Kamp-Lintfort - Zeche Friedrich Heinrich Teil I


Schachtanlage FH1 Tag

Schachtanlage "Friedrich Heinrich I/II" in Kamp-Lintfort - eingebunden über Wikimedia Commons




Überblick

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich in Lintfort mit Blick auf den Förderturm von Schacht I (Foto von 2007)



Die Zeche ist benannt nach dem ehemaligen Besitzer der Kohlefelder, Friedrich Heinrich von Diergardt (1820 - 1887), der sie 1869 von seinem Vater erbte. Seine Erben wiederum verkauften später die Felder, da sie selbst kein Interesse an der Kohlegewinnung hatten. Doch der Name der Kohlefelder blieb und übertrug sich später auch auf das Bergwerk selbst. Nach Probebohrungen in den Jahren 1901 - 1904 entschloss man sich 1906 zur Gründung der Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG.

Mit dem Abteufen von Schacht I wurde im Jahr 1907 begonnen. [1]



Zechensiedlung

Kamp-Lintfort - Zechensiedlung
Kamp-Lintfort - Zechensiedlung Alt-Siedlung Friedrich-Heinrich


Zugleich wurde auf der Lintforter Heide mit dem Bau der ersten Zechensiedlungen, der Alt-Siedlung Friedrich-Heinrich begonnen, die Grundlage für die spätere Stadt Kamp-Lintfort wurden. Die zwischen 1907 und 1930 erbaute Siedlung ist eine der größten Zechenkolonien im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet. Die Kohleförderung wurde am 1. Juli 1912 aufgenommen. Die Tagesanlagen wurden in anspruchsvoller Architektur gebaut. Auf der Schachtanlage Friedrich Heinrich I/II wurde in den Jahren 1913/1914 auch eine Kokerei mit fünf Batterien und Nebenproduktenanlagen errichtet. Eine französische Firma - Les Petit-Fils de François de Wendel & Cie - besaß seit 1914 die Aktienmajorität an der "Friedrich Heinrich AG". Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte weitreichende Konsequenzen für das Bergwerk, denn 50 Prozent der Mitarbeiter wurden zum Kriegsdienst einberufen. [1]


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich 2007 - Casino


Das Bergwerk Friedrich Heinrich wurde mit Kriegsausbruch auf Grund einer Verordnung des Bundesrates unter Zwangsverwaltung gestellt. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg verloren alle Franzosen ihr Aufsichtsratsmandat. Bedingt durch die Zwangsverwaltung trat das Bergwerk im Jahr 1916 dem sogenannten Übergangs-Kohlensyndikat bei. Im Jahr 1917 wurde das Bergwerk an die Rheinische Stahlwerke AG verkauft. Am 21. September des Jahres 1921 erging ein Urteil des deutsch-französischen Schiedsgerichtes in Amsterdam, welches die Besitzverhältnisse des Bergwerks wieder veränderte. Aufgrund des Urteils wurde die vorherige Besitzübernahme für ungültig erklärt und die alten Organe der AG wurden wieder in ihre Funktionen gesetzt. Die Besitzverhältnisse blieben mit Unterbrechung im Dritten Reich bis zur Gründung der Ruhrkohle AG im Jahre 1968 bestehen. [1]


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich 2007 - Schirrhofgebäude 2011 - Ausbildungszentrum


Zwei Millionen Tonnen Kohle förderte die Zeche Friedrich Heinrich gegen Ende der 1930er Jahre. Die wesentlichen Teile der Tagesanlagen der Zeche wurden bedingt durch die starken Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs erneuert. Dazu zählt auch die Kokerei, die in den Nachkriegsjahren 1947 - 1954 Zug um Zug durch einen Neubau mit 160 Öfen ersetzt wurde. 1954 wurden auf der Kokerei zwei weitere Batterien in Betrieb genommen. Der Ausbau der Kokerei war nun vorerst beendet. 1978 wurde die Kokerei der Zeche stillgelegt, weil die Ruhrkohle AG zu hohe Produktionskapazitäten hatte. 1956 wurde der Schacht I mit einer neuartigen Turmförderanlage versehen, die mit zwei Vierseil-Gefäßförderungen ausgestattet wurde. [1]


Schacht III „Norddeutschland"

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich Schacht III


In den Jahren 1928 - 1931 wurden südlich der Hauptanlage der Zeche Schacht III (Schacht „Norddeutschland) abgeteuft, in dessen unmittelbarer Nähe heute die Halde Norddeutschland liegt. Mit dem Abteufen von Schacht III wurde 1928 das Feld Norddeutschland erschlossen. 1931 wurde das Feld Norddeutschland von der Aktiengesellschaft Friedrich-Heinrich übernommen. Der Schacht Norddeutschland hatte in diesem Jahr bereits eine Teufe von 381 Meter, desweiteren erfolgte ein Durchschlag zum Feld Friedrich-Heinrich....!

Weitere Informationen zum Schacht III der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort finden Sie hier....!


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich in Lintfort (Bergwerk West) - Schacht I/II mit Nebengebäuden


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich in Lintfort (Bergwerk West) - Schacht I/II


Im Jahr 1956 kam noch ein vierter Schacht im Ortsteil Hoerstgen hinzu, dessen Planung schon vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begonnen hatte. Dieser Schacht wurde 1964 vollständig in Betrieb genommen. 1993 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Verbundbergwerk Rheinland zum „Verbundbergwerk Friedrich Heinrich/Rheinland“. Das Bergwerk West der Deutschen Steinkohle AG (DSK) wurde 2012 geschlossen.

Am Freitag, 21. Dezember 2012, endete die letzte Schicht für die Bergleute der Zeche Friedrich Heinrich - Bergwerk West. Nach über 100 Jahren Betriebstätigkeit wurde die Zeche nun endgültig stillgelegt! [1]


Halde Norddeutschland

Neukirchen-Vluyn - Halde Norddeutschland
Neukirchen-Vluyn - Halde Norddeutschland Hallenhaus auf der Halde Norddeutschland


Um die Bergehalde des Bergwerks Niederberg kennenzulernen, empfehle ich einen Ausflug zur rekultivierten Halde Norddeutschland (Höhe 102 m ü. NN) für Freizeit, Erholung und Sport (Paragliding, Nordic Walking u.v.m.). Es handelt sich hier um die ehemalige Bergehalde der Zeche Niederberg. Die Halde hat eine Grundfläche von etwa 80 Hektar- die Länge der angelegten Wege beträgt 13 Kilometer. Die Halde Norddeutschland ist die größte Bergbauhalde am Niederrhein. Über 80 Millionen Tonnen Bergematerial wurden in den letzten Jahrzehnten....

Weitere Informationen zur Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn finden Sie hier....!


Fördergemeinschaft für Bergmannstradition

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Informationsschild der Landesgartenschau 2020


Um die Erinnerung an die Zeit des Bergbaus in Kamp-Lintfort am Leben zu erhalten, wurde die „Fördergemeinschaft für Bergmannstradition linker Niederrhein e.V.“ bereits lange vor Schließung des Bergwerks Friedrich Heinrich gegründet. Diese unterhält u.a. das Museum „Haus des Bergmanns“ und den Lehrstollen auf dem ehemaligem Zechengelände in Kamp-Lintfort. Insgesamt ist der Verein an vier Standorten tätig und freut sich auf Besuch aus allen Teilen der Welt. Vor und nach der Landesgartenschau im Jahre 2020 hat sich in Kamp-Lintfort viel getan. Die Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 war die 18. Landesgartenschau des Landes Nordrhein-Westfalen.


Haus des Bergmanns

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Lehrstollen Außenansicht mit Ausbau


Die Stadt Kamp-Lintfort richtete die Gartenschau vom 5. Mai bis zum 25. Oktober 2020 auf dem ehemaligen Zechengelände der Schachtanlage Friedrich Heinrich I/II (Bergwerk West) sowie am Kloster Kamp aus. Mitten im Herzen der Altsiedlung Friedrich Heinrich liegt das Haus des Bergmanns. Mit viel Liebe und Engagement hat hier die „Fördergemeinschaft für Bergmannstradition linker Niederrhein e.V.“ in ihren Vereinsräumen eine Ausstellung über den Bergbau geschaffen. Zu sehen sind verschiedene Grubenlampen in ihrer Entwicklung, Medaillen mit Bergbau-Motiven, die verschiedensten Werkzeuge und Messgeräte, sowie umfangreiches Anschauungsmaterial in Form von Modellen, Fotos, Schriften, Videos und Filmen über den Bergbau.



Schachtanlage FH1-2-bei Nacht

Schachtanlage Friedrich Heinrich I/II bei Nacht - eingebunden über Wikimedia Commons


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West ...Bergbauausstellung am Lehrstollen....


Im Haus des Bergmanns treffen Industrie- und Alltagsgeschichte aufeinander. Das ehemalige Wohnhaus für zwei Familien wurde im Jahr 2006 als Museum eröffnet. Die eine Haushälfte zeigt mit Liebe zum Detail die Wohnung einer Bergarbeiterfamilie. Technik-Fans kommen in der zweiten Haushälfte auf ihre Kosten. Grubengeleucht, technische Geräte und vieles mehr informieren über die Arbeit unter Tage. Weitere Standorte der Fördergemeinschaft sind der Förderturm über Schacht I und das Vereinsheim im ehemaligen Schirrhof. Das dreiflügelige Gebäude wurde 1920/1921 errichtet und in den ersten Betriebsjahren des Bergwerks Friedrich Heinrich wurden hier die Pferde untergebracht.


Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Blick auf die Schachtanlagen Friedrich Heinrich I/II


Der Eintritt ist kostenlos, geöffnet ist das Museum „Haus des Bergmanns“ jeden Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Während der Ferien in Nordrhein-Westfalen ist das Haus geschlossen. Sonderführungen während der Ferien und außerhalb der Öffnungszeiten sind nach telefonischer Absprache möglich.

Adresse:

Fördergemeinschaft für Bergmannstradition
– Linker Niederrhein – e.V.


Friedrich-Heinrich-Allee 79 c
47475 Kamp-Lintfort

Ansprechpartner: Norbert Ballhaus

Telefon: +49 173 9944502

E-Mail: info@bergmannstradition.de

Internet: https://www.bergmannstradition.de/


Geologisches Museum

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort - Verwaltungs und Kauengebäude


Grundstock dieses einzigartigen Museums war die Gesteinssammlung des örtlichen Bergwerks, die seit Gründung im Jahre 1907 kontinuierlich aufgebaut wurde. Die große Sammlung zahlreicher Fossilien, Gesteine, Mineralien und Abdrücke wurde 1987 zu einem Museum umgestaltet und weiter ausgebaut.

Adresse:

Touristische Region Niederrhein

Kontaktadresse:
Geologisches Museum

Moerser Straße 167
47475 Kamp-Lintfort

Telefon: 02842 / 33649

Internet: http://www.geologisches-museum-kamp-lintfort.org/Veranstaltungen.htm


Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein



Interessante Links:

Wappen der Stadt Kamp-Lintfort
Wappen der Stadt Kamp-Lintfort Stadtwappen - Foto: Wikimedia Commons (gemeinfrei)

Quellenangabe:

Kamp-Lintfort - Bergwerk West
Kamp-Lintfort - Bergwerk West Zeche Friedrich Heinrich in Lintfort (Bergwerk West) - Schacht I/II - Magazin sowie Verwaltungs- und Kauengebäude (Foto von 2007)


1. Die Informationen zur Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort basieren auf dem Artikel Zeche Friedrich Heinrich (Stand vom 31.07.2024) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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Fotos Kamp-Lintfort - Zeche Friedrich Heinrich