Kamp-Lintfort - Landesgartenschau 2020
Überblick
Die Landesgartenschau NRW in Kamp-Lintfort dauerte vom 5. Mai bis zum 25. Oktober 2020. Die Veranstalter hatten lange Zeit Sorgen, die Gartenausstellung nicht rechtzeitig eröffnen zu können, weil einige Gebäude der stillgelegten Zeche Friedrich Heinrich (Bergwerk West) noch nicht restauriert bzw. für diesen Anlass herausgeputzt waren. Auch die erforderliche Bepflanzung war kurz vor der Eröffnung noch nicht komplett durchgeführt worden. Hinzu kam die damalige Corona-Pandemie, die sicherlich auch für einen insgesamt schwachen Start gesorgt hatte. Einen ersten Besuch der Landesgartenschau hatte ich Anfang Mai 2020 kurz nach der offiziellen Eröffnung durchgeführt.
Die Aufteilung des Gartenschaugeländes u.a. in den Bereich der alten Zeche war sicherlich eine geniale Idee, denn so macht man als Stadt Kamp-Lintfort auf sich aufmerksam und sorgt bei den Besuchern für Nachhaltigkeit- kein Cent ist hier zuviel ausgegeben worden. Besucher, die gut zu Fuß unterwegs waren, konnten die Gartenschauanlage über den Wandelweg in allen Teilen genießen. Auch das ehemalige Zisterzienserkloster Kamp bzw. die Gartenanlage wurde gekonnt in die Landesgartenschau eingebunden. Welcher Ort in Deutschland kann schon mit einem solch grandiosen Terrassengarten aufwarten, der noch dazu im Ruhrpott liegt. Für die Zeit der Landesgartenschau wurde extra ein Bahnhof angelegt (Station „Kamp-Lintfort Süd)- auf dem Gleisbett der Grubenanschlussbahn der Zechenanlage Friedrich Heinrich.
Beide Teile des Ausstellungsgeländes - Zechengelände und Terrassengärten von Kloster Kamp - waren durch einen Shuttlebus-Service verbunden, empfehlenswerter war aber der Verbindungsweg entlang der Großen Goorley, einem renaturierten Bach der ehemaligen Steinkohlezeche. Dieser Verbindungsweg war etwa 2,5 Kilometer lang. Das gastronomische Angebot war eher bescheiden, aber für den Tagesaufenthalt vollkommen ausreichend. Der Eintrittspreis in Höhe von 18,50 € war für einige Besucher sicherlich eine Hemmschwelle, dazu kam die ebenfalls kostenpflichtige Fahrt auf den Förderturm, allerdings waren die Parkplätze kostenlos. Mein Aufenthalt hier bei schönem Wetter wird mir sicherlich in Erinnerung bleiben, daher kann ich die vielen negativen Bewertungen nicht nachvollziehen.
Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020
Die Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 war die 18. Landesgartenschau des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Kamp-Lintfort richtete die Gartenschau vom 5. Mai bis zum 25. Oktober 2020 auf dem ehemaligen Zechengelände der Schachtanlage Friedrich Heinrich I/II (Bergwerk West) sowie am ehemaligen Zisterzienser Kloster Kamp aus. Der ursprüngliche Starttermin am 17. April musste aufgrund der COVID-19-Pandemie in Deutschland verschoben werden. Ab dem 20. April war der Zechenpark zunächst an einzelnen Tagen mit Kapazitäts- und Wegbeschränkungen zugänglich, seit dem 5. Mai 2020 waren der Zechenpark sowie die Anlage am Kloster Kamp, von den Organisatoren als „Kamper Gartenreich“ bezeichnet, offiziell unter Auflagen geöffnet. [1]
Verkehrswege
Einige der geplanten Veranstaltungen im Rahmen der Landesgartenschau, darunter auch die Eröffnungsfeier, wurden abgesagt. Die beiden Parks auf dem einstigen Zechengelände und am Kloster Kamp wurden durch den knapp zweieinhalb Kilometer langen, sogenannten „Wandelweg“ verbunden, der entlang der Großen Goorley und der Fossa Eugeniana verlief. Darüber hinaus verkehrten Shuttlebusse. Seit dem 16. Mai 2020 war die Landesgartenschau mit dem Zug erreichbar. Dafür wurde die Trasse der einstigen Grubenanschlussbahn Zeche Friedrich Heinrich–Rheinpreußen-Hafen zwischen Kamp-Lintfort und Rheinkamp reaktiviert und der barrierefreie Haltepunkt Kamp-Lintfort Süd, inoffiziell „Kamp-Lintfort Kattenstraße / LAGA“, erbaut. [1]
Dieser wurde an Wochenenden und Feiertagen durch die Regionalbahn RB 31, „Der Niederrheiner“, der NordWestBahn angefahren. Nach dem Ende der Landesgartenschau soll die Bahnstrecke zu einem geplanten Bahnhof Kamp-Lintfort verlängert und ab voraussichtlich Mitte 2026 im Regelbetrieb angefahren werden. Die Bahnstrecke Zeche Friedrich Heinrich–Rheinpreußen-Hafen ist eine etwa 15 Kilometer lange Grubenanschlussbahn, die die ehemalige Zeche Friedrich Heinrich und die Pattbergschächte mit der Niederrheinstrecke verbindet und die ehemaligen Schachtanlagen Rheinpreußen 5/9 und Rheinpreußen IV mit dem Rheinpreußen-Hafen in Homberg verband. In Zukunft soll die Strecke für den Schienenpersonennahverkehr nach Kamp-Lintfort genutzt werden. [1]
Quartiersplatz
Der zentral gelegene neue Quartiersplatz im Zechenpark ist rund 18.000 Quadratmeter groß. Die beiden Fördertürme prägen dessen räumliches Erscheinungsbild. Zudem sind sie „aufgeladen“ durch ihre Bedeutung für die frühere Nutzung des Areals. Das Spiel von gefüllten und leeren Räumen in Anlehnung an den Bergbau bildete die Leitidee für den Platzentwurf. Geschaffen wurde eine gerahmte, offene Platzfläche, in die Inseln und Querungen/ Stege aus glattem Belag eingearbeitet sind. Durch die unterschiedlichen „Schichten“ entsteht ein Spiel aus offenen und geschlossenen Belägen. Auf der offenen Platzfläche sind Vegetationsstrukturen etabliert, die in Verbindung zur Industriekultur stehen. Baumhaine und Solitärbäume aus den Arten Urwelt-Mammutbaum, Blauglockenbaum, Hopfenbuche, Erlen und Eichen erinnern (auch) an die Entstehungszeit der Kohle.
Zur Landesgartenschau wurden zusätzlich Flächen für Stauden und Wechselflor geschaffen. Nach der Landesgartenschau 2020 behält der Quartiersplatz seine zentrale Bedeutung als zentraler urbaner Treffpunkt im neuen Stadtquartier Friedrich Heinrich.
Wandelweg - ein Weg erzählt Geschichte
Die Stadt Kamp-Lintfort hat zwei unterschiedliche historische Wurzeln: Während der dünn besiedelte Ortsteil Kamp durch die ehemalige Zisterzienserabtei bis in das Jahr 1123 zuruckverweist und über eine reichhaltige Kunst- und Kulturgeschichte verfügt, wird der Siedlungsschwerpunkt Lintfort seit 1906 industriell und später städtisch geprägt. Verbindendes Element zwischen diesen beiden geografischen und stadtgeschichtlichen Polen ist die Große Goorley, die in Richtung Kamp fließt und dort in die Fossa Eugeniana, ein zum Rhein führendes spanisches Kanalbauwerk des 17. Jahrhunderts, einmündet.
Ausgangs- bzw. Endpunkte des Wandelweges, der weitgehend längs der Großen Goorley entlang führt, sind der Kamper Berg mit dem „alten“ und dem „neuen“ Garten der Abtei Kamp und das Stephanswäldchen in Lintfort. Beide Ortsteile werden in einer qualitativ neuen Weise miteinander verknüpft. Die Realisierung des landschaftsgestaltenden Vorhabens, das durch das Land Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert wurde, begann 2004 nach Plänen der Duisburger Planungsgruppe Hoff-Reinders. Sie erfolgte in mehreren größeren Bauabschnitten und konnte sich dabei auch auf die Mitwirkung der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft, die ihre Grundstücke zur Verfügung stellte, sowie von Auszubildenden des Bergwerkes West stützen.
Durch den Wandelweg erhält der Besucher Gelegenheit, sich mit wesentlichen Aspekten der Kamp-Lintforter Ortsgeschichte gewissermaßen im Vorübergehen vertraut zu machen. Die Anlage des Wandelweges erfolgte bereits viele Jahre vor Beginn der Landesgartenschau 2020 und wurde zu diesem Zeitpunkt gärtnerisch erweitert und gestaltet. Auf diesem Weg begegnet den Besuchern des Parks sogar die alte Zechensiedlung, die noch gut erhalten ist. Hier sorgt der Besuch des „Haus des Bergmanns“ für tiefergehende Informationen, wie sich z.B. das Familienlenleben einer Bergmannsfamilie gestaltete.
Große Goorley
Die Große Goorley war vor der bergbaulichen Tätigkeit ein natürlicher Bach, der seine Quelle in einem Sumpfgebiet hatte. Mit der Entstehung des Bergwerkes wurde er im Werksgelände zu einem technischen Kanal umgewandelt. Tief eingeschnitten und mit Betonsohlschalen versehen, diente er der Ableitung von Grubenwasser, Kohlenwaschwasser, Betriebswasser, Wasser aus dem Ablauf der Kläranlage, Niederschlagswasser aus dem Bergwerksgelände sowie gereinigtem Wasser von Grundwasserpumpanlagen. In den etwa 100 Jahren der bergbaulichen Tätigkeit hat die Goorley durch sinkende Grundwasserstände den Anschluss an das Grundwasser verloren.
Nach Schließung des Bergwerkes Friedrich Heinrich begannen die Planungen zur Rückführung des Gewässers in einen möglichst natürlichen Zustand. Die Gewässersohle wurde angehoben, mäandrierend mit Seitenarmen in einer flachen Gewässeraue neu gestaltet und mit gewässertypischer Bepflanzung versehen. Durch den Verlust der natürlichen Grundwasseranbindung ist die Quelle der Goorley heute jedoch ein technisches Bauwerk. Hier wird gereinigtes Wasser aus Grundwasserpumpanlagen kontinuierlich eingeleitet. Parallel gibt es mehrere Einspeisungen der Niederschlagsentwässerung.
Kanal Fossa Eugeniana
Der Name Fossa Eugeniana steht für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen der niederländischen Gemeinde Arcen und Velden und den deutschen Städten Geldern und Straelen. Diese Zusammenarbeit ist hervorgegangen aus der starken Verbundenheit der dort ansässigen Bevölkerung über Jahrhunderte. Dies stellt man auch fest in großen Übereinstimmungen bei der Kultur in diesem Gebiet. Der Dialekt an beiden Seiten der Grenze unterscheidet sich z.B. nur unwesentlich.
Weitere Informationen zum Kanal Fossa Eugeniana am Niederrhein finden Sie hier....!
Interessante Links:
- Info Kloster Kamp
- Info Haus Eyll
- Info Ortsteil Hoerstgen
- Info Zeche Friedrich Heinrich I/II
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht III „Norddeutschland“
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht IV
- Info Jüdischer Friedhof
- Info Schloss Dieprahm
- Info Schachtanlage Rossenray
- Info Landesgartenschau 2020
Quellenangabe:
1. Die Informationen zur Geschichte der der Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort basieren auf dem Artikel Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 (Stand vom 03.02.2021) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Wandelweg am Mammutbaumwäldchen - Autor: Dat doris" - "Zeche Friedrich Heinrich - Förderturm über Schacht I; Haltepunkt Kamp-Lintfort Süd; (2 Fotos) - Autor: Steffen Schmitz (Carschten)" - "...brachliegendes Zechengelände Friedrich Heinrich 2017 - Autor: KnoppiNRW" sind lizensiert unter der Attribution-ShareAlike 4.0 International CC BY-SA 4.0 Deed Lizenz.