Rheinberg - Stadtteil Orsoy
Überblick
Orsoy ist seit dem 1. Januar 1975 ein Stadtteil der niederrheinischen Stadt Rheinberg. Der Ortsteil liegt am linken Niederrhein gegenüber dem Duisburger Stadtteil Walsum. Übersetzt bedeutet das Wort Orsoy (gesprochen: im Dialekt kurz und hart: Oschau) in etwa „Pferdewiese“ (Rossaue). Orsoy ist wegen der Rheinpromenade, seiner Festungsmauern und seiner historischen Bebauung ein beliebter Ausflugsort, von dem man mit einer Fähre nach Walsum übersetzen kann. Der Ort wird in großen Teilbereichen von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit 4 Stadttoren umgeben (1. Befestigungsring). Das letzte der noch vorhandenen historischen Stadttore (Kuhtor) wurde im Rahmen der Kriegshandlungen 1945 zerstört.
Erst ab dem 12. Jahrhundert lässt sich Orsoy dann als Gemeinde oder Stadt ausmachen und belegen. Die früheste Erwähnung dürfte sich in einer Urkunde der Abtei Hamborn finden, die 1139 ihren Besitz in „Hersougen“ benannte. Schon hier scheint jedoch von einer entwickelten Gemeinde ausgegangen zu werden. 1225 beurkundete auch das 1123 gegründete Kloster Kamp seine Besitztümer in „Orsoie“. Daneben hielten im Laufe der Zeit auch das Kloster Werden und das Kloster Siegburg (Benediktiner), dann das Kloster Bedburg bei Kleve und das Kloster Fürstenberg bei Xanten (Nonnen) sowie die Damenstifte Sankt Maria im Kapitol bei Köln und Gerresheim bei Düsseldorf und das Ordenshaus der Johanniter in Duisburg und deren Kommende in Walsum Besitztümer in und um Orsoy. [1]
Weitere Informationen zur Fähre Duisburg Walsum - Orsoy finden Sie hier....!
Stadttore
Die Stadttore selbst waren Doppeltoranlagen mit Vortor, Zwinger und dem Haupttor. Am Haupttor (Kuhtor) wurde schon früh eine vorgelagerte Barbakane errichtet, die im Laufe der Jahre kontinuierlich ausgebaut und verstärkt wurde. Das heute noch genutzte Hochwasserschutztor (Rheintor) wurde erst 1937 errichtet. Außerdem gab es diverse Mauer- und Ecktürme über die ganze Anlage verteilt. Der heute noch vorhandene 18 Meter hohe Pulverturm (Mühlenturm) veranschaulicht die Ausmaße der Stadtbefestigung.
Vom blauen Turm sind nur noch das Fundament und Reste der Grundmauern erhalten geblieben. [1]
Festungsmauer
Eine der Sehenswürdigkeiten von Orsoy ist die etwa 3 Kilometer lange Festungsmauer, die noch in Teilen erhalten ist. Es bietet sich ein Rundgang an, den Sie am Binsheimer Tor (Südwall) in Richtung Pulverturm starten können. Weitere Informationen finden Sie unter Wandertipps. Die erste vollständige Ringmauer stammt aus dem Jahr 1438 (...wahrscheinlich Zeitpunkt der Fertigstellung?). Die neuzeitliche Festung Orsoy entstand in den Jahren 1565 - 1581.
Festungsbaumeister war der Italiener Johann Pasqualini d. Ä. (...verantwortlich für den Bau des 2. Befestigungsrings). [1]
Sie hatte 11 Türme, bis zu 5 Bollwerke und 4 Ravelins. Die Stadtmauer war bis zu 8 Meter hoch und bis zu 1,25 Meter dick. Sie ist etwa zur Hälfte erhalten und wurde zwischen 1970 - 1974 aufwendig restauriert. Die Befestigung entstand im Rahmen eines ehrgeizigen Bauprogrammes des Landesherren Herzog Wilhelms des Reichen als Hauptwaffenplatz im Herzogtum Kleve, während Düsseldorf und Jülich als Hauptwaffenplätze für die Herzogtümer Jülich und Berg ähnlich verstärkt wurden. [1]
Festung Orsoy
Der letzte altniederländische Teil war der Niederwall (...eine niederländische Erfindung, die Teile des zweiten Befestigungsringes waren Weiterentwicklungen) mit dem gedeckten Weg und dem davor liegenden Glacis. Der Hauptgraben vor den Bastionen musste aufgrund der neuen Ravelins vergrößert werden. Die Festung Orsoy selbst wird gemäß der gültigen Festungsterminologie als „Irreguläre Pentagonale Bastionärsfestung“ bezeichnet. [1]
Weitere Informationen zur Festung Orsoy im Rheinberger Stadtteil Orsoy finden Sie hier....!
...der Pulverturm...
Unweit des ehemaligen Binsheimer Tors in der Nähe des Südwall steht der gut erhaltene Pulverturm (Mühlenturm). Es handelt sich hier um einen etwa 18 Meter hohen Eckturm der alten Stadtmauer. Der Pulverturm ist um 1550 erbaut worden. Er besitzt innen eine Wandstärke bis zu 2 Meter. Seit dem 17. Jahrhundert diente er bis 1865 als Mühlenturm für eine Windmühle. Teile der restaurierten Stadtmauer grenzen direkt an den Turm, d.h. der Pulverturm war der einzige der vier Ecktürme, der direkt in die Stadtmauer integriert war. [1]
Weitere Informationen zum Pulverturm der Festung Orsoy im Rheinberger Stadtteil Orsoy finden Sie hier....!
Evangelische Kirche
Das heutige Kirchenbauwerk geht auf einen Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert zurück, den die Grafen von Kleve als Eigenkirche für die Angehörigen von deren Grundherrschaft in Orsoy erbauen ließen. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Gotteshaus 1223/25 als Filialkirche der Gemeinde Rheinberg. Ursprünglich dem St. Nikolaus geweiht, wird die Kirche unter niederländischer Besetzung 1632 den Reformierten zugewiesen und war seitdem ein protestantisches Gotteshaus. Sehenswert in der Kirche ist die älteste Evangelische Kanzel am Niederrhein (1551). [1]
Katholische Kirche
Die Katholische Pfarrkirche in Orsoy ist dem heiligen Nikolaus geweiht. Die Kirche wurde in den Jahren 1845 - 1848 erbaut. Es handelt sich hier um eine dreischiffige neugotische Hallenkirche, die auf der Rheinseite von der Stadtmauer begrenzt wird. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche im März 1945 zerstört und ohne Turmhelm wieder aufgebaut. Die endgültige Restaurierung erfolgte von 1971 - 1974. Sehenswert ist der altniederländische Hochaltar und die 4 Altarflügel des Künstlers Colijn de Cooter, entstanden um 1500. [1] Seit Oktober 2023 ist die St.-Nikolaus-Kirche in Orsoy profaniert, damit endete die 173-jährige Geschichte des Gotteshauses. Es sollen Wohnungen in der ehemaligen Kirche entstehen, dazu soll das frühere Gotteshaus umgebaut werden.
Weitere Informationen zur katholischen St. Nikolaus-Kirche im Stadtteil Orsoy der Stadt Rheinberg finden Sie hier....!
Mühlen am Niederrhein und im Ruhrgebiet
- Steprather Mühle in Geldern-Walbeck
- Kokermühle in Geldern-Walbeck
- Willicksche Mühle in Geldern-Kapellen
- Vernumer Mühle in Geldern-Vernum
- Ehemalige Stadtmühle in Geldern
- Burgmühle am Burgwall in Brüggen
- Borner Mühle in Brüggen-Born
- Lüthemühle in Nettetal-Breyell
- Leuther Mühle in Nettetal-Leuth
- Stammenmühle in Nettetal-Hinsbeck
- Gartroper Mühle in der Gemeinde Hünxe
- Susmühle in Goch
- Neesrdommer Mühle bei Grefrath
- Galerieturmwindmühle in Kalkar
- Stendener Mühle im Kerkener Ortsteil Stenden
- Turmmühle in der Stadt Kempen
- Kastenbockmühle in Kempen-Tönisberg
- Elfrather Mühle in Krefeld-Traar
- Mühle Donsbrüggen im Klever Ortsteil Donsbrüggen
- Mühle Keeken im Klever Ortsteil Keeken
- Stadtmühle in Kranenburg
- Herrlichkeitsmühle in Issum
- Turmwindmühle in Isselburg-Anholt
- Turmwindmühle in Isselburg-Vehlingen
- Rheurdter Mühle in Rheurdt
- Gomman'sche Mühle in Sonsbeck
- Tissen-Mühle in Straelen-Herongen
- Paesmühle bei Straelen
- Wassermühle Haus Caen bei Straelen
- Vlassrather Mühle bei Straelen
- Baerler Mühle und Lohmühle in Duisburg-Baerl
- Morians Mühle in Duisburg-Neumühl
- Kiebitzmühle in Duisburg-Marxloh am Schwelgernpark
- Sandmühle in Duisburg-Huckingen
- Ölmühle in Düsseldorf-Angermund
- Windmühle Dong in Neukirchen-Vluyn
- Turmwindmühle Rayen in Neukirchen-Vluyn
- Brempter Mühle in Niederkrüchten-Brempt
- Rindersberger Mühle in Essen-Kettwig
- Deiler Mühle in Essen-Kupferdreh
- Baumeistermühle in Oberhausen
- Brahm'sche Mühle in Oberhausen-Holten
- Hiesfelder Wassermühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Hiesfelder Windmühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Wassermühle Haus Wohnung in Voerde-Möllen
- Alte Mühle - Haus Storchennest in Voerde-Götterswickerhamm
- Angermühle in Ratingen
- Auermühle in Ratingen
- Ossenberger Mühle in Rheinberg-Ossenberg
- Pulverturm (Mühlenturm) in Rheinberg-Orsoy
- Kriemhildmühle in Xanten
- Siegfriedmühle in Xanten
- Wisseler Mühle (Huismanns Mölle) in Kalkar-Wissel
Großbürgerhaus
Der wohlhabende Tuchkaufmann und Essigbrauer Johann Wilhem Knippscheer erbaute um 1765 das nebenstehende Haus unter Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus von 1632. Es ist ein schönes Beispiel für ein Großbürgerhaus des 18. Jahrhunderts. Der Orsoyer Ehrenbürger Dietrich Horn, dessen Büste über dem Eingang steht, gründete hier ein Institut (Präparandie) zur Vorbereitung auf das Lehrerstudium.
Später wurde hier eine Mittelschule untergebracht und eine der ersten rheinischen Volkshochschulen- die Grafschafter Heimvolkshochschule für Mädchen. [1]
Zerstörte oder abgerissene Bauwerke
- Kuhtor – das letzte von vier Stadttoren Orsoys. Erbaut im 14. Jahrhundert, zerstört am 14. März 1945;
- Rheintor – das vorletzte von vier Stadttoren Orsoys. Erbaut im 14. Jahrhundert, schwer beschädigt und abgerissen im Jahr 1880;
- Blauer Turm – einer der vier Ecktürme der Stadtbefestigung Orsoys. Errichtet spätestens 1550, zerstört frühstens im Jahr 1672 oder später;
- Rheinturm – einer der vier Ecktürme der Stadtbefestigung Orsoys. Errichtet spätestens 1550, zerstört im Jahr 1672;
Wandertipps
Meine Vorschläge hinsichtlich einer Wanderung halten sich hier eher in Grenzen, weil man von einer echten Wanderung nicht sprechen kann. Jedoch ein Erkundungsspaziergang entlang der sehenswerten Stadtmauer und der Stadtwälle sowie der Innenstadt - alles in allem etwa 2,5 Kilometer lang - würde ich ihnen empfehlen. Beginnen will ich die Besichtigungstour am Binsheimer Tor in der Nähe des Südwalls. Achten Sie unterwegs auf die Beschilderung "Stadt Rheinberg - Wallpromenadenring Orsoy - Historische Festungsanlagen" - so können Sie Ihren Spaziergang sehr gut auch ohne Führung nachvollziehen. Gehen Sie zuerst auf den Südwall zum Galgen Bollwerk am Friedhof. Von dort ein Stück zurück bis zum Pulverturm, den Sie von dort aus sehen können.
Hinter dem Pulverturm gehen Sie wieder auf den Südwall in Richtung Kuhtor und Kuhteich und orientieren sich von jetzt an nur an den zuvor beschriebenen Hinweisschildern. So können Sie die ganze Stadt umrunden, bis Sie wieder am Binsheimer Tor angelangt sind. Von hier aus geht es jetzt nach rechts zum Stadtzentrum mit den zwei Kirchen und einigen alten Bürgerhäusern. Möglichkeiten zur Erfrischung gibt es in der Nähe des Rheintors und hinter dem Egertor, wo der Westwall und der Nordwall sich treffen.
Informationen:
Der Raum Orsoy ist durch die höchsten Flussdeiche Europas gegen Rheinhochwasser geschützt. Die Verantwortung trägt der Deichverband Orsoy. Leiter des Deichverbandes ist der Deichgräf.
Die Bedeutung des Orsoyer Rheinbogens für die Tier- und Pflanzenwelt kommt durch die fast völlige Unterschutzstellung als Landschaftsschutzgebiet bzw. insbesondere des Rheinvorlandes als Naturschutzgebiet zum Ausdruck. In den ausgekiesten Gebieten des Rheinvorlands wurden Gewässer in Form alter Rheinarme angelegt.
Eine kleine Bildergalerie zum Ortsteil Orsoy finden Sie hierunter.
Weitere Informationen zur Stadt Rheinberg finden Sie hier....!
Quellenverzeichnis:
1. Die Informationen zum Rheinberger Stadtbezirk Orsoy basieren auf dem Artikel Orsoy (Stand vom 19.06.2024) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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