Pfarrkirche St. Laurentius in Mintard

Überblick

Die heute zur Stadt Mülheim gehörende ehemalige Bauerschaft Mintard besitzt eine sehenswerte Pfarrkirche, deren romanischer Westturm den oberen Abschluss und seine Anbauten allerdings erst 1890 erhielt. Der dreischiffige Kirchenraum mit seinem hölzernen Tonnengewölbe entstand 1660 und wurde ebenfalls 1890 umgebaut. Der schön gearbeitete romanische Taufstein besteht aus Namurer Blaustein. Als erster geschichtlich verbürgter Grundherr Mintards tritt der fränkische Edeling Gerricius auf, der Gründer des Klosters Gerresheim in Düsseldorf.

Der Hof "Zur Nieden" war einer seiner Oberhöfe, die Mintarder Kirche eine seiner sechs Eigenkirchen. Gerricius Tochter Regenberga wurde die erste Äbtissin des Klosters. Nach ihr ist die "Regenbirgsche Urkunde" benannt, in der Mintard zum ersten Mal erwähnt wird. Beurkundet wurde durch sie einen Schenkungsakt am 24. September 873. In einer Aufzeichnung im Saarner Pfarrarchiv heißt es, dass die Saarner Kirche im Jahr 1214 von Engelbert geweiht worden sei; und „also ist die Kirche in Mintard 341 Jahre älter als die Klosterkirche in Mülheim-Saarn“.
Geschichte der Mintarder Kirche

Wie zuvor erwähnt, wird in der Regenbirgschen Urkunde zum ersten Mal auch die Mintarder Kirche genannt. Sie hieß dort „ecclesia“, was bedeutet, dass sie schon Pfarrkirche war. Ein Kirchenneubau wurde an gleicher Stelle in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts vorgenommen und im 14. Jahrhundert war wieder ein Neubau vonnöten. Keiner weiß, warum. In der offenen Balkenlage des Daches, das mit Holzschindeln gedeckt war, ist aber die Ursache vieler Kirchenbrände des Mittelalters zu suchen. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) wurde die Kirche so stark mitgenommen, dass ein weiterer Neubau notwendig war. Er wurde im Jahre 1660 vorgenommen und ist bis heute ohne große Veränderungen erhalten geblieben.
Restaurierung

Eine längst fällige Restaurierung der Mintarder Kirche wurde 1890 durch den Architekten Fischer vorgenommen. Während des Zweiten Weltkrieges, am 22. Juli 1942, wurde die Kirche durch Luftminen und Fliegerbomben, die in der Nähe fielen, so zerstört, dass sie von der Polizei geschlossen werden musste. Die Hälfte des Küsterhauses war durch die Bomben beschädigt worden und auch das Dach der Kirche war zerstört, alle Fenster zersplittert. Der Gottesdienst wurde bis Oktober 1946 in der zum Pfarrsaal umgebauten Pfarrscheune gehalten. Ein Jahr später kehrte auch die kleinste Glocke wieder zurück, die zum Einschmelzen für Kriegszwecke beschlagnahmt, in Hamburg aber unversehrt wieder aufgetaucht war.
...ehem. Totenhalle....

Die Neuerrichtung der Kirche erstreckte sich über mehrere Jahre. Mit ihr einher ging die Schaffung eines kompletten Pfarrzentrums für Mintards Gemeinde St. Laurentius: Umbau des Pfarrhauses, Errichtung des Jugendheims und den Bau eines Kindergartens. Noch bis zum 19. Jahrhundert nutzte die Kirchengemeinde den Vorplatz der Kirche als Friedhof. Später dann wurde nördlich der Kirche ein neuer Friedhof angelegt. Das kleine Gebäude in oktogonaler Form im Westen der Kirche war lange Zeit die Begräbnishalle. Später wurde auf dem Friedhof eine Kapelle mit Leichenhalle errichtet, die dann diese Aufgabe übernahm. Heute befindet sich in der ehemaligen Totenhalle eine aus Holz geschnitzte und farbig bemalte Pieta, die aus der Kirche stammt.

Vor der ehemaligen Totenhalle befinden sich zwei Grabplatten mit Inschrift, eine davon, direkt an der Wand des Gebäudes, stammt aus dem Jahr 1788 und gedenkt eines gewissen Ioannes Iacobus Bourbach, der am 14. April 1788 verstarb. Die Inschrift der größeren Grabbodenplatte unmittelbar vor diesem Gebäude ist sehr stark verwittert und bis heute nicht eindeutig identifiziert. Höhepunkt der Bautätigkeit war die Renovierung und Restaurierung des Kircheninneren im Jahre 1972/73 unter Pastor Dr. Jonas Petraitis. Im Jahr 1975 sind unter anderem Altäre und Altarbilder restauriert worden. Jetzt wirkt die Kirche wieder wohlgestaltet und sehr gepflegt. Von jungen Paaren aus nah und fern wird sie gerne als Hochzeitskirche aufgesucht.
Bericht von Paul Clemen

Der ehemalige Provinzialkonservator der Rheinprovinz Paul Clemen führt aus:
MINTARD - KATHOHLISCHE PFARRKIRCHE <tit. s. Laurentii).
„Die Kirche wird 874 zuerst genannt. Eine zweite Kirche wurde in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet, die 1302 dem Stifte Gerresheim inkorporiert ward, eine dritte im 14. Jahrhundert, eine vierte im Jahr 1660. Im Jahr 1890 durch den Architekt G. A. Fischer in Barmen umgebaut und restauriert. Von dem zweiten Bau stammt der einfache vierstöckige romanische Turm, der bei dem Umbau des Jahres 1890 einen wirkungsvollen Abschluss und durch die seitlichen Anbauten eine malerische Gliederung erhalten hat".

Weiter führt er aus:
„Das rundbogige Portal ist gänzlich erneuert. Die mit einem Gratgewölbe überspannte Turmhalle öffnet sich mit einem grossen Rundbogen mit einfachem Kämpfer nach dem Mittelschiff. Das dreischiffige Langhaus stammt aus dem J. 1660; das Mittelschiff besitzt ein hohes Tonnengewölbe in Holzkonstruktion mit Putz, die Seitenschiffe flache verputzte Decken. Die basenlosen Pfeiler schliessen mit einfachen Kämpfern ab. Der auf den Mauern des gothischen Baues errichtete Chor ist mit einem flachen Tonnengewölbe und einem Klostergewölbe überdeckt“.

Weiter führt er aus:
„Taufstein, aus dem 13.Jh., von Namurer Blaustein, ohne Fuss, rundes Becken mit vier rohen Eckköpfen, die Zwischenfelder gegliedert durch je drei eingestochene Kreise.
Gemälde, Holz, niederrheinisch, I. H. des 16.Jh., abgeschliffen und verblasst (in der Sakristei), die Kreuzesfindung darstellend. Glocke mit weit ausladendem unteren dünnen Rand (vielfach ausgebrochen) und hohem Kegel, aus dem 13. Jahrhundert ohne Inschrift. Eine zweite Glocke in der Turmlucke, vom J. 1437 (Inschrift ohne Gerüst nicht zu lesen).
OKTOGON im Westen der Kirche ähnlich dem zu Ginderich*, inschriftlich vom J. 1788, flachgedeckte Kapelle mit grossen rundbogigen Öffnungen und schmalen Eckpilastern. Darin ein guter polychromierter Kruzilixus in Dreiviertellebensgrösse.
BURGHAUS, westlich von der Kirche im Dorf an der Strasse gelegen, mächtiger zweistöckiger Bau des 15. Jh., ähnlich dem Quadenhof bei Gerresheim, ursprünglich zum Schloss Landsberg gehörig. Die aus Bruchsteinen in unregelmässiger Lagerung aufgerichteten Mauern sind durch kleine, von Holzrahmen eingefasste Fenster durchbrochen. Nach Osten zu ein kleiner pfeilerartiger vorspringender Ausbau“. [2]
* Er meint die Wallfahrtskirche in Ginderich bei Wesel!
Mülheimer Ortsteil Mintard

Der Mülheimer Ortsteil Mintard gehört wie auch der Ortsteil Selbeck zu den südlichsten Bezirken der Ruhrstadt. Der Ort liegt am Fuße des bewaldeten Ruhrtalhanges in landschaftlich schöner Umgebung. Im Nordosten von Mintard fließt die Ruhr am Dorf vorbei. Der Ort grenzt an die Mülheimer Stadtteile Saarn, Menden, Selbeck, an den Ratinger Ortsteil Breitscheid und an Kettwig, dem heutigen Stadtteil von Essen. Mintard hat eine lange und bewegte Geschichte zu erzählen.....
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Kloster Saarn

Das Kloster Saarn wurde 1214 als Tochter - Kloster von Kloster Kamp (...heute Kamp-Lintfort - Kreis Moers) gegründet- und zwar als Frauenkonvent. Es war die erste sogenannte Frauenzisterze der Zisterzienser auf deutschem Boden. Das Kloster hatte den Namen Maria Saal (Aula Sanctae Mariae). Die Kirche, jetzt Pfarrkirche, stammt aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts, wurde aber 1895 neu auf den alten Grundmauern errichtet. Das Äbtissinnenhaus wurde 1719, das jetzige Wirtschaftsgebäude 1755 erbaut.
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Essen-Kettwig

Kettwig, unmittelbar an der Ruhr gelegen, ist heute einer der südlichen Stadtteile der Stadt Essen. Die Gemeinde Kettwig gehörte bis 1800 zur Reichsabtei Werden. Von 1800 bis 1975 war Kettwig eine selbstständige Stadt im Kreis Mettmann mit rund 20.000 Einwohnern. Am 1. Januar 1975 wurde das zuvor zum Landkreis Düsseldorf gehörende Kettwig zur Stadt Essen eingemeindet; der westlichste Kettwiger Stadtteil Mintard fiel zu Mülheim an der Ruhr. Andere Teile gingen an....
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Weitere Links zur Stadt Mülheim an der Ruhr:
- Die Altstadt in Mülheim
- Altstadtfriedhof (Mülheim - Stadtmitte)
- Villen in Mülheim aus der Blütezeit der Industrialisierung
- Hauptfriedhof (Mülheim - Stadtteil Holthausen)
- Camera Obscura in Mülheim
- Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig
- Dorf Mintard (Mülheim an der Ruhr)
- Kirche St. Laurentius in Mintard (Mülheim an der Ruhr)
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- Kloster Saarn (Mülheim an der Ruhr)
- Otto Pankok Kleine Biografie eines großen Künstlers;
- Schloss Styrum (Stadtteil Styrum - Mülheim an der Ruhr)
- Schloss Broich an der MüGa in Mülheim an der Ruhr
- Neickmannshof (Haus am Wasser)
- Ringlokschuppen an der MüGa
- MüGa jenseits der Ruhr - Gelände der Landesgartenschau 1992 NRW;
- Petrikirche (Kirchenhügel - Stadtmitte)
- Jüdischer Friedhof an der Gracht (Mülheim - Stadtmitte)
- Wasserbahnhof (Schleuseninsel - Stadtmitte)
- Haus Ruhrnatur (Schleuseninsel - Stadtmitte)
- Raffelberg - altes Solbadgelände mit Park und Theater an der Ruhr;
- Theater und Konzerte - Veranstaltungshäuser;
Quellenangabe:

1.: Die Informationen zur Geschichte des Mülheimer Ortsteils Mintard basieren auf dem Artikel Mintard (Stand vom 09.09.2022) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz - Dritter Band 1: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf by Paul Clemen (1866 - 1947) mit 8 Tafeln und 67 Abblidungen im Text (Seite 153/154) - Düsseldorf - Druck und Verlag von L. Schwann, 1894
Weitere Informationen zum Kloster Saarn, zur Musik im Kloster Saarn, zur Kirchenmusik in der Petrikirche, zum Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, zum Aquarius Wassermuseum und zu den Sehenswürdigkeiten in Mülheim finden Sie hier.