Kaiserswerth - Geschichte

Düsseldorf - Kaiserswerth
Düsseldorf - Kaiserswerth Blick auf die Überreste der Kaiserpfalz



Überblick

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Düsseldorf - Kaiserswerth Keyserswerd, um 1630 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)



Zwischen 695 und 700 gründete der Mönch Suitbert ein Benediktinerkloster auf einer dem Rhein vorgelagerten Insel, einem Werth, dem späteren Kaiserswerth, das jedoch 88 Jahre später wieder zerstört wurde. Diese Rheininsel, auf der der Fronhof Rinthausen lag, war dem Angelsachsen Suibertus vom fränkischen Hausmeier Pippin dem Mittleren geschenkt worden. Der angeführte Königshof wurde später schrittweise zu einer Burg umgebaut. Zudem war dies einer der ältesten Rheinübergänge, mit gutem Überblick über den Rhein. Für eine Festung war und ist dies eine günstige strategische Lage. Nach der Zerstörung des Benediktinerklosters wurde das „Stift Kaiserswerth“ gegründet. [1]





Geschichte

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Düsseldorf - Kaiserswerth ...die Entführung Heinrich IV. durch Erzbischof Anno von Köln in Kaiserswerth 1062; Gemälde von Anton von Werner (1868) - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Der König des Ostfränkischen Reiches Ludwig III. stellte 877 das Stift unter seinen Schutz und befreite dessen Kirchen und Güter von der normalen Gerichtsbarkeit sowie von allen Zöllen und öffentlichen Lasten. 1045 wurde die im Mittelalter weit bekannte Kaiserpfalz in Kaiserswerth von dem salischen Kaiser Heinrich III. gegründet. Beim „Staatsstreich von Kaiserswerth“ im Jahr 1062 entführte der Kölner Erzbischof Anno II. von Köln den noch minderjährigen deutschen König Heinrich IV. aus dieser Kaiserpfalz. Durch diesen Königsraub erlangte Anno bis zur Volljährigkeit von Heinrich IV. die Regentschaft über das Heilige Römische Reich. 1078 wurde nahe dem Kaiserswerther Menhir die Kirche St. Georg errichtet (1689 zerstört). [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth ...südlicher Bereich des Suitbertus-Stiftsplatzes...


Im Jahre 1145 wurde Kaiserswerth Reichsstadt, als König Konrad III. die Einwohner unter seinen Schutz nahm. 1174 verlegte Kaiser Friedrich Barbarossa den Rheinzoll von Tiel (Holland) nach Kaiserswerth. Er baute eine neue Kaiserpfalz als mächtige Zollfestung. Diese mittelalterlichen Kaiserpfalzen waren kein ständiger Wohnsitz des Kaisers, sondern wurden von ihm auf seinen Reisen durch das Reich besucht. Er regierte das Reich „vom Pferd aus“. Die heutigen Mauerreste stammen von dieser staufischen Pfalz ab. Dass die Pfalz im Jahr 1189 noch nicht vollendet war, belegt ein Brief, den Friedrich Barbarossa auf seinem zweiten Kreuzzug aus Philippopolis an seinen Sohn Heinrich schrieb und ihm auftrug, für die Fertigstellung und Bewachung der Bauten in Kaiserswerth und Nimwegen zu sorgen. [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth Keyserswerdt, 1646 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


In einer Urkunde von 1193 wurde dem Stift Kaiserswerth von Kaiser Heinrich VI. sowohl die Immunität wie auch der Reichsforst Aap und die Berechtigung, die Waldgrafen für viele Gemarkungen zwischen der Ruhr und der Düssel zu ernennen, bestätigt. Neben vielen weiteren wurden auch die Gemarkungen Ratingen, Stockum, Flingern und Derendorf angeführt. Damit wurden Pfründen bestätigt, die bereits Pippin der Mittlere an das Stift vergeben hatte. Im staufisch-welfischen Thronstreit hielt Kaiser Otto IV. hier hochrangige Gefangene fest. Zu deren Befreiung belagerte Graf Adolf III. von Berg die Pfalz mehrmals zwischen 1213 und 1215. Gegen Ende des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts begann der alte Rheinarm, die Fieth, zu verlanden. [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth Jakobuspilger in Düsseldorf-Kaiserswerth - Figur am Suitbertus-Stiftsplatz 3


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Düsseldorf - Kaiserswerth Basilika St. Suitbertus


Zur Erstürmung der Befestigung konnte deshalb ein Damm errichtet werden. Hierdurch wurde einer der beiden Rheinarme umgelenkt und fiel trocken. Damit verlor auch die Festung Kaiserswerth ihre Insellage und konnte eingenommen werden. Im Jahr 1237 wurde die erweiterten Basilika St. Suitbertus neu geweiht. Deren Kirchturm ließ schon 1243 der Burggraf aus strategischen Gründen wieder abtragen. Zwischen 1247 und 1249 belagerte König Wilhelm von Holland Kaiserswerth. Nach der Schwächung des deutschen Kaisertums wurde Kaiserswerth dann 1273 durch König Rudolf I. an den Kölner Erzbischof verpfändet. Diese Verpfändung galt aber nur für die Kaiserpfalz und die Stadt. Der Rheinzoll war ausdrücklich nicht in der Verpfändung enthalten. Für die Erhebung von Kaiserswerth zu einer Stadt gibt es, wie beispielsweise mit 1288 für Düsseldorf, kein genaues einzelnes Datum. [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth ...ehemaliges Kapuzinerkloster von 1672...


Während des Truchsessischen Krieges belagerten 1586 Söldnertruppen die Stadt. Erneut wurde Kaiserswerth während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1636 belagert. 1591 wurde der spätere Barockdichter Friedrich Spee von Langenfeld, der als Jesuit zu einem der wichtigsten Gegner der Hexenverfolgung seiner Zeit werden sollte, als Sohn eines adligen Beamten in Kaiserswerth geboren. Im Jahre 1654 wurde auf Druck des Kölner Erzbischofs ein Kapuzinerkloster gegründet. 1656 beschädigte eine Pulverexplosion das Pfalzgebäude erheblich. 1689 wurden die Festung und die Kirche im Krieg durch die französischen Truppen Ludwig XIV. schwer beschädigt. Ein kaiserliches Heer belagerte Kaiserswerth und eroberte es zurück. Die Stadt wurde hierbei schwer beschädigt. Die Kirche des Heiligen St. Georg wurde zerstört. [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth Belagerung von Kaiserswerth durch holländische und preußische Truppen im Jahr 1702 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Zu schwersten Zerstörungen kam es 1702 im Spanischen Erbfolgekrieg. Die Festung wurde abermals von französischen Truppen besetzt. Nach zweimonatiger Belagerung, in deren Verlauf die Festung fast völlig zerstört wurde, eroberten die verbündeten Reichstruppen Hollands und Preußens Kaiserswerth unter Kurfürst Johann Wilhelm II. wieder zurück. Durch die Kämpfe wurde die Stadt bis auf wenige Häuser vollkommen zerstört und die Pfalz von den Siegern gesprengt. Bis 1711 dienten die Trümmer als Steinbruch zum Wiederaufbau der Stadt. Seitdem ist die Pfalz eine Ruine. Erst 1717 war die Stiftskirche wieder aufgebaut. 1762/1772 kam Kaiserswerth durch ein Urteil des Reichskammergerichts an die Kurpfalz. [1]


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Düsseldorf - Kaiserswerth Kirche der Diakonie


Im 19. Jahrhundert war Kaiserswerth durch die von Theodor Fliedner gegründete Diakonissen-Anstalt berühmt geworden, in der u. a. 1849 Florence Nightingale ausgebildet wurde. Das Klinikum Florence Nightingale ist heute Düsseldorfs größtes Krankenhaus, wenn man von der Universitätsklinik am anderen Ende der Stadt absieht. In den Jahren 1899 - 1908 wurden die Mauerreste der Kaiserpfalz erstmals restauriert. Weitere Instandsetzungen der Kaiserpfalz wurden in den Jahren 1967 - 1974 und 1998 - 2001 durchgeführt. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wuchs Kaiserswerth zu einer umfangreichen Lazarettstadt. Zwischen 1933 und 1945 diente die Pfalz der Hitlerjugend als Gedenkstätte. Vom September 1944 bis zum Kriegsende befand sich die Luftschutz-Warnzentrale für das Rhein- und Münsterland (Luftgaukommando VI / Münster) im Hochbunker und unter der Brücke, welche vom Klemensplatz zum Kaiserswerther Markt führt.

1929 wurde die Stadt Kaiserswerth aufgrund des Gesetzes zur Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebietes von Düsseldorf eingemeindet, womit die Geschichte Kaiserswerths als eigenständiger Kommune endete. [1]


Altes Zollhaus

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Düsseldorf - Kaiserswerth ...das Alte Zollhaus...


Das Alte Zollhaus in Kaiserswerth, einem Stadtteil von Düsseldorf, wurde im Jahr 1635 errichtet. Es befindet sich an der Straße Kaiserswerther Markt unweit vom Rheintor und der Rheinpromenade. Das Gebäude mit der Adresse Markt 4 ist ein geschütztes Baudenkmal. Das Zollhaus liegt unmittelbar an der alten Fährstelle neben dem ehemaligen Rheintor. Das Erdgeschoss und die Rückseite des stattlichen Hauses wurden stark verändert. Zwei unterschiedlich große Schweifgiebel gliedern die Straßenfront.

Der Zollwärter kontrollierte aus der Turmstube im rückwärtigen Treppenanbau den Schiffsverkehr auf dem Rhein.


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Düsseldorf - Kaiserswerth Jüdischer Friedhof - Foto: Wikipedia (Public domain)


Jüdisches Leben in Düsseldorf

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Düsseldorf - Kaiserswerth Jüdischer Friedhof - Eingangsbereich - Foto: Wikipedia (Public domain)


Die Geschichte der Düsseldorfer Juden reicht in ihren Anfängen bis in das späte Mittelalter zurück. Doch erst seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert war eine dauerhafte Ansiedlung von Juden möglich. Die Gemeinde wuchs während der Industrialisierung stark an, blieb jedoch eine Mittelgemeinde, die einen Anteil von rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung kaum überstieg. Bekanntester Rabbiner in Düsseldorf war Leo Baeck (1907 – 1912). Die Gemeinde wurde in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört, ein Großteil der Düsseldorfer Juden musste emigrieren oder wurde ermordet.


Juden in Kaiserswerth

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Düsseldorf - Kaiserswerth Jüdischer Friedhof - Grabstein - Foto: Wikipedia (Public domain)


Über die Geschichte der Juden in Kaiserswerth ist nur wenig bekannt. Man weiß jedoch, dass es um 1900 Juden in wichtigen Funktionen, angesehenen Berufen und auch als Gebäudeeigentümer gab. Das Handbuch des Erzbistums Köln von 1905 verzeichnet für den Kaiserswerther Pfarrbezirk 22 „Israeliten“. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Gebetsraum im alten Zollhaus aufgegeben. In der Folge soll es einen Gebetsraum in einem Anbau zum alten Rathaus gegeben haben. Dieser wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. An dieser Stelle befindet sich heute ein Kaufhaus. Deutlichstes Zeichen früheren jüdischen Lebens in Kaiserswerth ist der kleine, etwas versteckt gelegene, aber gepflegte jüdische Friedhof (erstmals erwähnt um 1760). Die Grabsteine lassen erkennen, dass bereits vor 1933 viele jüdische Bürger Kaiserswerth verlassen haben.


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Düsseldorf - Kaiserswerth Jüdischer Friedhof (Kaiserswerth) - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)


Die Ursachen sind unbekannt. Das Handbuch des Erzbistums Köln von 1933 verzeichnet für den Kaiserswerther Pfarrbezirk 10 „Israeliten“. Es existieren einige wenige Stolpersteine am Kaiserswerther Markt und der Alten Landstraße. Über das Gelände der Kaiserswerther Diakonie führt die seit 2003 benannte Geschwister-Aufricht-Straße, welche an zwei von den Nazis verfolgte Diakonissen jüdischer Herkunft erinnert: Erna (Ernestine) (* 13. Januar 1882 in Budapest) und Johanne Aufricht (* 10. August 1876 in Preßburg/Ungarn). Erna Aufricht wurde am 19. Oktober 1944 im KZ Auschwitz ermordet, ihre Schwester überlebte das KZ Theresienstadt und kehrte im Sommer 1945 nach Kaiserswerth zurück, wo sie bis zu ihrem Tod am 18. August 1963 zurückgezogen lebte. [1]


Quellennachweis

Düsseldorf - Kaiserswerth
Düsseldorf - Kaiserswerth Stadt- und Stiftsmühle in Kaiserswerth


1.: Die Informationen zur Geschichte des Düsseldorfer Stadtteils Kaiserswerth basieren auf dem Artikel Kaiserswerth (Stand vom 21.03.2022) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


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