Kalkum - Schloss Kalkum

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Düsseldorf - Kalkum Wasserschloss Kalkum - Schaufassade des Westflügels



Überblick

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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum



Das Schloss Kalkum ist ein Wasserschloss im gleichnamigen Stadtteil im Norden Düsseldorfs etwa zwei Kilometer nordöstlich von Kaiserswerth und ein außerordentliches Beispiel für den klassizistischen Schlossbau im Rheinland. Gemeinsam mit dem zugehörigen Park steht es seit dem 18. Januar 1984 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Das Schloss befindet sich in Kalkum in der Oberdorfstraße 10. Das ehemalige Wasserschloss war von 1739 - 1947 im Besitz der Grafen, Fürsten von Hatzfeld. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 9. Jahrhundert. Von 1656 - 1663 erfolgte ein Umbau in eine große rechtwinklige barocke Anlage. Von 1808 - 1813 wurde das Schloss im klassizistischen Stil ausgebaut. Seit 1947 ist das Wasserschloss im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen.





Schloss Kalkum

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Düsseldorf - Kalkum Wasserschloss in Kalkum


Hervorgegangen aus einem der ältesten Rittersitze der Region, dem Stammsitz der ritterbürtigen Herren von Kalkum, gelangte der Besitz um die Mitte des 15. Jahrhunderts an die Herren von Winkelhausen, welche die Geschicke der Anlage für die folgenden rund 300 Jahre bestimmen sollten. Im 17. Jahrhundert zu einem Schloss im Stil des Barocks verändert, erhielt die Anlage ihr heutiges äußeres Aussehen im Wesentlichen durch einen klassizistischen Umbau in den Jahren 1808 bis 1814 nach Entwürfen des Krefelder Baumeisters Georg Peter Leydel. Er verband die Vorburg und das Herrenhaus durch Einfügung von Zwischenbauten zu einer geschlossenen Vierflügelanlage. Gleichzeitig erfolgte unter Leitung des Landschaftsarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe die Anlage eines Schlossparks im englischen Landschaftsstil. Im Jahr 1817 wurde das Haupttor durch den Architekten Johann Peter Cremer erweitert. Die Innenräume des Schlosses gestaltete der Dekorationsmaler Ludwig Pose.


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Düsseldorf - Kalkum Ferdinand-Lassalle-Gedenkstätte im Gartenpavillon des Schlosses Kalkum, Düsseldorf


Weit über die Grenzen Preußens bekannt wurde Kalkum durch den von 1846 bis 1854 dauernden Scheidungskrieg zwischen dem Schlosseigentümer Graf Edmund von Hatzfeldt und seiner Frau Sophie, als sich diese durch den damals erst 20-jährigen Ferdinand Lassalle als Rechtsanwalt vertreten ließ. An ihn erinnert heute eine Gedenkstätte in einem turmartigen Pavillon an der östlichen Mauer des Schlossparks. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Gebäude zunächst als Flüchtlingsunterkunft, dann als Ausbildungsstätte für Heimarbeiter. Danach wurde die Anlage von 1954 bis 1966 restauriert und für die Nutzung als Archiv umgebaut. Dabei wurden die klassizistischen Wohn- und Gesellschaftsräume des Herrenhauses wiederhergestellt. Heute steht das Schloss leer, denn die dort lange Zeit beheimatete Zweigstelle des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen zog Ende 2014 in das neue Gebäude des Landesarchivs in Duisburg um. Die Anlage wird aber noch für klassische Konzerte und andere Kulturveranstaltungen genutzt. Der etwa 19 Hektar große Schlosspark ist für die Öffentlichkeit zugänglich.


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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum mit Park- und Gartenanlagen; Ausschnitt aus einer nicht ganz genauen Karte des Geometers S. Pesch vom Mai 1823 - Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

Geschichte

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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum


Nach der von 1216 bis 1218 durch Eberhard von Gandersheim geschaffenen Reimchronik existierte schon 892 in Kalkhem ein Königshof, den der spätere Kaiser Arnolf von Kärnten in jenem Jahr dem Stift Gandersheim schenkte: „Noch gaf de könnich to Gandersem einen riken hof, de is geheten Kalkhem; unde sin bi deme Rine belegen.“ Eine erste urkundliche Erwähnung fand Kalkum als Calechheim aber erst im Jahr 947, als Kaiser Otto der Große diese Schenkung bestätigte. Bei dem Gandersheimer Besitz handelte es sich aber nicht um eine Vorgängeranlage des heutigen Schlosses, sondern wahrscheinlich um den heutigen Niederhof im Unterdorf genannten Teil von Kalkum. 1176 wurden mit dem niederadligen Willelmus de Calecheim, einem Ministerialen des Klosters Meer, die Herren von Kalkum erstmals urkundlich erwähnt. Sie waren Besitzer eines Rittersitzes in Kalkum.


Kalkumer Fehde

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Düsseldorf - Kalkum Darstellung des Schlosses auf einer Kriegskarte aus dem Jahr 1702


Diese Anlage wurde nach früherer Überlieferung 1405 von Kölner Truppen belagert und zerstört, denn Mitglieder der Familie der Herren von Kalkum befanden sich von Ende des 14. bis Anfang des 15. Jahrhunderts mit der Stadt Köln in Fehde, die als Kalkumer Fehde in die rheinische Geschichte einging. Allerdings wird in zeitgenössischen Chroniken zu den damit verbundenen kriegerischen Aktionen lediglich von der Zerstörung des Hauses von Arnold von Kalkum (heren Arnols huyss) und nicht explizit von der Burg in Kalkum berichtet. Neuere Forschungen legen nahe, dass es sich bei dem niedergebrannten Haus nicht um die Kalkumer Burg, sondern um das südlich von Duisburg liegende Haus Remberg gehandelt hat. [1]


Familie von Winkelhausen

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Düsseldorf - Kalkum Wappen der Familie von Winkelhausen


Ihren abgebrannten Rittersitz bauten die Herren von Kalkum nach Ende der Fehde wieder auf. Eine Karte aus der Zeit um 1600 zeigt ihn als ein Ensemble dreier durch gangartige Bauten miteinander verbundener Häuser, die allseitig von einem gemeinsamen Wassergraben umgeben waren. Jedoch blieb die Anlage nicht mehr lange in Besitz der Herren von Kalkum, denn um die Mitte des 15. Jahrhunderts starb die auf Kalkum ansässige Linie der Familie im Mannesstamm aus, und die Burg kam als Erbe an die Familie von Winkelhausen, deren Stammsitz, das Haus Winkelhausen, wenige Kilometer nördlich von Kalkum lag. Wann genau dies geschah ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Urkundlich belegt ist, dass Grete von Kalkum ihre Güter im Kirchspiel Kalkum 1443 Hermann von Winkelhausen vermachte. Darunter könnte sich auch das Haus Kalkum befunden haben. Belegt ist, dass die damalige Burg 1465 in Winkelhausener Besitz war, denn in jenem Jahr bestimmte Herrmann von Winkelhausen Kalkum am 27. Oktober zum Witwensitz für seine Frau Agnes. [1]


Umbau zum Barockschloss

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Düsseldorf - Kalkum Eingangsportal Westen mit Posaunenengel auf dem Turmaufsatz des Schlossdachs (2020)


Auch im 17. Jahrhundert diente die Anlage mehrmals zur Versorgung verwitweter Angehöriger der Familie. Nach der Erbschaft im 15. Jahrhundert verlegte die Familie von Winkelhausen ihren ständigen Wohnsitz nach Kalkum. Um 1500 war dessen Besitzer Johann von Winkelhausen. Von ihm kam die Anlage erst an seinen Sohn Ludger und 1556 schließlich an dessen Neffen gleichen Namens. Dieser Ludger von Winkelhausen war jülich-bergischer Rat, Stallmeister und Marschall sowie Amtmann von Hückeswagen, Bornefeld und Mettmann. 1553 war seine Familie durch Privileg Kaiser Ferdinands III. zudem in den Freiherrenstand erhoben worden. Ludger ließ die alte gotische Wasserburg unter teilweiser Verwendung der alten Bausubstanz bis 1663 zu einem repräsentativen Barockschloss um- und ausbauen. Das herrschaftliche Wohnhaus an der Südwest-Ecke der Anlage, Oberhaus genannt, erhielt nicht nur große Rechteckfenster und ein neues Dach, sondern seinen zwei im rechten Winkel aneinanderstoßenden Flügeln wurde auch ein quadratischer Eckturm mit geschweifter Haube und Architektur angefügt. Das Hauptaugenmerk bei den Arbeiten lag aber auf der Vergrößerung der Vorburggebäude. [1]



Düsseldorf, Schloss Kalkum, 2011-10 CN-13 v2

Schloss Kalkum in Düsseldorf, Ansicht von Südwesten - eingebunden über Wikimedia Commons


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Düsseldorf - Kalkum Schlossbrücke mit Löwen


Die alten Ökonomiebauten ließ Ludger vollständig niederlegen und anschließend eine neue vierflügelige Vorburg errichten, die mehr als doppelt so groß wie ihre Vorgängerin war. Gemeinsam mit dem Herrenhaus hatte das Schloss nun seine bis heute erhaltene viereckige Grundrissform und war von einem neu ausgehobenen Wassergraben umgeben. Eine Zeichnung des wallonischen Malers Renier Roidkin aus der Zeit um 1720/1730 zeigt Schloss Kalkum nach den Umbau- und Erweiterungsarbeiten. Zum damaligen Baubestand gehörte eine Schlosskapelle nördlich des zweigeschossigen Herrenhauses. Auf diesen nicht mehr erhaltenen Bau deutet ein auf der Roidkin-Zeichnung dargestellter Dachreiter hin. Zudem lässt ein Steinfundament, das an der entsprechenden Stelle gefunden wurde, auf einen Altar schließen. An der Nordost-Ecke der Vorburg stand ein polygonaler Eckturm mit doppelt geschweifter Barockhaube, der heute nicht mehr erhalten ist. Über den südlichen Wassergraben führte eine Holzbrücke zu einem Vierecksturm mit Tor. [1]


...kriegerische Handlungen...

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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - Herrenhaus


Nach dem Tod Ludgers von Winkelhausen im Jahr 1679 trat sein Sohn Philipp Wilhelm das Erbe an. Während seiner Zeit als Schlossherr war Kalkum durch die Nähe zum stark befestigten Kaiserswerth fast ständig in kriegerische Handlungen verwickelt. Im Zuge des Pfälzischen und des anschließenden Spanischen Erbfolgekriegs wurde die Anlage stark in Mitleidenschaft gezogen. 1688 hatten Soldaten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Kaiserswerth besetzt. Der französische Kriegsminister Louvois verlangte von Philipp Wilhelm, seinen Besitz zu entfestigen, indem der Schlossgraben verfüllt und sämtliche Wehrmauern niedergelegt werden sollten. Als diese Forderungen nicht umgehend erfüllt wurden, besetzten französische Truppen die Anlage und verwüsteten sie. Ihr Aufenthalt auf Kalkum dauerte aber nicht lange, denn die deutschen Reichsfürsten hatten sich zusammengeschlossen, um die Franzosen vom Niederrhein zu vertreiben. Die französischen Soldaten mussten das Schloss schließlich räumen und vor den anrückenden alliierten Truppen Brandenburgs, Münsters und Hollands fliehen, von denen dann einige selbst im Schloss Quartier bezogen. [1]


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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum


Der Wechsel der Besatzungen ging mit ständigem Beschuss der Anlage einher, durch den sie erhebliche Schäden an Mauerwerk und Dächern erlitt. Auch die Einquartierungen der Soldaten – allein der Oberstleutnant von Kalkstein vom brandenburgischen Regiment kam mit 40 Pferden und 200 Fußsoldaten – beeinträchtigten die Bausubstanz. Trotz der Unsicherheiten blieb die Familie von Winkelhausen während dieser Zeit auf Schloss Kalkum wohnen. Auch während des Spanischen Erbfolgekriegs, in dessen Verlauf Kaiserswerth Ende November 1701 erneut von französischen Truppen eingenommen und 1702 von verbündeten Reichstruppen Hollands und Preußens unter der Führung des Kurfürsten Johann Wilhelm II. belagert und zurückerobert wurde, fand sich Kalkum in die Kämpfe verwickelt. Wieder bezogen Soldaten im Schloss Quartier. Diesmal wurden zwar nicht die Gebäude durch kriegerische Handlungen beschädigt, aber durch Schanzarbeiten waren Gärten, Äcker und Wiesen verwüstet und konnten nicht mehr bewirtschaftet werden. Außerdem hatten die Besatzer zahlreiche Gerätschaften und auch Möbel aus dem Schloss fortgebracht oder zerstört. [1]


Übergang an die Familie von Hatzfeldt

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Düsseldorf - Kalkum Wasserschloss Kalkum


Die Familie von Winkelhausen wurde durch Kurfürst Johann Wilhelm in seiner Eigenschaft als Reichsvikar in Vertretung des Kaisers am 2. Oktober 1711 in den Reichsgrafenstand erhoben. Philipp Wilhelms Sohn aus seiner Ehe mit Anna Maria von Hompesch, Graf Franz Carl, verstarb 1737. Als kurz darauf dessen einziger Sohn Karl Philipp 1739 ebenfalls starb, erlosch die Kalkumer Linie der Grafen von Winkelhausen im Mannesstamm. Alleinerbin des Besitzes wurde Philipp Wilhelms Tochter Isabella Johanna Maria Anna, die am 17. November 1703 Edmund Florenz von Hatzfeldt-Wildenburg-Weisweiler geheiratet hatte. Durch sie gelangte das Schloss an die Familie ihres Mannes. Sie erbte aber nicht nur das Schloss, sondern auch die damit verbundenen Schulden in Höhe von 77.000 Reichstalern. Durch kluges Wirtschaften gelang es der Familie, wieder eine stabile finanzielle Lage zu schaffen. Anfänglich hielten sich die von Hatzfeldts allerdings nur selten in Kalkum auf. Die Anlage wurde nur noch durch einen Rentmeister und den Pächter der zum Schloss gehörigen landwirtschaftlichen Flächen bewohnt. [1]


Siebenjähriger Krieg

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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - Wirtschaftstrakt im südlichen Bereich


Ein Oberförster verwaltete den ausgedehnten Waldbesitz. Weil das Herrenhaus meist unbewohnt war, verschlechterte sich sein baulicher Zustand zusehends. Erschwerend kamen erneute Einquartierungen von Soldaten während des Österreichischen Erbfolgekriegs und des Siebenjährigen Kriegs (1756 - 1763) hinzu. 1741 bis 1742 nutzten es französische Soldaten unter dem Marschall Jean-Baptiste Desmarets. Im Siebenjährigen Krieg waren es zunächst auch wieder Franzosen, die bis zum 18. April 1758 ihr Lager auf Schloss Kalkum aufschlugen. Ihnen folgten im Juni Hannoversche Truppen unter General von Wangen, die von Soldaten der Verbündeten abgelöst wurden, ehe im November wieder ein französischer Regimentsstab das Schloss für seine Zwecke beschlagnahmte. Gegen dessen Einquartierung half auch kein Befreiungsschein, den der französische Marschall Charles de Rohan, Fürst von Soubise, für das Schloss ausgestellt hatte. Er wurde schlichtweg ignoriert. Die wechselnden Einquartierungen hörten mit Ende des Siebenjährigen Kriegs auf, doch bis dahin hatte die Bausubstanz stark gelitten. [1]



Schloss Kalkum Sammlung Duncker

Schloss Kalkum, Lithografie aus der Sammlung Dunckerdem - 19. Jahrhundert - zwischen 1857 und 1883 - eingebunden über Wikimedia Commons


Umbau zum klassizistischen Schloss

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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - ...ehem. Rentmeisterwohnung...


1747 bis 1755 erfolgten größere Umbauten an den Wirtschaftsgebäuden, darunter die Erweiterung der Pferdeställe sowie die Einrichtung einer Sattelkammer. 1778 erwog der Schlossherr eine Vergrößerung des Wohnhauses, doch dieser Plan wurde nicht verwirklicht. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte Schloss Kalkum wieder dauerhaft als Wohnsitz genutzt werden. 1806 kam Maria Anna von Kortenbach, die Witwe des kurz zuvor verstorbenen jülichschen Landmarschalls Edmund Gottfried von Hatzfeldt (1740 – 1806) nach Kalkum, um das Schloss als Witwensitz zu nutzen. Gemeinsam mit Maria Anna kamen ihre 1799 verwitwete Schwiegertochter Frederike Maria Hubertine von Hersell (1758 – 1833) und der 1798 geborene Enkel Graf Edmund von Hatzfeldt. Weil sie das Schloss aber unbewohnbar vorfanden, zogen sie vorübergehend nach Kinzweiler, ehe sie ab Herbst in der Pächterwohnung auf Schloss Kalkum unterkamen. Den anschließenden Winter 1806/07 verbrachten sie im Hof von Holland in Düsseldorf und bezogen im Frühjahr erneut Quartier im Kalkumer Schloss, diesmal in einem kleinen Raum in der Rentmeisterwohnung. [1]


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Düsseldorf - Kalkum


Der Witwe war schnell klar, dass es ausgedehnter Bauarbeiten bedurfte, um Kalkum zukünftig als Wohnsitz nutzen zu können. Ihr verstorbener Mann hatte noch im Juli 1805 das Angebot eines schwedischen Obristen, der auf der Suche nach einem angemessenen Landsitz war, Schloss Kalkum zu pachten und wieder in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen, ausgeschlagen. Maria Anna engagierte den Krefelder Baumeister Georg Peter Leydel, um das heruntergekommene Barockschloss zu einer großzügigen Residenz im Stil des Klassizismus umzubauen. Leydel ließ fast alle Gebäude im Inneren unverändert, aber gestaltete das Äußere der Anlage symmetrischer. So hob er die Trennung von Herrenhaus und Vorburg auf, indem er den teilenden Wassergraben zuschütten und die Lücken durch Zwischenbauten schließen ließ. Zusätzlich wurde der westliche Teil der Vorburg abgerissen und durch eine Kopie des barocken Herrenhauses ersetzt. Die Verlegung der Hauptzufahrt von der Nord- an die Westseite komplettierte die Leydelschen Umbaupläne. [1]


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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - Nordtor


Ab 1810 waren Handwerker mit der Umgestaltung des Herrenhausinneren im strengen Empire-Stil befasst. Von dieser ersten Ausstattung der Wohnräume mit aufwändigen Stuckaturen, wertvollen Tapeten und prächtigen Wandmalereien ist durch spätere Umgestaltungen kaum etwas erhalten. Für die Stuckarbeiten war Engelbert Selb aus Krefeld verantwortlich. Die Tapeten lieferte der Tapezierer J. G. Lentzen aus Aachen. Bei dem von ihm im November 1811 ausgeführten Arbeiten kamen nicht nur Papiertapeten zum Einsatz, sondern auch teilweise sehr teure Stoffe, so zum Beispiel im sogenannten Turmzimmer, das eine Wandbespannung aus chinesischer Seide besitzt. Die Wandmalereien fertigte der Düsseldorfer Dekorationsmaler Ludwig Pose an, der später auch im Schloss Jägerhof und auf Burg Rheinstein arbeitete. Im April 1813 war das Herrenhaus so weit fertiggestellt, dass es die Familie von Hatzfeldt beziehen konnte. [1]


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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - Nordseite


Nur wenige Monate später lag Anfang 1814 für einige Monate russische Einquartierung im Schloss, nachdem diese die dort zuvor stationierten französischen Soldaten vertrieben hatte. 1819 ließ die Schlossherrin durch den in den Jahren zuvor am Schloss Oberhausen tätigen August Reinking einen Vorschlag zur Umgestaltung des schlichten Leydelschen Mittelbaus im Westflügel zu einem stattlichen Corps de Logis erarbeiten. Ab 1836 gewann sie den Essener Stadtbaumeister Heinrich Theodor Freyse als leitenden Architekten für eine Umgestaltung der Räume im Herrenhaus. Nach Ende der Arbeiten an den Schlossgebäuden und Fertigstellung der Gärten wurde das Schloss aber nur noch selten von der Familie Hatzfeldt als Wohnsitz genutzt. Sie hielt sich meist in Düsseldorf auf. Im Zweiten Weltkrieg entstanden im Schlosspark durch die Splitterwirkung der Flakgeschosse - ein Flakturm stand im Innenhof des Schlosses - starke Schäden am Baumbestand des Schlossparks.


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Düsseldorf - Kalkum Schloss Kalkum - Nordtor mit Blick in den Innenhof


1945 zogen britische Truppen ins Schloss. Nach dem Auszug der englischen Soldaten bot die damalige Eigentümerin Maria von Hatzfeldt das Schloss Kalkum samt Park und umliegenden Landwirtschaftsflächen dem gerade neu gegründeten Land Nordrhein-Westfalen für 750.000 Reichsmark zum Kauf an. Dieses Angebot nahm das Bundesland NRW an.

Das lange Zeit im Schloss Kalkum beheimatete Archiv des Landes Nordrhein-Westfalen ist Ende 2014 an den neuen Standort des Landesarchivs in Duisburg umgezogen. Heute steht das Schloss Kalkum leer und kann nicht besichtigt werden. Nur der Schlosspark ist nach wie vor für Besucher geöffnet. [1]


Quellennachweis:

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Düsseldorf - Kalkum Wasserschloss in Kalkum


1.: Die Informationen zur Geschichte von Schloss Kalkum in Düsseldorf basieren auf dem Artikel Schloss Kalkum (Stand vom 21.11.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.


Fotos Düsseldorf - Schloss Kalkum