Kamp-Lintfort - Kloster Kamp
Überblick
Das Kloster Kamp ist eine ehemalige Abtei des Ordens der Zisterzienser auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort am Niederrhein. Das Zisterzienserkloster wurde bereits im Jahr 1123 gegründet und war das erste Kloster dieses Ordens im damaligen deutschsprachigen Raum. Die Klosteranlage liegt auf einem Hügel, dem sogenannten Kamper Berg, an dem südlich der historische Kanal Fossa Eugeniana entlangführt. Im Jahr 2020 fand im Klostergarten sowie auf dem ehemaligen Bergwerksgelände der Schachtanlage Friedrich Heinrich I/II die Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 statt.
Geschichte
Das im Jahre 1123 gegründete Kloster Kamp (lat.: Monasterium Vetus Campis) befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort. Nach der Klostergründung erfogten u.a. von hier aus die Gründungen von sogenannten Frauenzisterzen z.B. in Mülheim-Saarn - Kloster Saarn „Aula Sanctae Mariae“; in Oberhausen-Sterkrade - „Conventus sanctimonialium Cysterciensis ordinis in Starkerode“ und in Duisburg-Duissern das Frauenkloster „Duissern“ . Erzbischof Friedrich von Köln stellte am 23. Januar 1123 die Stiftungsurkunde aus und beauftragte seinen Bruder Abt Arnulf von Morimond mit der Entsendung von Mönchen. Der gemeinsame Bruder Heinrich reiste daraufhin mit 12 Mönchen an den Niederrhein. [1]
Zisterzienser
Zisterzienser und Zisterzienserinnen nennen sich die Mönche bzw. Nonnen, die in der Tradition der Gründer des Klosters Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führen wollen. Der Zisterzienserorden entstand durch Reformen aus der Tradition des Ordens der Benediktiner. Die nach Kamp entsandten Mönche brachten alles notwendige mit für den Gottesdienst und die tägliche Arbeit, aber auch wertvolle Reliquien (z. B. die Reliquie der Heiligen Agatha) mit. Da die Zisterzienser ursprünglich ihre Klöster in Tälern errichteten, mutmaßt man, dass die ersten Gebäude nicht auf dem Kamper Berg, sondern in Altfeld errichtet wurden. Wegen der Hitze und der Mücken zog man dann aber auf den Südhang des Kamper Berges. In kürzester Zeit entwickelte sich Kamp zum geistigen Zentrum der Region. [1]
Säkularisation
Mit Ausbreitung der Reformation geriet das Kloster Kamp unter politischen und wirtschaftlichen Druck, bis es schließlich im Truchsessischen Krieg 1587 vom letzten Abt verlassen und der Vernichtung preisgegeben wurde. 1640 kehrten die ersten Mönche zurück und begannen mit dem Wiederaufbau, der Kirchenneubau aber konnte erst 1683 - 1700 ausgeführt werden. Mit der Eroberung durch den französischen Kaiser Napoleon endet 1802 die Geschichte des Klosters Kamp. Nach und nach wurden die Klostergebäude verkauft oder versteigert außer der Klosterkirche und dem Pfarrhaus. [1]
Im Jahr 1954 zogen Mönche des Karmeliter-Ordens in das Kloster ein und sicherten somit die Existenz der Abtei und seiner Gebäude. Vom ersten, romanischen Bau ist nur wenig bekannt. Er besaß jedoch ebenso wie der Bau aus den Jahren 1410 - 1415 kein Querhaus. Der fast vollständige Neubau aus dem Ende des 17. Jahrhunderts orientierte sich mit breitem Mittelschiff und schmalen Seitenschiffen an dem vorhandenen System. Aus dem Vorgängerbau wurde der grade geschlossene, eingezogene Chor übernommen. Markant sind die beiden weithin sichtbaren Turmaufbauten mit geschweiften Dach über den östlichen Seitenschiffjochen. Die Innenausstattung zeigt Formengut aus mehreren Jahrhunderten. Nördlich schließt sich die 1714 geweihte, sechseckige Marienkapelle an. [1]
Terrassengarten
Unter Abt Franziskus Daniels aus Grevenbroich (1733 - 1749) brach für das Kloster die letzte Blütezeit an. Er ließ den heute noch bekannten Terrassengarten errichten, der als reiner Obst- und Gemüsegarten genutzt wurde. Die Terrassierung erfolgte dabei nach italienischer Mode, die Ausfüllung der Flächen nach französischer Mode. Für die Wasserspiele im Garten wurde das Gefälle des Berges ausgenutzt, der Wasserspeicher dafür befand sich unter dem Südturm der Klosterkirche. Abt Daniels ließ ebenfalls noch eine Prälatur direkt neben der Klosterkirche bauen. Der reizvolle barocke Garten mit seiner markanten Terrassenanlage entlang des abfallenden Südhanges wurde rekonstruiert und im Jahr 1990 der Öffentlichkeit übergeben. [1]
Museum im ehemaligen Agatha-Stift
In diesem Haus war einst das Agatha-Stift untergebracht- ein ehemaliges Schwesternheim. Es wurde im Jahr 1912 gebaut und hat insofern nichts mit den Gebäuden des Klosters zu tun, die alle insgesamt wesentlich älter sind. Seit 1987 ist hier an diesem Ort das Ordensmuseum der Abtei Kamp untergebracht.
Im selben Jahr wurde das Haus auch unter Denkmalschutz gestellt. Es zeigt Exponate zur Geschichte des Zisterzienserordens und der 1802 aufgehobenen Abtei Kamp. [1]
Anschaulich wird das Leben und Wirken der Zisterzienser dargestellt. Kernstück des Museums ist die „Schatzkammer“ mit alten Pergament-Handschriften und kunstvoll bestickten liturgischen Gewändern. Wertvollstes Ausstellungsstück ist ein kunstvoll gesticktes Altartuch (Antependium) aus dem 14. Jahrhundert.
Weiterhin sehenswert ist der sogenannte „Kamper Stammbaum“ von 1728. Er dokumentiert, dass von der Abtei Kamp aus seit 1128 insgesamt über 40 Töchter- und Enkelklöster gegründet wurden. [1]
Öffungszeiten Museum:
Dienstag - Samstag | 14.00 - 17.00 Uhr;
Sonntag & Feiertag | 11.00 - 17.00 Uhr;
Erneuerung der Kirche
Der ehemalige Landeskonservator der Rheinprovinz - Paul Clemen - notiert hierzu (1892):
„Ein letzter Umbau der Kirche erfolgte von 1683 - 1700. Abt Andreas Holtman begann 1683 die alten Klostergebäude und die Kirche niederzulegen, den Umbau des Langhauses der Kirche vollendete im Jahre 1700 sein Nachfolger Edmund von Richterich. Die Sakristei und die Klostermauer wurden unter Franz Wilhelm Norff (1705 - 1726) errichtet. Franz Daniels von Grevenbroich (1733 - 1749) erbaute die prächtige Prälatur. Am 10. August 1802 wurde das Cistcrcienserkloster aufgelöst. Die Baulichkeiten mit Ausnahme der Kirche und des zur Pfarrwohnung eingerichteten ehemaligen Krankenhauses wurden 1806 versteigert.“ [2]
Weiter führt er aus:
„Die Kirche ist ein dreischiffiger Backsteinhallenbau von 46 m Länge und 14,8 m Breite. Von dem gothischen Bau von 1410 sind nur ein 11,3 m langer Teil, der Chor A und die ersten drei Ostjoche B erhalten. Bemerkenswert ist die vierseitige Form des 5,2 m langen und 6,1 m breiten Chorhauses, an der Aussenseite mit in der Mauerflucht fortgesetzten nicht übereck gestellten zweimal abgetreppten Streben und Horizontallisenen unter den Sohlbänken der Fenster. Den Chor flankieren zwei kleine, durch einfache spitzbogige Blenden belebte Türme, mit Ende des 17. Jahrhunderts erneuerten geschweiften Hauben. Die Rippen im Chorhaus sind fein profiliert, den beiden westlichen Ecken tritt ein Bündel von drei Diensten vor mit sorgfältig gemeißelten Blattkapitälen. Die beiden Pfeiler a und b gehören noch der Periode von 1410 an, sind aber im Sinne des Neubaues verändert, mit einfachem Kämpfergesims.“ [2]
Kloster Kamp heute
Im Kloster ist seit 2003 ein Geistliches und Kulturelles Zentrum eingerichtet. Dort finden Besinnungstage und Kontemplationen statt. In der Abteikirche wird jeden Sonntag die Klostervesper gebetet. Im Rokokosaal werden kulturelle Veranstaltungen wie die Kamper Konzerte, Kammermusik, Lesungen, Abende für Genießer und das Kammermusikfest angeboten. Kunstausstellungen und Führungen können besucht werden. Das Klostergebäude wurde im Jahr 2003 und 2009 umfangreich renoviert.
Ein Klostercafé im ehemaligen Refektorium und ein Klosterladen in der ehemaligen Rekreation laden zum Verweilen ein. In einer der beiden Orangerien der Klosteranlage finden im Sommer Kunstausstellungen statt. Auf dem Abteiplatz vor der Klosterkirche sind noch einige Gebäude erhalten, die in der letzten Blütezeit des Klosters entstanden sind. Im Agathastift befindet sich das Museum Kloster Kamp, in dem viele Gegenstände aus der Geschichte des Klosters ausgestellt sind. Kostbarstes Ausstellungsstück ist das Kamper Antependium, ein Altarvorhang aus dem 14. Jahrhundert. [1]
Informationen:
Eine kleine Bildergalerie zum Kloster Kamp finden Sie hierunter. Weitere Informationen zur Stadt Kamp-Lintfort finden Sie hier....!
Informationen zum Kloster Kamp:
Kloster Kamp
Abteiplatz
D - 47475 Kamp-Lintfort
Telefon: 0 28 42- 40 41
Internet: www.kloster-kamp.eu
Öffnungszeiten Abteikirche:
Täglich von 09.00 - 16.30 Uhr außer bei Gottesdiensten;
Interessante Links:
- Info Kloster Kamp
- Info Haus Eyll
- Info Ortsteil Hoerstgen
- Info Zeche Friedrich Heinrich I/II
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht III „Norddeutschland“
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht IV
- Info Jüdischer Friedhof
- Info Schloss Dieprahm
- Info Schachtanlage Rossenray
- Info Landesgartenschau 2020
Kanal Fossa Eugeniana
Der Name Fossa Eugeniana steht für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen der niederländischen Gemeinde Arcen und Velden und den deutschen Städten Geldern und Straelen. Diese Zusammenarbeit ist hervorgegangen aus der starken Verbundenheit der dort ansässigen Bevölkerung über Jahrhunderte. Dies stellt man auch fest in großen Übereinstimmungen bei der Kultur in diesem Gebiet. Der Dialekt an beiden Seiten der Grenze unterscheidet sich z.B. nur unwesentlich.
Weitere Informationen zum Kanal Fossa Eugeniana am Niederrhein finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1. Die Informationen zur Geschichte des Klosters Kamp in Kamp-Lintfort basieren auf dem Artikel Kloster Kamp (Stand vom 25.01.2024) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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2. Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz - Band 1: Kreis Moers by Paul Clemen (1866-1947) mit 8 Tafeln und 67 Abblidungen im Text (Seite 281/282) - Düsseldorf - Druck und Verlag von L. Schwan, 1892.