Kamp-Lintfort - Zeche Friedrich Heinrich Teil II
Überblick
Die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort hatte erhebliche Auswirkungen auf den Erhalt der noch verbliebenen Zechengebäude des ehemaligen Bergwerks Friedrich Heinrich I/II. Die ehemals größte Zeche Europas besaß sehr viele Gebäude, die nicht nur hier am Standort in Lintfort errichtet worden waren sondern mit den Erweiterungen der Zeche den Schacht III „Norddeutschland“ und den Schacht IV in Hoerstgen betrafen. Nach 1971 wurden die noch betriebenen Anlagen in den Verbund zum Bergwerk Rheinland eingebracht, und später als Bergwerk West weitergeführt. Im Einzelnen will ich mich hier mit den noch verbliebenen Gebäuden beschäftigen, die der Zeche einst ihr Gesicht gaben.
Förderturm über Schacht I
Am 1. Juli 1912 ging die Zeche Friedrich Heinrich in Betrieb, die erste Kohle wurde im Schacht II zu Tage gehoben. Bald darauf war auch der Schacht I fertig, der nun zum Förderschacht wurde. Sein ursprüngliches Fördergerüst sah aus wie das erhaltene über Schacht II. In den Jahren 1955 - 1957 ersetzte man es durch die leistungsfähigere Turmförderanlage, die für über 20.000 Tonnen Rohkohle pro Tag ausgelegt war. Der markante 79 Meter hohe Förderturm wurde rasch zum Wahrzeichen der Stadt.
Im Jahr 2017 sprachen sich die Kamp-Lintforter in einer Bürgerbefragung für den Erhalt dieses Stücks Industriekultur aus. Der Turm blieb, er wurde 2019 denkmalgerecht saniert. Auch Teile der Technik sind erhalten: Zwei Vierseil-Fördermaschinen hoben die Kohle aus 600 Meter Tiefe zu Tage. Zwei Fördermaschinisten hatten hier ihren Arbeitsplatz. Die Maschinen und der Balkonumgang auf etwa 67 Meter Höhe können besichtigt werden.
Fördergerüst über Schacht II
Das nebenstehende Foto zeigt das Fördergerüst Schacht II der Zeche Friedrich Heinrich. Hier schoben am 1. Juli 1912 Bergmänner den ersten Wagen mit Friedrich Heinrich-Kohle vom Förderkorb. Der Schacht II war als erster fertig geworden. Bald darauf löste ihn dann der Schacht I als Förderschacht ab. Schacht II diente danach weiter als Wetterschacht, hier wurde die Abluft der Grube von großen Ventilatoren im angrenzenden Lüftergebäude abgesaugt. Und er diente der Seilfahrt, wie der Bergmann die Ein- und Ausfahrt von Personen nennt. 100 Jahre lang begann hier für die Kumpel nach dem Umkleiden in der Waschkaue der lange Weg zu den Abbaubetrieben untertage. Das gut 40 Meter hohe Fördergerüst vom Typ „Deutsches Strebengerüst“ wurde im Jahr 1912 von der „Gutehoffnungshütte“ in Oberhausen errichtet. Heute steht es unter Denkmalschutz. Es wurde 2019 grundlegend saniert.
Lüftergebäude
Die zur künstlichen Bewetterung dienenden Einrichtungen wurden in der Zeche Friedrich Heinrich hier in diesem Gebäude, dem sogenannten Lüftergebäude, erzeugt. Hierzu verwendet man auch heute noch sogenannte Grubenlüfter, die aus großen Ventilatoren bestehen. Diese Maschinen werden in der Regel als zweistufige Lüfter errichtet, um bei großen Teufen die nötige Druckdifferenz bereitzustellen. Grubenlüfter können Nenndurchmesser bis zu fünf Meter bei einer elektrischen Antriebsleistung von 2500 kW haben und gehören damit zu den größten gebauten Ventilatoren. Das Lüftergebäude hier inmitten der ehemaligen Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort wurde bereits im Jahr 1911 errichtet und diente lange Zeit zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen des Bergwerks.
Ohne technische Maßnahmen zur Verteilung der Wetter im Bergwerk würde sich der Wetterstrom zwischen Ein- und Ausziehschacht immer entlang des Weges mit dem geringsten Strömungswiderstand bewegen. Bei einem sehr kleinen und wenig ausgedehnten Grubengebäude reicht es oft aus, das gesamte Grubengebäude mit einem einzigen Wetterstrom nacheinander zu bewettern. Dies ist bei größeren Grubengebäuden nicht machbar. Grund hierfür sind die zu langen Wetterwege, außerdem wären die Streckenquerschnitte zu klein, um die gesamte Wettermenge durchströmen zu lassen. Um dennoch die Bewetterung der gesamten Grube sicherzustellen, teilt man den Wetterstrom in Teilströme auf. Hierfür wird zunächst der gesamte einziehenden Wetterstrom in mehrere Hauptteilströme aufgeteilt. Diese Hauptteilströme werden weiter in Unterteilströme aufgeteilt.....[2]
Das ehemalige Lüftergebäude unterliegt heute dem Denkmalschutz und befindet sich am Quartiersplatz. Im Gebäude befindet sich heute das Eventlokal Lufre mit eigener Gastronomie. Hier kann gefeiert und geheiratet werden und es finden regelmäßig Veranstaltungen statt.
Infozentrum Stadt und Bergbau
Wo heute die Dauerausstellung über Stadt und Bergwerk informiert, liefen ursprünglich elektrische Pumpen. Sie waren Teil der Wassergewinnung für die Zeche Friedrich Heinrich. Neben dem mehrfach erweiterten Pumpenhaus gehörten dazu eigene Brunnen und ein Wasserturm. Die Pumpen im heutigen Ausstellungsraum arbeiteten bis Mitte der 1960er Jahre, ab 1967 war hier eine Werkstatt untergebracht. Das kleine, aber sorgfältig gestaltete Maschinenhaus zeigt wie die großen Zechengebäude an der Friedrich-Heinrich-Allee den Wunsch der Bauherren nach repräsentativer Architektur. Im Jahr 2019 wurde es mit Mitteln der NRW-Stiftung denkmalgerecht saniert.
Schirrhof der Zeche Friedrich Heinrich
Der Schirrhof ist das ehemalige Fuhrparkgebäude der Zeche Friedrich Heinrich. Ab 1921 befanden sich hier die Pferdeställe und die Wagenhalle. Auch für die ersten Kraftfahrzeuge der Zeche gab es Garagen. Im Nordteil des Schirrhofs waren Büros und die Feuerwehr untergebracht. Einen Großteil des Gebäudes nutzten ab 1967 die Werkstätten und Büros der Ausbildung. Ähnlich wie bei einem herrschaftlichen Schloss öffnen sich die drei Flügel des aufwändig gestalteten Schirrhofes zur Hauptstraße. Diese repräsentative Gestaltung hatte wenig mit den Gebäudefunktionen zu tun. Hinter dem zentralen „Schlosseingang“ des Hauptflügels lag phasenweise die Abschmierhalle, eine Wagenwerkstatt.
Kamp-Lintfort - Zeche Friedrich Heinrich
Die Zeche ist benannt nach dem ehemaligen Besitzer der Kohlefelder, Friedrich Heinrich von Diergardt (1820 - 1887), der sie 1869 von seinem Vater erbte. Seine Erben wiederum verkauften später die Felder, da sie selbst kein Interesse an der Kohlegewinnung hatten. Doch der Name der Kohlefelder blieb und übertrug sich später auch auf das Bergwerk selbst. Nach Probebohrungen in den Jahren 1901 - 1904 entschloss man sich 1906 zur Gründung der Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG....
Weitere Informationen zur Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort am Niederrhein finden Sie hier....!
Schacht III „Norddeutschland“
Im Jahr 1927 begann der Aufschluss des Feldes Norddeutschland, indem mit den Teufarbeiten für den Schacht III begonnen wurde. Im Jahr 1931 wurde das Feld Norddeutschland nun komplett übernommen, dieses hatte eine Größe von 12,4 Quadratkilometer, der darin befindliche Schacht III eine Teufe von 381 Metern. Durch die Übernahme des Feldes Norddeutschland war die gesamte Berechtsame der Zeche Friedrich Heinrich nun angewachsen auf 65 Quadratkilometer. Zur Verbindung der Felder wurde auf der 1. Sohle ein Durchschlag mit dem Schacht Norddeutschland erstellt. Im Jahr 1940 war der Schacht III bis auf 474 Meter geteuft. Im Jahr 1960 wurde der Wetterschacht III bis zur 3. Sohle in Betrieb genommen. Die Berechtsame hatte nun eine Fläche von 118,7 Quadratkilometer. Im Jahr 1967 wurde das Feld Alfred erworben und der Schacht III „Norddeutschland“ wurde tiefergeteuft....
Weitere Informationen zum Schacht III „Norddeutschland“ der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort am Niederrhein finden Sie hier....!
Schacht IV in Hoerstgen
Bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs bestanden Pläne, das westliche Grubenfeld aufzuschließen. Hierzu sollten im Ortsteil Hoerstgen inmitten von Feldern und Wiesen die Schächte IV und V abgeteuft werden. 1943 begannen die Vorarbeiten, die bedingt durch den Krieg bald wieder unterbrochen wurden. Im Jahr 1957 begann man dann wirklich, den Schacht IV abzuteufen, auf den einst geplanten Schacht V verzichtete man nun. Auch die Nebengebäude wie z.B. die Maschinenhalle, die Lüfteranlagen, Lagerhallen und weitere....
Weitere Informationen zum Schacht IV der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort am Niederrhein finden Sie hier....!
Zechen im Ruhrgebiet und am Niederrhein
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Interessante Links:
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- Info Schloss Dieprahm
- Info Schachtanlage Rossenray
- Info Landesgartenschau 2020
Quellenangabe:
1. Die Informationen zur Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort basieren auf dem Artikel Zeche Friedrich Heinrich (Stand vom 31.07.2024) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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2. Die Informationen zur Bewetterung eines Bergwerks stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 08.11.2024!
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