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Zeche Zollverein - Schachtanlage 12

Essen-Katernberg - Zeche Zollverein
Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Blick auf das Fördergerüst von Schacht XII



Übersicht

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein ...gewaltige Konstruktionen im Bereich von Schacht XII....



Die vom Bauhaus beeinflussten Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer entwarfen die Pläne für die Errichtung der Zeche Zollverein Schacht XII und gaben mit der streng geometrisch gehaltenen Architektursprache maßgebliche Impulse für drei Jahrzehnte Industriebau. Der Schacht XII wurde dann zwischen 1928 und 1932 von den damals führenden Industriearchitekten Schupp und Martin Kremmer gebaut. Mit ihrer signifikanten Silhouette und der dem Bauhausstil verpflichteten ästhetischen Gesamtkonzeption war die Schachtanlage ein Meilenstein im Industriebau des 20. Jahrhunderts. Das 1930 errichtete Doppelbockfördergerüst in Vollwandbauweise wurde zum Vorbild für viele später gebaute Zentralförderanlagen. Die gesamte Anlage ist heute liebevoll restauriert und als einziger Förderbetrieb in Deutschland als ganzes Gebäudeensemble erhalten.





Zeche Zollverein - Schachtanlage 12

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Top des Doppelbockfördergerüstes von Schacht XII


Nach der Übernahme der Phönix AG durch die Vereinigte Stahlwerke AG 1926 wurde die Zeche Zollverein der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) zugeordnet und gehörte fortan zur Gruppe Gelsenkirchen. Unter deren Regie wurden die Kokereien nach und nach stillgelegt. 1928 begann die GBAG den Neubau einer kompletten, als Zentralförderanlage konzipierten Schachtanlage. Mit einer Förderkapazität von 12.000 Tonnen Kohle täglich übernahm Schacht 12 die gesamte Kohlenförderung der bisherigen vier Anlagen mit insgesamt elf Schächten. Die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer gestalteten die Schachtanlage.


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Ansicht der Kohlenwäsche von Norden


Sie galt als architektonische und technische Meisterleistung und war richtungweisend für den sachlich-funktionalen Industriebau. Der Aufbau folgte der einflussreichen Schule der Neuen Sachlichkeit. Die Schachtanlage galt als die modernste und „schönste Zeche der Welt“. Das 1930 errichtete Doppelbockfördergerüst in Vollwandbauweise wurde zum Vorbild für viele später gebaute Zentralförderanlagen. Der Schacht nahm am 1. Februar 1932 die Förderung auf und wurde 1937 nach dem damaligen Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks-AG Albert Vögler „Schacht Albert“ (ab 1941 „Schacht Albert Vögler“) benannt.


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Niederdruckkompressorenhaus - heute: Casino Zollverein Halle 9


Die Förderleistung der Zeche Zollverein wurde durch diese Maßnahme immens gesteigert. Sie erreichte im Jahre 1937 3,6 Millionen Tonnen bei 6900 Beschäftigten. Die Kokerei bei der Schachtanlage 1/2/8 wurde als kleiner Neubau mit 54 Koksöfen im Vorjahr wieder in Betrieb genommen und erzeugte jährlich 200.000 Tonnen Koks. Im Jahr 1937 wurde das alte Doppelstrebengerüst über Schacht 6 durch einen Neubau eines zweigeschossigen Strebengerüstes mit nur einer Förderung ersetzt. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Zeche Zollverein mit relativ geringen Beschädigungen. Im Jahr 1953 wurde bereits wieder eine Jahresförderung von 2,4 Millionen Tonnen erreicht, wodurch Zollverein wiederum den Spitzenplatz unter den westdeutschen Steinkohlebergwerken einnahm.


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein ...ehemalige Kohlenwäsche - jetzt Ruhrmuseum...im Vordergrund der Kokskohlenbunker...

Übergang in die Rheinelbe Bergbau AG

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Forum Kohlenwäsche - Werner-Müller-Platz - Blick auf das Restaurant „The Mine“


Nach Übergang in die Rheinelbe Bergbau AG als Nachfolgegesellschaft der alten GBAG wurde eine umfangreiche Erneuerung und Rationalisierung des Betriebes aller Zollverein-Schachtanlagen vorgenommen. Das Fördergerüst über Schacht 1 wurde 1958 durch einen vollwandigen Neubau ersetzt. Gleichzeitig wurde von 1960 bis 1964 eine komplette Neugestaltung der Schachtanlage 1/2/8
durch den Architekten Fritz Schupp durchgeführt. Schacht 2 erhielt 1964 den zuvor demontierten Förderturm von Schacht 2 der stillgelegten Zeche Friedlicher Nachbar, Bochum-Linden, als neue Förderanlage. Ab 1961 wurde auf einem westlich gelegenen Gelände eine Zentralkokerei mit 192 Öfen betrieben, die in den 1970er Jahren auf 304 Öfen erweitert wurde.


Förderung auf Schacht 12

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Blick auf die Maschinenhalle und das Fördergerüst von Schacht XII


Die Kokerei galt lange als die modernste Kokerei Europas, in der täglich 10.000 Tonnen Kohle zu 8.600 Tonnen Koks veredelt wurden. Aufgrund der Stahlkrise und der damit fallenden Koksnachfrage wurde die Kokerei am 30. Juni 1993 stillgelegt. Zwischen 1962 und 1964 wurden die vier Außenschachtanlagen zusammengefasst. Schacht 4 wurde 1962 als Förderschacht außer Betrieb gesetzt. Das Fördergerüst wurde an die Zeche Holland in Wattenscheid zum Ausbau eines neuen Zentralförderschachtes abgegeben. Die Förderanlagen Schacht 3 und 7 wurden ebenfalls rückgebaut. 1967 wurde die Förderung auf den Schachtanlagen 4/5/11 und 6/9 eingestellt. Die alleinige Förderung verblieb auf Schacht 12. 1968 wurde die Zeche Zollverein in die Bergbau AG Essen der Ruhrkohle AG überführt. [1]


Aufgabe des Förderstandortes

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Schalthaus 1


Nach Übernahme des Bergwerks durch die RAG wurde die Mechanisierung und Rationalisierung des Förderbetriebes fortgeführt. Die Förderung von Zollverein lag weiterhin bei annähernd 3 Millionen Tonnen jährlich. Ab 1980 wurde mit dem Abbau der letzten Fettkohlevorräte im Flöz Sonnenschein die Verlagerung des Abbaus nach Norden betrieben. Die südlichen und östlichen Schächte wurden nach und nach aufgegeben. Ab 1982 wurde ein Förderverbund mit der benachbarten Zeche Nordstern betrieben. Die Förderleistung dieses Verbundbergwerks Nordstern-Zollverein erreichte noch einmal 3,2 Millionen Tonnen jährlich. Nach erneuten Absatzeinbrüchen für Ruhrkohle wurde in der Kohlerunde 1983 die Aufgabe des Förderstandortes Zollverein beschlossen. [1]


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Fördergerüst über Schacht XII


Am 23. Dezember 1986 wurden alle verbliebenen Förderanlagen von Zollverein stillgelegt. Die Kokerei wurde noch bis 1993 betrieben. Schacht 2 und 12 werden bis heute für die Wasserhaltung genutzt. Das Grubenwasser, das hier zu Tage gepumpt und in die Emscher geleitet wird, stammt aus stillgelegten Zechen im Essener Norden und Nordosten, in Wattenscheid, Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop, Herne, Herten, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick und Datteln. Im Nachhinein wurden die verbliebenen Tagesanlagen von Schacht 12, Schacht 1/2/8, Schacht 4/5/11und Schacht 3/7/10 für eine neue Nutzung und als Industriedenkmal erhalten. [1]


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein Bildmitte: ehem. Kesselhaus - heute: Red Dot Design Museum


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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein ...ehem. Schrankenwärterhäuschen am Bahnübergang zur Gelsenkirchener Str.


Nach der Stilllegung 1986 kaufte das Land Nordrhein-Westfalen der Ruhrkohle AG das Gelände von Schacht XII ab, das bereits zur Stilllegung unter Denkmalschutz stand. Die Gesamtfläche der Zeche Zollverein ist das flächenmäßig größte Denkmal der Stadt Essen. In den folgenden Jahren wurde das Gelände von Schacht XII saniert. Die Bauhütte Zeche Zollverein Schacht XII GmbH beendete im Jahr 1999 ihre Sanierungstätigkeit. Von 1998 bis 2008 waren die dazu gegründete Entwicklungs-Gesellschaft Zollverein mbH (EGZ), die Stiftung Zollverein und die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur für den Erhalt und die Nutzung der stillgelegten Anlagen zuständig, seit 2008 sind diese Aufgaben in der Stiftung Zollverein gebündelt. Am 14. Dezember 2001 wurden die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 sowie die Kokerei Zollverein in die Liste des UNESCO Kultur- und Naturerbes der Welt aufgenommen.

Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe 2001 war der Beginn für den weiteren Ausbau des Geländes: Der Architekt Rem Koolhaas entwickelte mit seinem Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture 2001/2002 den Masterplan für die Umgestaltung des Standortes in einen lebendigen Kultur- und Wirtschaftsstandort. [1]


Quellennachweis:

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Essen-Katernberg - Zeche Zollverein ...ehem. Pförtnerhaus vor dem Eingang zur Schachtanlage XII


1.: Die Informationen zur Geschichte der Zeche Zollverein basieren auf dem Artikel Zeche Zollverein (Stand vom 29.04.2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


Fotos Zeche Zollverein - Schachtanlage 12