Zeche Holland
Überblick
Im Gelsenkirchener Stadtteil Ückendorf befinden sich die Überreste der einstigen Zeche Holland, deren Maschinenhaus mit den zwei Malakowtürmen noch heute eine Besonderheit ist. Die Zeche Holland war ein Steinkohlenbergwerk mit 2 Schächten in Ückendorf, einem Stadtteil von Gelsenkirchen (1903), und mit 4 Schächten in Wattenscheid, seit 1975 ein Stadtbezirk von Bochum. Die verbliebenen Anlagen stehen unter Denkmalschutz. In Ückendorf ist das Maschinenhaus mit den Türmen zu Wohnungen umgebaut worden. Auch die anderen am ehemaligen Zechenstandort verbliebenen Gebäude haben eine neue Nutzung erfahren.
Zeche Holland
Die Gründung der „Bergbauaktiengesellschaft Holland“ im Jahr 1856 erfolgte unter Beteiligung holländischen Kapitals, daher die Namensgebung. Sie war eine der vielen Gesellschaften, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet ihr Entstehen ausländischen Geldgebern zu verdanken hatten, ohne die die wirtschaftliche Karriere der Region nicht hätte stattfinden können. 1860 gingen die beiden Schächte 1 und 2 in Förderung. 1872 wurde mit dem Niederbringen von Schacht 3 auf Wattenscheider Gebiet begonnen. 1882 gelang in der Kokerei erstmalig im Deutschen Reich die Trennung von Ammoniak und Teer. 1900 wurde Schacht 3 mit einem weiteren Schacht zur Betriebsanlage 3|4 erweitert, 1907 folgte der Wetterschacht 5.
1910 arbeiteten auf den Betriebsanlagen 1|2 und 3|4 4315 Beschäftigte. 1926 erreichte das Bergwerk mit Inbetriebnahme des Zentralförderschachtes 6 neben der Schachtanlage 3|4 seinen höchsten Ausbauzustand als eigenständige Betriebsanlage. Mit Aufnahme der Förderung auf Schacht 6 wurde der Betrieb von Holland 1|2 überflüssig, die Förderung daher 1927 eingestellt. Bis zur endgültigen Stillegung von Holland 1|2 im Jahr 1955 diente die Anlage nur noch der Seilfahrt. Die schlossartige Doppel-Schachtanlage, bestehend aus zwei Malakow-Türmen aus der Zeit zwischen 1856 und 1860 mit dazwischenliegendem Maschinenhaus, ist die letzte vollständig erhaltene Anlage dieser Art im Ruhrgebiet.
Die Türme verfügten über eingezogene Fördergerüste aus den Jahren 1891 bzw. 1903, die heute nicht mehr vorhanden sind. Vor dem Abriss bewahrt wurde das ehemalige Lüftergebaude, errichtet von den bekannten Industrie-Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer. Auch auf Wattenscheider Gebiet befinden sich noch einige erhaltene Gebäude, u.a. das Fördergerüst von Schacht IV, das unbedingt erhalten werden sollte, weil es zum Stadtbild gehört. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Lohrheidestadion, ein Fußballstadion mit Leichtathletikanlage im Bochumer Stadtbezirk Wattenscheid, wie dieser Stadtteil heute heißt. Die anderen noch vorhandenen Gebäude der Zeche Holland, wie z.B. das Kauen- und Verwaltungsgebäude (Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer) in Wattenscheid, sind Teil eines Gewerbeparks bzw. beinhalten das TGW - Technologie- und Gründerzentrum Wattenscheid.
Geschichte
Die Zeche Holland war ein Steinkohlenbergwerk mit Schächten in Ückendorf, seit 1903 ein Stadtteil von Gelsenkirchen, und in Wattenscheid, seit 1975 ein Stadtbezirk von Bochum. Holländische Kapitalgeber gründeten 1855 die Bergbau-Aktiengesellschaft Holland, um die Grubenfelder Carl Reinhard, Adelbert, Hain, Anton Ernst und Wupperthal in den Gemeinden Ueckendorf und Wattenscheid zu erschließen. Die Konsolidation der Grubenfelder unter dem Namen Holland erfolgte 1861. Der Schacht I in Ückendorf wurde Ende 1856 auf eine Teufe von 68 m ins Karbon abgeteuft und war bis 1963 in Betrieb, Schacht II folgte ebenfalls mit 68 m im selben Jahr und wurde 1958 aufgelassen.
Die Wattenscheider Schächte III, IV, V und VI wurden 1873, 1898, 1907 und 1921 gebohrt, und wegen Erschöpfung der Kohle 1964, 1988 (Schacht IV und VI) und bereits 1935 (Schacht V) aufgegeben und mit Abraum verfüllt. Die höchste Kohleförderung der Zeche Holland erfolgte im Jahr 1969 (als die meisten Schächte schon aufgegeben waren) mit 1,7 Millionen Tonnen bei einer Belegschaft von knapp 3000 Beschäftigten. In den 1970er Jahren wurde Holland mit der Zeche Zollverein zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt, wobei der Landabsatz, auch nach Beendigung der Kohlenförderung, weiter bedient wurde.
IBA-Emscher-Park
Die Stilllegung der Gesamtanlage erfolgte schließlich Ende der 1980er Jahre. Wie auch viele andere Industriebauten im Ruhrgebiet wurden die Anlagen der Zeche Holland von den Fotografen Bernd und Hilla Becher dokumentiert. Die Fördertürme der Zeche Holland I/II in Gelsenkirchen sind Malakowtürme (erbaut 1856 – 1860) und bis heute erhalten, es handelt sich um die einzige in Europa erhaltene Doppelmalakowturmanlage. Heute sind in den Türmen Wohnungen untergebracht. [1] Das 22 Hektar große Betriebsgelände der Wattenscheider Schächte 3 - 6 an der Lyrenstraße/Lohrheidestraße westlich der Innenstadt wurde von 1991 bis 1993 aufwändig saniert und wird seitdem als kombinierte Wohn-, Gewerbe- und Grünfläche genutzt. Der denkmalgeschützte Komplex der Lohnhalle wurde im Rahmen der IBA-Emscher-Park renoviert und ausgebaut.
Foto der ehemaligen Zeche Holland, Bochum, Sicht vom Förderturm auf die verbliebenen Gebäude - eingebunden über Wikimedia Commons
Die Lohnhalle selbst wird seit 1998 als Veranstaltungszentrum genutzt, auf der angrenzenden Bürofläche wurde ein Technologiezentrum eingerichtet. Das vom Unternehmer Klaus Steilmann initiierte Zentrum wurde zunächst als „Technologiezentrum Eco Textil“ vermarktet. Unter anderem hatte hier die Firma Phenomedia (Computerspiel Moorhuhn) ihren Sitz, die in einen Finanzskandal ohnegleichen verwickelt war. Nun firmiert das Zentrum als TGW (Technologie- und Gründerzentrum Wattenscheid). Es war 2012 mit 32 Unternehmen (162 Beschäftigte) bei einer vermieteten Fläche von 3.835 m² zu 97 % ausgelastet und erwirtschaftete erstmals einen Überschuss. Seit Mitte 2002 wurden auch die Gelsenkirchener Anlagen der Zeche Holland Schacht 1/2 von privat restauriert und umgebaut. Dort entstanden Wohn- und Bürogebäude sowie ein Restaurant und ein Weinhandel, der Mitte Juni 2006 in Betrieb genommen wurde.
Erhalt des Förderturms
Um den Erhalt des Förderturms wurde lange Zeit heftig gekämpft. Im Jahr 2011 erwarb die Entwicklungsgesellschaft Ruhr das Fördergerüst, das 1927 über der Zeche Zollverein errichtet und 1962 zur Zeche Holland versetzt worden war, vom Land Nordrhein-Westfalen. Der Turm sollte für 1,3 Millionen Euro durch Landesfördermittel saniert und als Höhepunkt des Gewerbekomplexes mit einer Aussichtsplattform versehen werden. Untersuchungen des Turms im Jahr 2013 ergaben jedoch, dass sich der Stahl ebenso in einem schlechteren Zustand als erwartet befindet, wie auch die Gründung des Gerüstes. Letzteres erfordert eine Verstärkung des Bodens für zusätzliche ca. 870.000 Euro, während die Sanierungsarbeiten am Stahl im Frühjahr 2013 noch nicht beziffert werden konnten.
Die nicht abgerufenen Fördermittel drohten nun Ende 2013 zu verfallen. Im November 2013 gründete sich derweil eine Facebook-Initiative, die den nun drohenden Abriss des Turms verhindern möchte. Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde Anfang 2015 die marode Schachthalle (siehe Video) abgerissen. Mittlerweile ist in diese Geschichte Bewegung gekommen- das Fördergerüst wird erhalten und ab Frühjahr 2018 aufwändig restauriert. [1] Auf dem heutigen Gelände befinden sich noch immer einige Gebäude aus der Zechenzeit, wie das zuvor erwähnte Fördergerüst, der Haupteingang zu den Verwaltungsgebäuden, die ehemalige Lohnhalle, ein Maschinenhaus und ein Werkstattgebäude. Alle Gebäude auf dem Gelände dienen heute anderen Zwecken.
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Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Zeche Holland in Gelsenkirchen-Ückendorf und in Wattenscheid basieren auf dem Artikel Zeche Holland (Stand vom 02.04.2018) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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