Zeche Hibernia

Überblick

Auf dem Wiehagen fand 1840 Ludwig von Oven Steinkohle. Er stammte aus Gelsenkirchen und sein Haus, ein Unterhof des „Brockhofes", der zum Stift Essen gehörte, stand an der heutigen Hauptstraße 13. Erst William Thomas Mulvany machte am 7. März 1855 den rrsten Spatenstich zur Niederbringung eines Schachtes. Erste Kohle wird 1858 gefördert. Die meisten Anteilseigner des neuen Unternehmens sind Iren, und seit dem 4. Oktober 1857 heißt die Zeche dann auch Zeche Hibernia. Wer sich heute auf Spurensuche begibt, wird westlich des Gelsenkirchener Hauptbahnhofs unweigerlich auf ein paar Relikte aus der Zeit dieser Zeche stoßen. Allein der Name der Straße erinnert noch heute an die industrielle Vergangenheit in diesem Gebiet- Hiberniastraße.
Zeche Hibernia

Die Zeche Hibernia war ein Steinkohlenbergwerk in Gelsenkirchen. Für den Namen des Bergwerks wurde der lateinische Begriff für Irland verwendet. Die Zeche Hibernia gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins für Bergbauliche Interessen. Außerdem gehörte die Bergwerksgesellschaft Hibernia zu den Gründungsmitgliedern des Rheinisch-Westfälischen Kohlen-Syndikats. Das Bergwerk gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Zechen des Regierungsbezirks Arnsberg. Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Zeche Hibernia war der Bau der Köln-Mindener Eisenbahn. Im Jahr 1846 wurden Schürfscheine für die südlich von Gelsenkirchen liegenden Felder Christianenglück und Ludwigsglück ausgestellt. Die beiden Schürfscheine wurden auf den Namen des Grubenrechnungsführers a. D. Franz Hilgenstock aus Mülheim ausgestellt. Hilgenstock handelte bei der Beantragung der beiden Schürfscheine im Auftrag des Gutsbesitzers Ludwig van Oven aus Huckingen.

Allerdings ergaben sich bei der Erkundung der Lagerstätte Probleme, denn die Kohlen lagen hier in einer Teufe, in der die deutschen Ingenieure bisher noch keine bergbaulichen Tätigkeiten durchgeführt hatten. Am 6. Juli des Jahres 1854 wurde das Geviertfeld Ludwigsglück verliehen. Eine irische Investorengruppe entsandte den Ingenieur William Thomas Mulvany. Noch im Jahr 1854 wurde die Gewerkschaft Hibernia in Gelsenkirchen gegründet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Ruhrgebiet vermehrt Bergwerksgesellschaften durch ausländische Kapitalgeber gegründet und so handelte es sich bei den Gewerken dieser neu gegründeten Gewerkschaft überwiegend um Iren. Als Repräsentant der Gewerkschaft wurde William Thomas Mulvany gewählt. Noch im selben Jahr übernahm die Gewerkschaft Hibernia die beiden Felder Christianenglück und Ludwigsglück. Es wurde beschlossen, im Feld Ludwigsglück ein Bergwerk zu errichten. Damit die Gewerkschaft das Grubenfeld erschließen konnte, mussten die Probleme, die sich aufgrund der Geologie der Lagerstätte ergaben, gelöst werden. Hierfür konnte Mulvany den britischen Bergbauingenieur William Coulson aus dem Kohlerevier Durham gewinnen. Die für die praktischen Tätigkeiten benötigten Bergleute stammten ebenfalls aus diesem Bergbaugebiet. [1]

Nachdem die Gewerkschaft den Bauern Feldhove und Strunk ein für den Bau der Tagesanlagen benötigtes Feld abgekauft hatte, erfolgte am 7. März des Jahres 1855 der erste Spatenstich für den Tiefbauschacht (Schacht 1). Wenige Tage später wurde am 17. März mit den Teufarbeiten von Schacht 1 begonnen. Der Schacht wurde am Bahnhof Gelsenkirchen angesetzt. Da der Schacht durch wasserführende Schichten geteuft wurde, erfolgte der Schachtausbau bei diesem Schacht mit gusseisernen Tübbingen. Diese Methode des Schachtausbaus war bei den deutschen Bergbauingenieuren unbekannt, da man hier zu dieser Zeit die Schachtwandungen ausmauerte. Der Bau des Schachtes, insbesondere das aus England stammende Verfahren mittels Küvelage, erweckte großes Interesse bei den deutschen Fachleuten.

Im Jahr 1857 wurde neben dem Schacht 1 mit den Teufarbeiten für den als Wetterschacht geplanten Schacht 2 begonnen. Der Schacht wurde nördlich von Schacht 1 in einer Entfernung von 24 Lachtern angesetzt. Schacht 2 hatte einen runden Querschnitt mit einem Durchmesser von 10 Fuß. Noch im selben Jahr erreichte Schacht 1 bei einer Teufe von 111 Metern das Karbon. Während der Teufarbeiten durchörterte man bereits am Anfang vier bauwürdige Flöze. Am 20. Juni desselben Jahres wurde das Feld Ludwigsglück mit dem Geviertfeld Neu-Christiansglück zu Hibernia konsolidiert. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Berechtsame eine Fläche von 2,1 Quadratkilometer. Zu dieser Zeit gehörte das Bergwerk zum Oberbergamtsbezirk Dortmund und dort zum Bergrevier Altendorf. Im Jahr 1858 wurde im Schacht 1 bei einer Teufe von 162 Metern (−112 m NN) die 1. Sohle und bei einer Teufe von 195 Metern (−145 m NN) die 2. Sohle angesetzt. Die Teufarbeiten am Schacht 2 wurden zunächst gestundet. Damit die Bergarbeiter eine Wohnung in der Nähe des Bergwerks hatten, ließ Mulvany die Siedlung Balaklava erbauen. Die Siedlung befand sich in der heutigen Neustadt im Bereich der Schwanenstraße.

Noch im Jahr 1858 konnte der Schacht 1 in Förderung gehen. Um das Feld weiter auszurichten, wurden ober- und unterhalb der 1. Sohle in den Flözen jeweils eine Mittelsohle aufgefahren. Wegen der guten Lagerungsverhältnisse konnten die Bergleute schon zu diesem Zeitpunkt sehr gute Förderergebnisse erzielen. Allerdings zeichnete sich bereits ab, dass das Bergwerk aufgrund der hohen Förderung sehr bald in größere Teufen vordringen musste. Da es Untertage zu starken Zuflüssen von Grubenwasser kam, war es zwingend erforderlich, den zweiten Schacht weiter zu teufen. Im Jahr 1860 wurden die Teufarbeiten am Schacht 2 wieder aufgenommen. Im Schacht 1 wurde im selben Jahr die Seilfahrt eingeführt. Die Zeche Hibernia war somit eines der ersten Bergwerke, auf dem die Seilfahrt mittels Förderkorb erfolgte. Im darauffolgenden Jahr ging der Schacht 2 ab der 2. Sohle in Förderung. Das Bergwerk gehörte mittlerweile zum Bergrevier Steele. Zu diesem Zeitpunkt wurden in den einzelnen Flözen die Wetterstrecken weiter aufgefahren.
Aktiengesellschaft Hibernia und Shamrock

Im Jahr 1872 kam es zu einem Grubenbrand, dessen Auswirkungen so stark waren, dass die Förderung eingestellt werden musste. Anschließend mussten die abgesoffenen Grubenbaue auf der 4. Sohle wieder gesümpft werden. Zum Ende des Jahres konnte die Förderung wieder aufgenommen werden. Im selben Jahr wurden die Teufarbeiten am Schacht 1 wieder aufgenommen und der Schacht wurde tiefer geteuft. Im Jahr 1873 wurde der Schacht 1 mit der 5. Sohle durchschlägig. Bedingt durch die Wirtschaftskrise, die auf den Aufschwung nach dem Französisch-Preußischen Krieg (1870/71) folgte, geriet die Gesellschaft Hibernia in finanzielle Schwierigkeiten und wurde zusammen mit dem Bergwerk Shamrock in Herne an zwei Berliner Banken verkauft. Diese Banken gründeten zwecks Übernahme eine neue Gesellschaft, die etwas später in die Aktiengesellschaft Hibernia und Shamrock Bergwerksgesellschaft überführt wurde. Als Aufsichtsratsvorsitzender der neuen Gesellschaft wurde William Thomas Mulvany gewählt. Im Jahr 1880 wurde der Schacht 2 mit einem Stahlfördergerüst ausgestattet. [1]

Im Jahr 1887 wurde der Schacht 2 (Wetterschacht) bis zur 9. Sohle tiefer geteuft. Im selben Jahr kam es im Schacht 2 zu einer Schlagwetterexplosion, hierbei wurden 52 Bergleute getötet. Im darauffolgenden Jahr wurde der Schacht 1 bis zur 8. Sohle geteuft. Im Jahr 1890 wurde im Schacht 2 bei einer Teufe von 610 Metern (−560 m NN) die 10. Sohle angesetzt. Um einen weiteren Schacht für die Bewetterung zu erhalten, wurde im Jahr 1891 mit den Teufarbeiten für den Schacht 3 begonnen. Am 23. Januar dieses Jahres kam es zu einer Kohlenstaubexplosion, bei der 57 Bergleute ums Leben kamen. Am 15. Oktober 1891 wurde eine Kokerei in Betrieb genommen. Im Jahr 1894 wurde der Schacht 3 als Wetterschacht in Betrieb genommen. Der Schacht war bis zur 10. Sohle in Betrieb. Am 24. Juli 1910 wurde die Kokerei stillgelegt. Im Jahr 1913 wurde der Schacht 1 bis zur 11. Sohle in Betrieb genommen. [1]
...letzte Jahre bis zur Stilllegung

Während des Ersten Weltkrieges beschloss der preußische Landtag ein Gesetz, durch das die Staatsregierung ermächtigt wurde, die restlichen freien Aktien der Bergwerksgesellschaft Hibernia zu erwerben. Durch diese Maßnahme wurde die Bergwerksgesellschaft Hibernia verstaatlicht. Daraufhin legte der Aufsichtsrat sein Mandat nieder. Im Jahr 1920 wurde im Schacht 1 bei einer Teufe von 880 Metern (−911 m NN) die 12. Sohle angesetzt. Im Rahmen der Rationalisierungsmaßnahmen der 1920er Jahre entschloss sich die Hibernia AG, die Zeche Hibernia stillzulegen. Nachdem die Kohlenvorräte weitgehend abgebaut waren, wurde die Zeche Hibernia am 31. Juli des Jahres 1925 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Die Grubenbaue blieben noch für Erhaltungsarbeiten offen. In den Jahren 1926 und 1927 wurden nochmals geringe Mengen Kohlen als Deputat abgebaut. Die Gebäude und Schächte wurden 1927 an die Versuchsgrubengesellschaft mbH (GBAG) verpachtet. In den Jahren 1928 bis 1942 wurde die Versuchsgrube Hibernia mit bis zu 109 Bergleuten betrieben. Zum Jahresende des Jahres 1943 wurde die Versuchsgrube Hibernia stillgelegt. Die Berechtsame wurde durch die beiden Zechen Consolidation und Dahlbusch weiter genutzt. Schacht 1 kam als Außenschachtanlage an die Zeche Dahlbusch, war bis 1961 in Betrieb und wurde im selben Jahr verfüllt. Schacht 3 wurde von der Zeche Consolidation als Außenschacht bis 1964 betrieben und im selben Jahr abgeworfen und verfüllt. [1]
Heutiger Zustand

Nach der endgültigen Aufgabe des Hibernia-Grubenfeldes wurden die verbliebenen Tagesanlagen abgebrochen. Nur die Entlüftungsrohre an den ehemaligen Schächten sind noch erhalten geblieben. An den Namen der Zeche Hibernia erinnert noch heute die Hiberniastraße im Zentrum von Gelsenkirchen. Auf dem evangelischen Friedhof an der Kirchstraße erinnern noch die Grabsteine der ehemaligen irischen Bergleute an die ersten „Gastarbeiter im Bergbau“. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche befindet sich heute u.a. das ehem. Fernmeldeamt und die Niederlassung der Deutschen Post in Gelsenkirchen. Das Gelände ist nicht mehr als Bergbaufläche erkennbar. Schacht 1 befindet sich im Grüngürtel des Bahndamms, Schacht 2 auf dem Parkplatz der Deutschen Post und Schacht 3 auf dem Gelände der Telekom. Etwa 100 Meter südlich der Bahnstrecke der ehem. Köln-Mindener-Bahn markiert die Straße Wiehagen den Rand der gleichnamigen Gemarkung. [1]
Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein
- Zeche Bonifacius in Essen-Kray
- Zeche Katharina in Essen-Kray
- Zeche Centrum in Essen-Leithe
- Zeche Zollverein in Essen-Katernberg
- Zeche Carl in Essen-Altenessen
- Zeche Helene in Essen-Altenessen
- Zeche Anna in Essen-Altenessen
- Zeche Emil in Essen-Altenessen
- Zeche Emscher in Essen-Altenessen
- Zeche Heinrich in Essen-Altenessen
- Zeche Fritz in Essen-Altenessen
- Zeche Wohlverwahrt in Essen-Horst
- Zeche Johann Deimelsberg in Essen-Steele
- Zeche Sälzer-Amalie in Essen-Altendorf
- Zeche Hagenbeck in Essen-Altendorf
- Zeche Neuschölerpad in Essen-Altendorf
- Zeche Vereinigte Sälzer & Neuack in Essen-Altendorf
- Zeche Pauline in Essen-Werden
- Zeche Hermann in Essen-Fischlaken
- Zeche Pörtingsiepen in Essen-Fischlaken
- Zeche Richradt in Essen-Fischlaken
- Zeche Rudolph in Essen-Kettwig-Oefte
- Zeche Carl Funke in Essen-Heisingen
- Zeche Hundsnocken in Essen-Heisingen
- Zeche Prinz Friedrich in Essen-Kupferdreh
- Zeche Victoria in Essen-Byfang
- Zeche Gottfried Wilhelm in Essen-Rellinghausen
- Zeche Schnabel ins Osten in Essen-Rellinghausen
- Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf
- Zeche Friedrich Ernestine in Essen-Stoppenberg
- Zeche Ludwig in Essen-Bergerhausen
- Zeche Langenbrahm in Essen-Rüttenscheid
- Zeche Victoria Mathias in Essen-Segeroth (Nordviertel)
- Zeche Graf Beust im Essener Ostviertel
- Zeche Hercules im Essener Ostviertel
- Zeche Voßhege, Flor und Flörchen und Wasserschneppe in Essen-Heisingen
- Zeche Oberhausen in Oberhausen
- Zeche Osterfeld in Oberhausen
- Zeche Osterfeld Schacht 4 in Oberhausen
- Zeche Vondern in Oberhausen
- Zeche Roland in Oberhausen
- Zeche Alstaden in Oberhausen
- Zeche Concordia in Oberhausen
- Zeche Jacobi in Oberhausen
- Zeche Hugo Haniel in Oberhausen
- Nordschacht in Oberhausen
- Zeche Sterkrade in Oberhausen
- Zeche Hibernia in Gelsenkirchen-Stadtmitte
- Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen
- Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer
- Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen-Ückendorf
- Zeche Alma in Gelsenkirchen-Ückendorf
- Zeche Holland in Gelsenkirchen-Ückendorf und Bochum-Wattenscheid
- Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst
- Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel
- Zeche Friedrich Thyssen Schacht 1/6 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Neumühl in Duisburg-Neumühl
- Hüttenwerk Meiderich in Duisburg-Meiderich
- Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Walsum in Duisburg-Walsum
- Zeche Rheinpreußen in Moers
- Schachtanlage Pattberg in Moers
- Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort
- Bergwerk Niederberg in Neukirchen-Vluyn
- Bergwerk Lohberg in Dinslaken
- Zeche Erin in Castrop-Rauxel
- Zeche Franz Haniel in Bottrop
- Zeche Prosper Haniel in Bottrop
- Zeche Arenberg-Fortsetzung in Bottrop
- Zeche Zweckel in Gladbeck-Zweckel
- Zeche Graf Moltke in Gladbeck-Brauck
- Zeche Ewald in Herten
Quellenangabe:

1.: Die Informationen zur Geschichte der Zeche Hibernia in Gelsenkirchen basieren auf dem Artikel Zeche Hibernia (Stand vom 11.12.2017) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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Das Foto "Teaserfoto: Stadtpanorama Gelsenkirchen (gemeinfrei)" stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.