Rheinberg - Haus Wolfskuhlen
Überblick
Bevor ich zum erstenmal diesem ehemaligen Rittersitz einen Besuch abgestattet habe, konnte ich im Internet zahlreiche Informationen zu diesem Thema finden. Zumeist handelte es sich um Beiträge jugendlicher Forenbesucher, die sich hier über ihre Eindrücke zum Haus Wolfskuhlen austauschten. Eine deutsche Website, die sich mit Gespenstern beschäftigt, hat wohl in der Hauptsache zu diesem großen Interesse der Jugend speziell an dieser Ruine beigetragen. Ich war zudem vom Bekanntheitsgrad dieses Hauses sehr erstaunt, denn es ist nur eine Ruine und noch dazu in einem äußerst schlechten baulichen Zustand.
Das Hauptinteresse der Forenbesucher galt zunächst einmal der Ruine und darüber hinaus auch der Vergangenheit des einstigen Rittergutes Wolfskuhlen. Jedes solcher Gebäude hat auch seine eigene Geschichte- Spukerzählungen inclusive. Reine Märchen und Geschichten, gewiß, doch einige der teils nächtlichen Besucher wollen etwas besonderes (Unheimliches) wahrgenommen haben. Stimmen im Keller, Rufe im Garten, in dem ein alter Friedhof vermutet wird. Ferner wird gerade dieser Ort von Besuchern frequentiert, die sich nicht nur durch dunkle Kleidung von dem Erscheinungsbild ihrer Mitmenschen abheben sondern für die der alte Rittersitz geradezu eine Requisite darstellt für ihr okkultes Treiben.
Treffen in Mondnächten mit Besuchern, die zumeist von weit her angereist sind und sich im Kreise von Gleichgesinnten hier vergnügen- zum Leidwesen natürlich der unmittelbaren Nachbarn. Mittlerweile steht das Anwesen, das im Besitz einer großen deutschen Immobilienfirma ist, zum Verkauf. Sicherlich wünschenswert wäre ein Wiederaufbau des Herrenhauses nach den Plänen von 1800. Eine Rekonstruktion von Haus Wolfskuhlen würde die Umgebung sicherlich aufwerten.
Geschichte
Das Haus Wolfskuhlen liegt südlich von Rheinberg zwischen Budberg und Rheinkamp. Der ehemalige Rittersitz Wolfskuhlen wird auf drei Seiten vom Wald eingegrenzt. Direkt gegenüber dem ehemaligen Zugang zum Haus Wolfskuhlen, getrennt durch eine Straße, befindet sich ein Bauernhof, der früher wahrscheinlich zum Besitz des Rittergutes gehörte. Von der ehemaligen Burganlage mit ihren Mauern und Türmen sind heute keine sichtbaren Spuren mehr zu vorhanden. Ein Grund dafür ist der Neubau des Herrenhauses um 1800. Es handelte sich hier um ein stattliches dreistöckiges Herrenhaus, über dessen Haupteingang, zu dem eine breite Freitreppe hinaufführte, das Wappen der Familie von Wevelinghoven Sittert zu sehen war.
Ritter Heinrich von Wolfskuhlen
Von der früheren, das Schloss umgebenden doppelten Grabenanlage sind leider nur wenige Reste (...im hinteren Bereich) vorhanden. Durch die Senkung des Grundwassers in diesem Gebiet sind die Gräben schon lange ausgetrocknet. Im Jahre 1335 kaufte Graf Theodorich von Moers von seinem Neffen Arnold von Arscheid dessen Belehnungsrecht mehrerer Güter in Niederbudberg ab. In einer Vertragsurkunde wird erstmalig ein Ritter Heinrich von Wolfskuhlen genannt. Im Jahre 1449 belehnte Graf Vinzenz von Moers den Ritter Albert von Wolfskuhlen mit dem Rittergut Wolfskuhlen und dem Beerenbroich (...ist hier das Haus Beerenbrouck bei Kapellen gemeint?). Und schließlich im Jahr 1789 wechselte der Besitz in das Eigentum des Freiherrn Joseph Anton von Wevelinghoven-Sittert.
Der Käufer, Carl Joseph Anton von Wevelinghoven-Sittert, war ein Ritter des Malteserordens. Unter ihm wurde der jetzige Schlossbau (Herrenhaus) ausgeführt. Als Eigentümer von Wolfskuhlen gehörte er bis 1794 der Ständevertretung im Landtag des Fürstentums Moers an. 1826 wurde er Abgeordneter der Ritterschaft auf dem Landtag zu Düsseldorf. Einige Jahre später ernannte ihn der preußische König zum diensttuenden Kammerherrn. In dieser Stellung begleitete er seinen Herrn bei dessen Reise in die Rheinprovinz und bei der Zusammenkunft mit dem Kaiser von Rußland.
Carl Joseph Anton von Wevelinghoven-Sittert starb 1835 auf seinem Besitz Wolfskuhlen im Alter von 77 Jahren. Weitere Eigentümer in Folge waren u.a. Carl Florentin von Büllingen, ein langjähriger Ehrenbürgermeister von Budberg. Seine Tochter, Emilie Chlothilde Josephine Gislaine, wurde Erbin von Wolfskuhlen. Sie heiratete 1921 Rudolf Aloysius Blasius Freiherr von Loe. Danach kam das Haus in den Besitz ihres ältesten Sohnes, Degenhard Freiherr von Loe. Durch die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges ist die Inneneinrichtung, u.a. Möbel, Bibliothek und einige Kunstgegenstände, beschädigt und zum Teil auch abhanden gekommen. Weiterhin ist auch der Verlust des Archivs zu beklagen, dessen Bestände neben Urkunden und Akten über das Schloss auch wertvolles genealogisches Material über die Geschlechter von Wevelinghoven und von Büllingen enthielt. Später dann hatte die Bergwerksgesellschaft Rheinpreußen den größeren Teil des Herrenhauses für längere Zeit gemietet und es als Bergwerkslehrlingsheim für die Zeche Pattberg eingerichtet.
Das heutige Gelände mit der Ruine ist im Privatbesitz und kann nur von der Straße aus besichtigt werden.
Informationen:
Eine kleine Bildergalerie zum Haus Wolfskuhlen in Budberg bei Rheinberg finden Sie hierunter. Weitere Informationen zur Stadt Rheinberg finden Sie hier....!