sich die Teilhaber als unzuverlässig heraus: Ihre angeblichen Kenntnisse auf dem Gebiet des Gussstahls sind nicht vorhanden. Dem Bankrott nahe trennt sich Krupp 1816 von ihnen und wird Alleininhaber der Firma. In diesem Jahr ist er auch zum ersten Mal in der Lage, englischen Gussstahl zu liefern. Zu dieser Zeit ist jedoch die Kontinentalsperre schon seit drei Jahren aufgehoben, und der „echte“ englische Gussstahl ist auf dem Kontinent wieder in großer Menge verfügbar.
Neue Anlagen
1817 wird die Produktion auf Gerberwerkzeuge, Bohrer, Drehstähle, Münzstempel und Münzwalzen ausgedehnt. 1818 vergrößert er die Fabrikation und baut ein neues Werk im Westen der Stadt, das am 18. Oktober 1819 in Betrieb geht. Die Anlage ist auf 60 Schmelzöfen angelegt, doch nur acht sind in der ersten Ausbaustufe vorhanden. Ebenfalls in dieser Zeit lässt er dort ein Aufseherhaus bauen, welches später zum Stammhaus Krupp wird. 1820 liefert er primär Schneidwerkzeuge, Sägen und Klingen. Doch die Firma bekommt er nie richtig auf die Füße. Krupp hatte sich durch den Neubau hoch verschuldet, ist häufig krank.
Am 8. Oktober 1826 stirbt Friedrich Krupp, 39 Jahre alt geworden, an einem Lungenödem (Brustwassersucht). Beigesetzt wird er auf dem damaligen evangelischen Friedhof Essens im Stadtkern zwischen der ersten und der zweiten Weberstraße (heute nicht mehr vorhanden - heißt jetzt Gerswidastraße). Das Unternehmen Krupp beschäftigt zu diesem Zeitpunkt noch sieben Arbeiter. Sein 14jähriger Sohn Alfred folgt ihm in der Unternehmensleitung nach und wird das Unternehmen in den darauffolgenden Jahrzehnten zur Weltgeltung führen. 1848 wird Alfred Krupp Alleineigentümer der Essener Gussstahlfabrik, die in den darauf folgenden Jahren weiterhin den Umsatz im wesentlichen mit der Produktion von Walzen und Besteck aus Gussstahl erzielt.
Nahtloser Radreifen
Der endgültige Durchbruch gelingt Alfred Krupp mit der Erfindung des nahtlosen Radreifens 1852/1853: Ein geschmiedetes längliches Stück Stahl wird mittig gespalten, ringförmig auseinandergetrieben, gereckt und schließlich gewalzt. Für Jahrzehnte sind Eisenbahnreifen Krupps Kernprodukt, was vor allem daher rührt, dass die meisten US-Amerikanischen Eisenbahngesellschaften Kruppsche Radreifen nutzen. Das Symbol der Firma Krupp ist deswegen auch keineswegs eine Kanone, sondern drei versetzt aufeinander liegende (nicht ineinander verwobene) Radreifen. Als Ergebnis dieses ersten Wachstumsschubs beschäftigt die Firma in den 1850er Jahren rund 1.000 Arbeiter.
Soziales Engagement
Das Wirken Krupps ist von der sozialen Verantwortung für seine Arbeiter und Angestellten begleitet. So richtet er bereits 1836 für seine Arbeiter eine Betriebskrankenkasse ein, errichtet eine Krankenanstalt und lässt Werkswohnungen bauen, die in ihrer Zeit vorbildlich sind. Daneben eröffnet er die „Konsum-Anstalt“, um seinen Mitarbeitern günstige Einkaufsmöglichkeiten zu geben. Für dieses Engagement erwartet Krupp als Gegenleistung Identifikation mit dem Unternehmen und extrem hohe Loyalität. Das bedeutet, dass sich die Arbeiter auch außerhalb der Arbeitszeit als „Kruppianer“ verhalten müssen - und sich als solche beispielsweise keinesfalls in der Arbeiterbewegung engagieren dürfen.
Alfred Krupp ist einer der innovativen Pioniere der Industrialisierung. Er entwickelt den Dampfhammer, verbessert die Stahlerzeugung durch die Anwendung der jeweils neuesten Produktionsverfahren (Puddelverfahren, Bessemer-Verfahren, Siemens-Martin-Verfahren) - und stellt als erster deutscher Privatunternehmer Kanonen und Geschütze her. 1887 stirbt Alfred Krupp im Alter von 75 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Sohn Friedrich Alfred Krupp (1854 - 1902) erbt die Firma, die mittlerweile 20.000 Beschäftigte hat.
Villa Hügel - Blickachse (aus der Bibliothek) im Erdgeschoss mit elektrischer Beleuchtung - eingebunden über Wikimedia Commons
Friedrich Alfred Krupp
Friedrich Alfred Krupp (1854 - 1902) übernimmt nach dem Tod seines Vaters die Leitung der Firma, in die er 1875 eingetreten war. Er setzt den Ausbau des Imperiums fort. So erwirbt er 1892 mit den Grusonwerken in Magdeburg den Anlagenbau als neuen Produktionsbereich und verschafft sich mit der Germaniawerft in Kiel 1896 Zugang zum Schiffsbau. 1897 errichtet er die Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, die sich in wenigen Jahren zum größten Stahlwerk Europas entwickelt. Hier wird das Thomas-Verfahren zur Stahlgewinnung eingesetzt. Zur Deckung des Rohstoffbedarfes werden Erzgruben und Kohlezechen erworben. Als Friedrich-Alfred Krupp 1902 stirbt, hat das Unternehmen 43.000 Mitarbeiter.
Margarethe Krupp
„Die Witwe Margarethe Krupp (1854 - 1931) führt nach dem Tod ihres Mannes Friedrich-Alfred Krupp die Firma gemeinsam mit Aufsichtsrat und Direktorium weiter. Die Firma „Gußstahlfabrik Fried. Krupp“ wird in die Aktiengesellschaft „F.A. Krupp AG“ überführt. Darüber hinaus engagiert sie sich als Kunstmäzenin und im sozialen Bereich. Sie stiftet den Bau der Gartenstadt Margarethenhöhe und gründet eine Stiftung für Krankenpflege von Werksangehörigen. Ihre Tochter Berta Krupp (1886 - 1957) wird im Alter von sechzehn Jahren 1902 zur Alleingesellschafterin der Krupp AG.
Dr. Gustav von Bohlen und Halbach
Im Oktober 1906 heiratet sie den Legationsrat Dr. Gustav von Bohlen und Halbach, der durch eine kaiserliche Genehmigung den Namen Krupp führen darf. Das Recht auf den Namen Krupp erhalten nur Familienmitglieder, die die Leitung der Firma Krupp innehaben. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870 - 1950) tritt 1907 in den Aufsichtsrat der Gesellschaft ein und übernimmt 1909 den Vorsitz. Zum Vorstandsvorsitzenden wird Alfred Hugenberg berufen, der 1918 ausscheidet, um in Berlin einen Medienkonzern aufzubauen. Die Weltwirtschaftskrise 1929 übersteht das Unternehmen wegen der eingeleiteten Sanierung dagegen ohne größere Probleme.
Alfried Krupp
Doch seit der Machtübernahme 1933 durch die Nationalsozialisten wird die Rüstungsproduktion wieder enorm gesteigert. Krupp entgeht der Verstaatlichung durch die sogenannte „Lex Krupp“ und wandelt 1943 die Aktiengesellschaft wieder in eine Einzelfirma um. Im März 1943 wurde Alfried von Bohlen und Halbach (1907 - 1967) in Nachfolge seines Vaters Gustav Krupp von Bohlen und Halbach Vorsitzender des Direktoriums der Friedrich Krupp AG. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Alfried Krupp von Bohlen und Halbach in einem Kriegsverbrecherprozess wegen Plünderung von Wirtschaftsgütern im Ausland und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern angeklagt. Anstelle seines gesundheitlich angeschlagenen Vaters wird er zu 12 Jahren Haft und dem Einzug seines Vermögens verurteilt.
Stiftung Krupp
1951 kommt er vorzeitig aus der Haft frei und kann nach Aufhebung des Urteils 1953 erneut die Leitung der Firma übernehmen. In diesem Jahr tritt Berthold Beitz dem Unternehmen bei, der später Generalbevollmächtigter der Firma wird. Krupp beschließt, das Unternehmen langfristig aus der Waffenproduktion zurückzuziehen - ein Prozess, der erst 1991 mit dem Verkauf der Atlas Elektronik GmbH abgeschlossen wird, denn in diesem Jahr erwarb der Bremer Vulkan die Firma. Krupp weitet den Industriebau in Entwicklungsländern aus und wendet sich dem Bau von Kernkraftwerken zu.
Mit dem Tod Alfried Krupps am 30. Juli 1967 in Essen stirbt der Familienname aus, weil sein Sohn Arndt von Bohlen und Halbach schon vorher auf das Erbe verzichtete und damit das Recht auf den Namen Krupp verliert. Das gesamte Vermögen geht auf die "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung" über, die alleinige Besitzerin der 1968 eingetragenen Kapitalgesellschaft Fried. Krupp GmbH ist. Als Verwalter der Stiftung wird Berthold Beitz eingesetzt. Die Firma ThyssenKrupp entstand 1999 aus der Fusion der Thyssen AG mit der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp. [1]
Am 8. Mai 1986 stirbt Arndt von Bohlen und Halbach in München. Seine Witwe muss aufwendige Prozesse führen, um die Hinterlassenschaft des einstigen Krupperben zu klären.
Wandertipp
Der Kruppsche Wald, früheren Generationen als wichtiges Ausflugs- und Erholungsgebiet bekannt, zieht sich auf dem Südhang der nördlichen Kette der Ruhrberge abwärts zum Rande der alten Flußaue. Vielfach wechselnd und von kleinen Lichtungen unterbrochen besteht der Wald größtenteils aus Rotbuchen, daneben aber auch anderen, z. T. ausländischen Holzarten (z. B. amerikanische Eiche). Hier können Sie wandern, einkehren und besichtigen. Einige Wandertipps habe ich schon in den Artikeln Klusenkapelle und Isenburg veröffentlicht.
Eine kleine Wanderung führt Sie durch den Kruppwald um die Villa Hügel herum und zur Siedlung „Am Brandenbusch“, wo auch eine Kirche zu finden ist, der die Familie Krupp am Sonntag schon mal einen Besuch abstattete.
Adresse & Öffnungszeiten Villa Hügel
Adresse:
Villa Hügel
Hügel 1, 45133 Essen
Telefon: +49 201 61 62 917
E-Mail: info@villahuegel.de
Öffnungszeiten:
Hügel-Park:
täglich - auch an Feiertagen von 08.00 bis 20.00 Uhr;
Villa Hügel:
täglich außer montags von 10.00 bis 18.00 Uhr;
Internet:
https://www.villahuegel.de/oeffnungszeiten-und-kalender/
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Familie Krupp in Essen basieren auf dem Artikel Friedrich Krupp (Stand vom 07.11.2007), Alfred Krupp (Stand vom 18.12.2007) und Friedrich Alfred Krupp (Stand 29.10.2007) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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