Krefeld - Burg Linn
Geschichte
Die Geschichte der Region zwischen Rhein und Ruhr ist ebenso wechselvoll wie spannend. Hier siedelten schon die Römer und die Burg Linn war Schauplatz vieler Kriege. Eine der ältesten Burganlagen des Niederrheins steht am südöstlichen Rand von Krefeld im Stadtteil Linn. Teile der Burganlage stammen aus dem 12. Jahrhundert, ihre heutige Gestalt erhielt sie etwa 100 Jahre später. Zunächst nannte das Edelherrengeschlecht „de linne" die Burg sein Eigen, bis sie 1392 nach einem Besitzerwechsel Kurköln zufiel.
Die Burg Linn geht auf einen Wohn- und Wehrturm der Edelherren Otto und seinem Bruder Gerlachus von Lynn zurück, der im 12. Jahrhundert mit einer Größe von ungefähr 8,5 x 14,5 m an dieser Stelle aus Tuffstein und Kiesel errichtet wurde. Bereits um das Jahr 1000 herum gab es an dieser Stelle eine Motte, einen künstlichen von einem Wassergraben umgebenen Hügel mit einem durch Palisaden geschützten Wachturm aus Holz. Der erste Ausbau bestand aus einer heute nicht mehr erhaltenen Schildmauer aus Tuffstein an der Nordseite des Burghügels. Anfang des 14. Jahrhunderts begann dann der Ausbau zur landesherrlichen Verteidigungsanlage.
Die Burg gehörte nun zur Grafschaft Kleve. Heinrich von Strünkede war Amtmann der Mechthild von Kleve auf der Burg. Man betrieb Raubrittertum unter anderem gegen das zur Grafschaft Moers gehörige Krefeld. Dies endete als die vereinten Kurkölner und Klever Truppen die Burg erstürmten. Die Lehenshoheit Kurkölns wurde nun vertraglich garantiert. So glich die Burg Linn vielen Doppelburgen, die aus einem Wohn-Wehrbau als Hauptburg und aus einer landwirtschaftlich genutzten Vorburg bestanden. Beide waren von einem Wassergraben umgeben. 1477 wurde die Burg im Rahmen der Kölner Stiftsfehde von Hermann von Hessen belagert. Kontinuierlich erweitert und mehrmals verstärkt wurde die Burg Linn zu einer der größten Wasserburgen des Niederrheins.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden Burg und Stadt Linn durch Erdwälle und Gräben zu einer einheitlichen Befestigungsanlage mit fünf Bastionen zusammengefasst. Nach heutigen Erkenntnissen geschah der Ausbau in mindestens zwei Abschnitten. Die erste äußere Wehranlage entstand bis 1581, danach verfiel sie nach und nach. Erst um 1620 herum wurde die alte Anlage durch eine neue, viel stärkere mit fünf Bastionen ersetzt. Die Wehrhaftigkeit der Anlage bewies die Burg Linn bei der Belagerung durch Hessen-Kassel, welche über mehr als vier Wochen andauerte. Am Ende wurde die Burg jedoch erobert und zwischen 1643 und 1645 durch die Eroberer weiter ausgebaut und nochmals verstärkt. Der größte Teil der heute noch erhaltenen Burganlage stammt original aus dem 13. Jahrhundert, lediglich der Südflügel und die niedrige äußere Wehrmauer gehören in das 15. und 16. Jahrhundert.
Seit dem 12. Jahrhundert in kurfürstlichem Besitz, wurde die Burg im Jahr 1806 mitsamt dem Jagdschlösschen, der historischen Zehntscheune und dem großzügigen Umland vom Krefelder Seidenfabrikanten Isaak de Greiff erworben. Isaak de Greiff nutzte das Schloss als Sommersitz und in den Wintermonaten als Jagdhaus. Einer seiner Söhne, Johann Philipp de Greiff, erbte das Anwesen und ließ sich hier schon bald darauf mit seiner Familie nieder. Seine Tochter Marianne Rhodius, geb. de Greiff, wuchs hier gemeinsam mit ihrer Schwester Emma auf und bewohnte das Jagdschloss selbst noch bis zu ihrem Tode 1902. Marianne Rhodius war eine Nichte von Cornelius de Greiff, dem sie den größten Teil ihres Vermögens zu verdanken hatte.
Die Burg Linn erbte ihre Cousine Maria Schelleckes. Im 20. Jahrhundert - nach dem Ersten Weltkrieg - bezog der Justizrat Gustav Schelleckes das Jagdschloss. Er war Miterbe und Mitverwalter des Nachlasses von Marianne Rhodius. Bereits 10 Jahre später verkaufte er die Burgruine dann mitsamt dem Jagdschloss und allen weiteren zugehörigen Immobilien an die Stadt Krefeld. Er selbst wohnte aber bis zu seinem Tod 1928 im Jagdschloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die mittlerweile zugewucherte und verwilderte Burg dann vollkommen restauriert und mit zeitgenössischen Möbeln eingerichtet. Heute bietet sie ein unverfälschtes Bild einer mittelalterlichen Burg mit Bergfried, Zinnen, Wassergraben, Türmen, Burgverlies, Kapelle, Palas und einer intakten Vorburg [1].
Linn
Im Schatten der Burg wuchs auch das Städtchen Linn, das sich bis in unserer Zeit viel Mittelalterliches bewahrt hat. Heute können Teile der Burg besichtigt werden, ebenso ein benachbartes barockes Jagdschlösschen mit originalgetreu eingerichteten Krefelder Bürgerzimmern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sehenswert ist auch der Park um Burg Linn, der zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt. Auch Wanderfreunde kommen hier auf ihre Kosten: ein gut ausgeschildertes Wandernetz führt Sie um Linn herum oder an Linn vorbei zu weiteren Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt Krefeld.
Altstadt
Nicht vergessen sollten Sie einen Besuch der historischen Altstadt von Linn. Viele alte Gebäude, romantische Straßen durch ein interessantes Viertel mit altem Straßenpflaster und einige nette Einkehrmöglichkeiten bieten ihnen in Linn viel Abwechslung. Noch mehr historisches gibt es im nördlich des Burggeländes gelegenen Museum. Dort geht es im Sauseschritt durch die lange und ereignisreiche Geschichte der Region: Denn hier am Rhein siedelten bereits die Römer und Franken, ganz in der Nähe der heutigen Burg befand sich das Römerkastell Gelduba mit einer dazugehörigen Siedlung und großen Gräberfeldern.
Museum
Durch viele Ausgrabungen und Funde konnte das antike und frühmittelalterliche Leben am Rhein rekonstruiert und im Museum der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zu den spektakulärsten Ausstellungsstücken gehört ein Fürstengrab aus dem 6. Jahrhundert mit zahlreichen Grabbeigaben. Weitere Museumsräume widmen sich der Linner Burg- und Stadtgeschichte sowie der niederrheinischen Volkskunde. Zu sehen gibt es unter anderem gotisches Geschirr der ehemaligen Burgherren, eine Wandfüllung aus dem 18. Jahrhundert und viele Modelle niederrheinischer Städte.
Textilmuseum
Ein weiteres interessantes Museum liegt hier ganz in der Nähe: Das Textilmuseum der Stadt Krefeld. Mehr als 25.000 kostbare Textilien aus den unterschiedlichsten Epochen hat das Museum zusammengetragen - eine der bedeutendsten Sammlungen der Welt. In wechselnden Ausstellungen werden Teile davon ausgestellt.
Weitere Informationen zur Burg Linn finden Sie hier....!
Informationen zum Textilmuseum in Krefeld finden Sie hier....!
Informationen:
Museum Burg Linn
Rheinbabenstraße 85
47809 Krefeld
Öffnungszeiten: Mo.: geschlossen
Di.-So: (1.4.-31.10.) 10:00-18:00
Di.-So: (1.11.-31.3.) 11:00-17:00
Telefonkontakte: Telefon: 02151/570036 - Telefax: 02151/571972
Deutsches Textilmuseum
Andreasmarkt 8
47809 Krefeld
Öffnungszeiten: Das Museum ist nur während der Ausstellungen geöffnet.
01. April - 31. Oktober: Di - So 10 - 18 Uhr
01. November - 31. März: Di - So 11 - 17 Uhr
Telefon: 02151/94694-50
Telefax: 02151/94694-55
Haus und Park Greifenhorst
Das Haus Greifenhorst befindet sich im Greifenhorstpark im Krefelder Stadtteil Linn in der Nähe der Burg Linn. Die Parkanlage entlang des ehemaligen Linner Mühlenbachs wurde um 1840 im Auftrag von Cornelius de Greiff durch den renommierten Gartenarchitekten und Düsseldorfer Hofgartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe im Stil eines klassischen englischen Landschaftsgartens als Verbindung von Mühlenhof und Hausenhof konzipiert. Die Anlage wurde auf einem lediglich 80 bis 90 Meter breiten Wiesenstreifen beidseits des Mühlenbaches angelegt, nördlich und südlich grenzen Ackerflächen an. Der Park bildet heute die Grenze zwischen den nordseits herangerückten Siedlungsflächen und der freien Landschaft im Süden. Das ursprüngliche Bepflanzungs- und Raumkonzept wurde 2001/2002 im Vorfeld der dezentralen Landesgartenschau Euroga 2002 plus, während der der Greiffenhorstpark einer von sieben Standorten war, zusammen mit dem Burgpark Linn nach gartendenkmalpflegerischen Gesichtspunkten weitgehend restauriert.
Jüdischer Friedhof Linn
Am Kreuzweg im Krefelder Stadtteil Linn befindet sich der Friedhof der ehemaligen kleinen jüdischen Gemeinde. Das Tor zum Friedhof ist zwar verschlossen, aber man kann einen Blick in den von einer hohen Hecke umgebenen Bereich werfen. Etwa 28 Grabsteine sind bis heute erhalten geblieben. Auf dem Friedhof sind nicht nur Juden aus Linn beerdigt worden sondern auch Juden aus den Nachbarorten Hohenbudberg und Uerdingen. In der bis 1901 selbstständigen Stadt Linn bestand bereits seit dem 17. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde. Im Jahr 1710 besaß diese auch einen Gebetsraum, allerdings noch keine Synagoge.
Der Krefelder Seidenbaron Philipp de Greiff, der u.a. in Linn ansäßig war, vermachte der jüdischen Gemeinde aus seinem Nachlass die Summe von 8000 Talern. Diese Summe wurde zur Errichtung einer Synagoge eingesetzt. 1863 wurde dann an der Rheinbabenstraße eine Synagoge im Stil der orientalisierenden Architektur - das Dach des Gebäudes bestand aus einer Kuppel - errichtet. In der Pogromnacht (früher als Reichskristallnacht bezeichnet) vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Synagoge in Linn zerstört.
"Man versuchte sie anzuzünden, aber nur die Kuppel brannte ab. Einen größeren Brand wollte man wohl auch nicht hier im engbebauten Linn, so dass von der Feuerwehr die Mauern eingerissen wurden. Die Brandstifter sollen dabei von auswärts gekommen sein. In einem Bericht heißt es: "Man setzt ja die Leute nicht in ihrem Wohnbezirk ein, aber am nächsten Tag haben auch die Linner mitgemacht und zerstört, was noch nicht zerstört war" [2].
Während dieser Zeit - vom 7. bis 13. November 1938 - wurden im damaligen Deutschen Reich etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört.
Weitere Links
- Informationen zur Stadt Krefeld
- Informationen zum Haus Traar
- Informationen zum Haus Schönwasser
- Informationen zum Haus Neuenhofen
- Informationen zur Burg Linn
- Informationen zur Innenstadt
- Informationen zum Haus Sollbrüggen
- Informationen zum Stadtwald
- Informationen zum Haus Rath
- Informationen zum Ortsteil Hohenbudberg
- Informationen zum Zoo in Krefeld
- Informationen zum Stadtteil Hüls
- Informationen zum Stadtteil Uerdingen
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Burg Linn basieren auf dem Artikel Burg Linn (Stand vom 01.03.2012) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Aus Stadtrundgang Krefeld-Linn - Beginn Rheinbabenstrasse - Autor: Herbert Steeg