Bleckkirche in Bismarck

Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Bleckkirche - ein Kleinod in Gelsenkirchen...



Überblick

Gelsenkirchen - Bleckkirche
Gelsenkirchen - Bleckkirche Kirchenfenster



Die Bleckkirche befindet sich im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck und ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude. Die Kirche liegt in unmittelbarer Nähe zur Zoom Erlebniswelt, dem ehemaligen Ruhrzoo der Stadt Gelsenkirchen. Am Bleck, einer niedrigen sandigen Erhebung, gab es in vorindustrieller Zeit eine der wenigen Möglichkeiten, die sumpfige Emscherniederung zu überqueren. In der Nähe lag das um 1960 abgebrochene Schloss Grimberg mit einer gotischen Kapelle, die bereits 1908 in das ebenfalls der Familie Nesselrode gehörende Schloss Herten versetzt wurde. Das Schloss Grimberg war ein Wasserschloss im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck an der Stadtgrenze zu Herne-Wanne.


...wertvoller Steinaltar...

Gelsenkirchen - Bleckkirche
Gelsenkirchen - Bleckkirche Hauptportal


Um 1735 musste der damalige katholische Schlossherr, Johann Hermann Franz Graf von Nesselrode, seit 1740 Kaiserlicher General-Feldmarschall, für seine evangelischen Untertanen am Bleck eine kleine zweijochige Saalkirche bauen. Hierhin wurde nach erbittertem Streit mit der damaligen evangelischen Gemeinde 1738 der Steinaltar aus der Schlosskapelle von Grimberg mit einer Darstellung des letzten Abendmahls Christi überführt. Es stammt von einem unbekannten, an niederländischen Vorbildern geschulten Bildhauer und ist eines der bedeutendsten älteren Kunstwerke der Stadt Gelsenkirchen.


Gelsenkirchen - Bleckkirche
Gelsenkirchen - Bleckkirche Kirchturm


Der Renaissancealtar aus der alten Schlosskapelle von Haus Grimberg stammt aus dem Jahr 1574. Er ist aus Baumberger Sandstein hergestellt und besteht aus drei Teilen: dem Altarfuß, dem Altarbild und der Bekrönung. Weiterhin ist ein Kruzifix mit dem Stifterwappen des Heinrich Knipping, Herr auf Grimberg, und dessen Frau Sybille von Nesselrode zu sehen. Dies ist eines der frühesten von der Reformation bestimmten Retabel (Altaraufsatz) in Westfalen. Die in dieser Gegend ungewöhnliche Gestaltung ist an Grabmalentwürfe des Cornelis Floris angelehnt.



Gelsenkirchen - Bleckstraße - Bleckkirche in 03 ies

Interior der Bleckkirche in Gelsenkirchen-Bismarck - eingebunden über Wikimedia Commons


Erweiterung 1889

Gelsenkirchen - Bleckkirche
Gelsenkirchen - Bleckkirche Seitenansicht


Dieser Altar wurde 1574 von Heinrich Knipping gestiftet, einem der ersten lutherischen Adeligen der Region. Am Fuß des Altars stehen im damaligen Niederdeutsch die biblischen Einsetzungsworte zum Abendmahl aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus, Kapitel 11, Vers 23 - 25:

„Ich habe es von dem HERRN empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der HERR Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm das Brot, dankte und brach's und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis.“

1889 wurde die Kirche durch den Bochumer Baumeister Hellhammer in neuromanischen Formen um den Turm und ein Querhaus mit Chor erweitert. Die Bleckkirche ist das älteste erhaltene Gotteshaus von Gelsenkirchen.


Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Bleckkirche - Kirchturm


Grimberger Altar

Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Grimberger Altar


Der Grimberger Altar wird oft als ein rätselhaftes Kunstwerk bezeichnet, da nicht klar ist, wer den Altar geschaffen hat. Es gibt Fragen und Theorien zu Vorbildern und Gestaltern des Kunstwerks. Klar ist, dass es sich bei dem Kunstwerk um eine Stiftung handelt. Der Grimberger Altar, seit 1738 in der Bleckkirche in der unmittelbaren Umgebung der ZOOM-Erlebniswelt (früher Gelsenkirchener Zoo), wurde ursprünglich für die Kapelle des Schlosses Grimberg gefertigt und gilt als gemeinsame Stiftung des Heinrich Knipping und seiner Frau Sibilla von Nesselrode. Er ist inschriftlich datiert auf das Jahr 1574. Da Knippings Sterbejahr teils mit 1578, teils aber schon mit 1573 angegeben wird, steht zu vermuten, dass der Auftrag für den Altar früher als 1574 durch das Ehepaar erteilt wurde. Der Altar besteht aus Baumberger Sandstein, zeigt im Retabel eine Abendmahlsszene, in der Predella eine Inschrift mit den Einsetzungsworten zum Abendmahl und im Gesprenge ein Kruzifix mit den Stifterwappen und zwei auf Schädeln sitzenden Todesgenien (Engel mit gesenkten Fackeln). [2]


Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Grimberger Altar


Er ist mit prächtigem Dekor im Stil der Renaissance geschmückt. Der oder die Künstler, die den Altar anfertigten, sind unbekannt. Nach derzeitigem Wissensstand ist der Grimberger Altar der älteste bekannt nachreformatorische Altar Westfalens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die prachtvoll ausgearbeitete Dekoration der triumphbogenartigen „Rahmung" des Altarbildes - bestehend aus Voluten (spiralförmige Verzierungen), Kandelabersäulen, Kartuschen mit Rollwerk, Rankenwerk, Engels-und Löwenköpfen und vielem mehr- wie in der Renaissancezeit üblich nach druckgraphischen Vorlagen (Holzschnitten und / oder Kupferstichen) hergestellt wurde. In Frage kommen beispielsweise Drucke von Heinrich Aldegrever (1502 - zwischen 1555 und 1561), geboren in Paderborn, hauptsächlich in der Hansestadt Soest tätig, einem bedeutenden Maler, Kupferstecher und Siegelschneider. [2]


Westfälisches Abendmahl

Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Detail Grimberger Altar


Wer Christus und die Apostel auf dem Abendmahlsrelief des Grimberger Altars genauer betrachtet, sieht eine Gruppe von Adeligen des 16. Jahrhunderts, die standesgemäß tafeln. Die Apostel tragen modische Kleidung, bei einigen sieht man bestickte Wämser mit vielen Knöpfen und steifen Hemdkragen, bei dem einen oder anderen erkennt man an einem Ärmel oder einer Schulter auch einmal eine Andeutung der beliebten geschlitzten Mode der Renaissancezeit, man beachte auch den doppelten geschlitzten Kragen am Umhang des Apostels links mit dem Weinkelch und der ausgestreckten Hand. Eine Aktualisierung des Abendmahlsgeschehens, eine Versetzung in die Entstehungszeit des Altars, ist nicht ungewöhnlich und entspricht zudem der besonderen heilsgeschichtlichen theologischen Bedeutung, die das Abendmahl gerade für die reformatorisch gesinnten Zeitgenossen, die es „unter beiderlei Gestalt" (Brot und Wein) einzunehmen pflegten, hatte. Daher sind auf der Tafel auch standes- ebenso wie regionaltypische Speisen, Gebrauchs- und Dekorationsobjekte zu entdecken. Man bezeichnet wegen ihres Regionalbezugs eine solche Darstellung als „Westfälisches Abendmahl“. [2]


Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Bleckkirche - Impressionen


Eine Besichtigung der Kirche von Innen ist jetzt zu verschiedenen Terminen möglich. Auch am Tag des offenen Denkmals im September ist das Kirchengebäude meist geöffnet. Das Kirchengebäude wird seit einiger Zeit wieder für verschiedene Zwecke genutzt. Die Bleckkirche gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Bismarck. Das Kirchengebäude liegt übrigens direkt (50 Meter) neben dem Haupteingang zur ZOOM Erlebniswelt (früher Ruhr Zoo) in Gelsenkirchen-Bismarck.

Weitere Informationen zur Bleckkirche in Gelsenkirchen-Bismarck finden Sie hier....!


Haus Grimberg - ein Rittersitz an der Emscher

Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Lageplan des Schlosses Grimberg auf einer alten Karte aus dem Jahr 1823 - Annegret Müller, Heidemarie Otten, Historische Garten- und Parkanlagen. Emscher Landschafts-Park. Essen : Kommunalverband Ruhrgebiet, 1992 - Foto: Wikimedia Commons (gemeinfrei)


Um 1317 errichtete Ritter Wennemar vom Grimberg zu Aldenbochum, der vom Schultenhof Grimberg (= Sandberg) bei Wattenscheid stammte, eine Wasserburg zwischen den Flüssen Emscher und Ah (Nebenfluss der Emscher, heutiger Hüller Mühlenbach), die zunächst nach ihrer Lage „Castrum tur Ah" (= Burg zur Ah) genannt wurde. Die Burg stand an einer strategisch wichtigen Stelle, an der Grenze zwischen der Grafschaft Mark und dem Vest Recklinghausen, die durch die Emscher und südlich davon durch einen natürlichen Wall, die „Märkische Landwehr” markiert wurde und in der Nähe eines Emscherübergangs (Grimberger Schemm), den diese Burg als Grenz- und Wehrbau wohl sichern sollte. Um 1323 erwarb Graf Engelbert von der Mark die Burg und gab sie Ritter Wennemar zu Lehen. Schon bald wurde sie ein Offenhaus der Grafen von der Mark, das ihnen und ihrem Gefolge jederzeit - Tag und Nacht zugänglich sein mußte - somit diente die Burg zur Ah als Schutzburg und als Operationsbasis gegen das mit den Grafen oft im Konflikt liegende kurkölnische Vest Recklinghausen. [2]


Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck ...die Kapelle während des Abbaus 1908 am Standort Schloss Grimberg (heute Schloss Herten) - Albert Ludorff (1848 - 1915) - Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gelsenkirchen-Stadt, Münster : Schöningh, 1908 - Foto: Wikimedia Commons (gemeinfrei)


Um 1400 wurde sie nach ihrem Erbauer „Haus Grimberg” genannt. Wohl etwa zeitgleich mit der Burganlage wurde auf der Vorburg eine Kapelle als Eigenkirche der Burgherren errichtet, die 1328 mit einer nahegelegenen Bauernstelle (Grimberger Hof?) samt Garten, Äckern und Weiden zum Unterhalt des Priesters ausgestattet wurde. Zum Schloss gehörte die Burgfreiheit auf der Vorburginsel, wo die Bediensteten wohnten, die Herrlichkeit Grimberg mit Gerichtsrechten über bestimmte Höfe in Eickel, Biekern, Hüllen und Braubauerschaft sowie ein umfangreicher Güterbesitz, der sich auf pachtpflichtige Höfe in Gelsenkirchen, Braubauerschaft, Heßler, Bickern-Wanne, Baukau (Herne) und weiteren Ortschaften im heutigen Gelsenkirchen, Herne und Bochum erstreckte. [2]


Schlosskapelle Herten

Herten - Schlosskapelle Herten
Herten - Schlosskapelle Herten Grimberger Schlosskapelle mit Gräfte


Die Schlosskapelle stammt aus dem 14. Jahrhundert und stand ursprünglich bei Schloss Grimberg, auch Haus Grimberg genannt, im heutigen Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck. Haus Grimberg gehörte zur Gemeinde Braubauerschaft, die am 6. Februar 1900 in Bismarck umbenannt wurde Der heutige Name des Stadtteils geht auf die um 1870 errichteten Zechenkolonien der Zeche Graf Bismarck, benannt nach dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, zurück......

Weitere Informationen zur Schlosskapelle Herten in der Stadt Herten im Ruhrgebiet finden Sie hier....!


Quellenverzeichnis

Gelsenkirchen - Bismarck
Gelsenkirchen - Bismarck Orgel in der Bleckkirche


1.: Die Informationen zur Geschichte der Bleckkirche in Gelsenkirchen-Bismarck basieren auf dem Artikel Bleckkirche (Stand vom 17.07.2019) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2.: Die Informationen zum Haus Grimberg und zum Altar in der Bleckkirche stammen von Informationstafeln vor Ort!


Fotos Bleckkirche in Gelsenkirchen