Kamp-Lintfort - Schachtanlage Rossenray
Die Schachtanlage Rossenray war eine Steinkohlenzeche im nördlichen Stadtgebiet von Kamp-Lintfort. Die Zeche war einst Bestandteil der Friedrich Krupp AG, wie z.B. die Zechen Amalie und die Zeche Helene in Altenessen. Besonders markant und von weitem zu sehen war der Förderturm über Schacht I, gewissermaßen eine Landmarke. Teufbeginn war 1943 für beide Schächte, allerdings mussten die Arbeiten wegen des Zweiten Weltkriegs unterbrochen werden. 1955 wurden die Teufarbeiten wieder aufgenommen. Anfang der 1960er-Jahre erreichten Schacht I und II die Endteufe. Das Ende der wechselvollen Geschichte dieser Zeche nahte im Jahr 2012. Schacht I besaß eine Teufe von 1035 Meter und Schacht II 890 Meter.
Schachtanlage Rossenray
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarb die Friedrich Krupp AG im Bereich der Gemarkungen Rossenray, Saalhoff und Rheinberg im Bereich der heutigen Stadtgebiete von Kamp-Lintfort und Rheinberg einen größeren Grubenfeldbesitz, und zwar 39 Steinkohlenfelder und fünf Steinsalzfelder mit einer Fläche von 63,5 Quadratkilometer. Dieser Grubenfeldbesitz wurde auf das Feld Rheinberg (39 Quadratkilometer) und das Feld Rossenray (24,5 Quadratkilometer) aufgeteilt.
Für Rossenray wurde die Bergrechtliche Gewerkschaft Rossenray gegründet, an deren Anteilsscheinen (Kuxe) Krupp die Mehrheit besaß. 1909 wurde mit den Vorarbeiten zur Errichtung einer Doppelschachtanlage begonnen. [1]
Der Erste Weltkrieg ließ die Arbeiten dann zum Erliegen kommen. 1937 wurde die Friedrich Krupp AG Alleineigentümer. Im selben Jahr wurden die Vorarbeiten für die Schachtanlage wiederaufgenommen. 1943 wurde mit dem Gefrierprozeß für die beiden Schächte begonnen. Das Ende des Zweiten Weltkrieges unterbrach die Teufarbeiten wiederum. Die Gewerkschaft Rossenray wurde einstweilen liquidiert und gestundet. Trotz der beginnenden Kohlekrise nahm die neu gegründete Krupp’sche Nachfolgegesellschaft Bergwerke Essen-Rossenray AG die Teufarbeiten im Jahr 1955 wieder auf. Die Schachtanlage Rossenray wurde als moderne Anschlussanlage konzipiert. [1]
Nach einem provisorischen Beginn sollte die Anlage zu einer Zentralanlage mit 3 Schächten, Kraftwerk und Kokerei ausgebaut werden. Schacht I und II sollten gleichberechtigte Förderanlagen werden und der zusätzlich abzuteufende Schacht III die Seilfahrt und Materialförderung übernehmen. Anfang der 1960er-Jahre erreichten Schacht I und II die Endteufe. 1963 ging Schacht II mit einer kleinen Förderanlage und einer provisorischen Aufbereitung in Betrieb, Schacht I wurde lediglich offengehalten. Am 16. Februar 1966 ereignete sich im Baufeld Rossenray eine Schlagwetterexplosion, die 16 Bergleute das Leben kostete. [1]
Am 27. November 1968 wurde die Schachtanlage Rossenray in die neu gegründete Ruhrkohle AG eingebracht. Ab 1969 wurde die Anlage mit der Schachtanlage Pattberg als eine Werksdirektion geführt. Die Jahresförderung betrug zu dieser Zeit 950 000 t Kohle. Die Ruhrkohle AG entschloss sich, die Schachtanlage Rossenray als Anschlussanlage auszubauen, allerdings in verkleinerter Version als ursprünglich geplant. 1968 wurde Schacht I tiefergeteuft und auf 1100 m eine vierte Sohle angesetzt. 1970 wurde Schacht I mit einer neuartigen Gefäßförderung ausgestattet. Der hierzu errichtete Betonförderturm sollte in einem separaten Anbau die Aufbereitungsanlagen enthalten. [1]
Das entstandene kreuzförmige Gebäude wurde zu einer charakteristischen Landmarke und mit 114 Meter Gesamthöhe höchster Förderturm der Welt. Der für Schacht II geplante baugleiche Turm wurde nicht ausgeführt, die kleinere Fördereinrichtung mit einem Kastenprofil-Strebengerüst blieb in Betrieb. Weiterhin wurde die Planung des Schachtes III sowie der Kohlenwertstoffanlagen ad acta gelegt. Im Jahre 1971 erfolgte der Zusammenschluss der Werksdirektionen Pattberg/Rossenray sowie der Schachtanlage Rheinpreußen 5/9 zum Verbundbergwerk Rheinland. Die Schachtanlage Rossenray übernahm weiterhin Seilfahrt, Material- und Bergeförderung für diese Anlage. [1]
Im Jahr 2003 wurde auf Rossenray die sogenannte „AVSA 02“ in Betrieb genommen. Die „AVSA“ war eine, speziell für die DSK entwickelte, Vortriebsmaschine der österreichischen Voest Alpine Bergtechnik und der Montanuniversität Leoben, die bereits auf Prosper-Haniel im Einsatz war. Patentinhaber des deutschen Patentes DE 19623653 waren die Voest Alpine Bergtechnik und die DSK. Die Erfinder waren Matthias Roesch, Alfred Zitz, Karl Lerchbaum und Otto Krassnitzer. Die „AVSA 01“ war auf dem Bergwerk Friedrich Heinrich im Einsatz. Die „AVSA 02“ definierte sich als Nachfolgemaschine durch einen noch höheren Automatisierungsgrad und die maximale Vortriebshöhe auf 8,20 m. Die besonderen Eigenschaften dieser Maschine waren, dass sie zur selben Zeit schneiden und ankern konnte (Alternatives Vortriebssystem Schneiden und Ankern) und somit die Entwicklungsgeschwindigkeit der Strecken erhöht werden konnte. [1]
Stilllegung und Abriss der Zeche Rossenray I/II
Zum 1. Mai 2011 hatte die Zeche Rossenray ihren übertägigen Betrieb eingestellt. Ein Großteil der Beschäftigten arbeitete noch bis Ende 2012 im Bergwerk West, früher Zeche Friedrich-Heinrich. Die dortige Kohleförderung wurde, bedingt durch die Einstellung des subventionierten Steinkohlebergbaus in Deutschland, mit der letzten Förderschicht am 21. Dezember 2012 beendet. Damit gehörte am Niederrhein der Kohlebergbau zur Vergangenheit.
2018 wurde das Fördergerüst von Schacht II abgerissen. Am 7. Oktober 2019 begann der Abriss des Förderturms Rossenray I. Mittlerweile sind alle Relikte des Bergbaus auf dem ehemaligen Schachtgelände der Zeche Rossenray I/II entfernt worden. Nur die Straßenbezeichnungen wie z.B. Kruppstraße erinnern noch an den Bergbau an dieser Stelle. Ein großflächiges Gewerbegebiet ist hier entstanden und auf dem früheren Schienenstrang als Verbindung zur Zeche Friedrich Heinrich ist nun ein Fußgänger- und Fahrradweg angelegt worden. [1]
Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein
- Zeche Bonifacius in Essen-Kray
- Zeche Katharina in Essen-Kray
- Zeche Centrum in Essen-Leithe
- Zeche Zollverein in Essen-Katernberg
- Zeche Carl in Essen-Altenessen
- Zeche Helene in Essen-Altenessen
- Zeche Anna in Essen-Altenessen
- Zeche Emil in Essen-Altenessen
- Zeche Emscher in Essen-Altenessen
- Zeche Heinrich in Essen-Altenessen
- Zeche Fritz in Essen-Altenessen
- Zeche Wohlverwahrt in Essen-Horst
- Zeche Johann Deimelsberg in Essen-Steele
- Zeche Sälzer-Amalie in Essen-Altendorf
- Zeche Hagenbeck in Essen-Altendorf
- Zeche Neuschölerpad in Essen-Altendorf
- Zeche Vereinigte Sälzer & Neuack in Essen-Altendorf
- Zeche Pauline in Essen-Werden
- Zeche Hermann in Essen-Fischlaken
- Zeche Pörtingsiepen in Essen-Fischlaken
- Zeche Richradt in Essen-Fischlaken
- Zeche Rudolph in Essen-Kettwig-Oefte
- Zeche Carl Funke in Essen-Heisingen
- Zeche Hundsnocken in Essen-Heisingen
- Zeche Prinz Friedrich in Essen-Kupferdreh
- Zeche Victoria in Essen-Byfang
- Zeche Gottfried Wilhelm in Essen-Rellinghausen
- Zeche Schnabel ins Osten in Essen-Rellinghausen
- Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf
- Zeche Friedrich Ernestine in Essen-Stoppenberg
- Zeche Ludwig in Essen-Bergerhausen
- Zeche Langenbrahm in Essen-Rüttenscheid
- Zeche Victoria Mathias in Essen-Segeroth (Nordviertel)
- Zeche Graf Beust im Essener Ostviertel
- Zeche Hercules im Essener Ostviertel
- Zeche Voßhege, Flor und Flörchen und Wasserschneppe in Essen-Heisingen
- Zeche Oberhausen in Oberhausen
- Zeche Osterfeld in Oberhausen
- Zeche Osterfeld Schacht 4 in Oberhausen
- Zeche Vondern in Oberhausen
- Zeche Roland in Oberhausen
- Zeche Alstaden in Oberhausen
- Zeche Concordia in Oberhausen
- Zeche Jacobi in Oberhausen
- Zeche Hugo Haniel in Oberhausen
- Nordschacht in Oberhausen
- Zeche Sterkrade in Oberhausen
- Zeche Hibernia in Gelsenkirchen-Stadtmitte
- Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen
- Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer
- Zeche Rheinelbe in Gelsenkirchen-Ückendorf
- Zeche Alma in Gelsenkirchen-Ückendorf
- Zeche Holland in Gelsenkirchen-Ückendorf und Bochum-Wattenscheid
- Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst
- Zeche Westerholt in Gelsenkirchen-Hassel
- Zeche Friedrich Thyssen Schacht 1/6 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Friedrich Thyssen Schacht 4/8 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Neumühl in Duisburg-Neumühl
- Hüttenwerk Meiderich in Duisburg-Meiderich
- Kokerei Friedrich Thyssen 4/8 in Duisburg-Hamborn
- Zeche Walsum in Duisburg-Walsum
- Zeche Rheinpreußen in Moers
- Schachtanlage Pattberg in Moers
- Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort
- Zeche Rossenray in Kamp-Lintfort
- Bergwerk Niederberg in Neukirchen-Vluyn
- Bergwerk Lohberg in Dinslaken
- Zeche Erin in Castrop-Rauxel
- Zeche Franz Haniel in Bottrop
- Zeche Prosper Haniel in Bottrop
- Zeche Arenberg-Fortsetzung in Bottrop
- Zeche Zweckel in Gladbeck-Zweckel
- Zeche Graf Moltke in Gladbeck-Brauck
- Zeche Ewald in Herten
Kamp-Lintfort - Zeche Friedrich Heinrich
Die Zeche ist benannt nach dem ehemaligen Besitzer der Kohlefelder, Friedrich Heinrich von Diergardt (1820 - 1887), der sie 1869 von seinem Vater erbte. Seine Erben wiederum verkauften später die Felder, da sie selbst kein Interesse an der Kohlegewinnung hatten. Doch der Name der Kohlefelder blieb und übertrug sich später auch auf das Bergwerk selbst. Nach Probebohrungen in den Jahren 1901 - 1904 entschloss man sich 1906 zur Gründung der Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG....
Weitere Informationen zur Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort am Niederrhein finden Sie hier....!
Interessante Links:
- Info Kloster Kamp
- Info Haus Eyll
- Info Ortsteil Hoerstgen
- Info Zeche Friedrich Heinrich I/II
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht III „Norddeutschland“
- Info Zeche Friedrich Heinrich Schacht IV
- Info Jüdischer Friedhof
- Info Schloss Dieprahm
- Info Schachtanlage Rossenray
- Info Landesgartenschau 2020
Quellenangabe:
1. Die Informationen zur Zeche Rossenray in Kamp-Lintfort basieren auf dem Artikel Schachtanlage Rossenray (Stand vom 27.03.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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Die Fotos aus der Wikimedia Commons "Schachtanlage Rossenray (Verbundbergwerk West) Schacht I; Überblick über die Schachtanlage Rossenray - Reste des Förderturms über Schacht I; (2 Fotos) - Autor: Carschten" sind lizensiert unter der Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Deed Lizenz.
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