Gemeinde Kerken

Überblick

Die Gemeinde Kerken (etwa 13100 Einwohner) liegt im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen. Sie ist eine kreisangehörige Gemeinde des Kreises Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf. Kerken liegt linksrheinisch im niederrheinischen Tiefland. Durch das Gemeindegebiet fließt der Landwehrbach. Er mündet, noch im Gemeindegebiet, in die Gelderner Fleuth. Die Gemeindefläche hat eine Größe von 58 Quadratkilometer.

Die Gemeinde Kerken gliedert sich in die vier Ortschaften Aldekerk, Eyll, Nieukerk (sprich: Neukerk) und Stenden. Zur Ortschaft Nieukerk gehören die Ortsteile Baersdonk, Winternam und Poelyck. Die Gemeinde grenzt im Norden an die Stadt Geldern und an die Gemeinde Issum, im Osten an die Gemeinde Rheurdt, im Süden an die Stadt Kempen und die Gemeinde Wachtendonk sowie im Westen an die Stadt Straelen.
Geschichte

Die Gemeinde Kerken gehörte bis 1713 zum Herzogtum Geldern, kam dann zu Preußen und stand von 1798 bis 1814 unter französischer Herrschaft, bis 1815 der gesamte Niederrhein auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeschlagen wurde. Daraufhin kamen am 23. April 1816 im Zuge der Preußischen Verwaltungsorganisation die heute zu Kerken gehörigen ehemaligen Gemeinden zum Landkreis Geldern als einem von über 40 Landkreisen der Provinz Jülich-Kleve-Berg, die später in der Rheinprovinz aufging.
Gemeindereform

Die Gemeinde Kerken entstand in der heutigen Form am 1. Juli 1969 beim 1. kommunalen Neugliederungsprogramm in Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinden Aldekerk und Stenden des Amtes Aldekerk sowie die Gemeinden Nieukerk und Eyll des Amtes Nieukerk wurden zur neuen Gemeinde Kerken zusammengeschlossen. Am 1. Januar 1975 wurde im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen der Altkreis Kleve mit dem ehemaligen Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreise Moers und Rees zum neuen niederrheinischen Großkreis Kleve zusammengefügt.
Kirchen

In der Gemeinde Kerken existieren drei katholische Pfarrgemeinden. In Aldekerk die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul. In Nieukerk die katholische Kirchengemeinde St. Dionysius sowie in Stenden die Pfarrgemeinde St. Thomas. Alle Pfarrgemeinden gehören zum Dekanat Geldern und damit zum Bistum Münster. Die Gemeinde ist nach den Kirchen (plattdeutsch: Kerken) benannt. Die älteste Kirche der Gemeinde steht eigentlich in Nieukerk (nieuwe Kerk = "neue Kirche") und die jüngere Kirche in Aldekerk (alde Kerk = "alte Kirche"). Aber nachdem der Turm der Kirche in Nieukerk abgebrannt war, musste er neu aufgebaut werden und so wurde aus der alten Kirche die neue Kirche.

Am Pfingstsonntag 2010 wurden diese drei Pfarrgemeinden zu einer zusammengelegt. Der Name der Pfarrgemeinde lautet nach der Fusion St. Dionysius. Hauptsitz ist Nieukerk, Pfarrkirche ist St. Peter und Paul in Aldekerk. Die Pfarrgemeinde gehört zum Dekanat Geldern und damit zum Bistum Münster. Die Evangelische Kirchengemeinde Kerken ist mit jeweils einer Kirche in Aldekerk und Nieukerk vertreten. Sie gehört zum evangelischen Kirchenkreis Kleve und der Evangelischen Kirche im Rheinland an.
Katholische Kirche St. Peter und Paul

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul im Ortsteil Aldekerk der Gemeinde Kerken ist eine neugotische Backstein-Hallenkirche mit einem mächtigen, die Ortschaft überragenden Westturm. Der heutige Kirchenbau geht auf eine Kirche des frühen 15. Jahrhunderts zurück, die in den folgenden Jahrhunderten mehrfach zerstört und wiederaufgebaut wurde. Die im Kern spätgotische Kirche besitzt jedoch aufgrund einer 1863/64 von dem damaligen Diözesanbaumeister H. Hertel d. Ä. durchgeführten, umfassenden Restaurierung und einer späteren Erweiterung um ein zusätzliches Joch und einen Westturm (1888 - 1890) ein unverkennbar neugotisches Erscheinungsbild. Die Ausstattung der Pfarrkirche St. Peter und Paul wurde von den führenden Künstlern der Neugotik am Niederrhein geschaffen. Die Wand- und Gewölbemalereien stammen von J. Rensing und G. Lamers und erstrecken sich nahezu über den gesamten Innenraum, wobei der Ostteil der Kirche besonders aufwendig dekoriert wurde.
Niederrheinische Künstler

Die Glasfenster (W. Derix, Fr. Stummel, 1905 - 1915) ergänzen das gemalte Bildprogramm und zeigen u.a. den Bistumsgründer Liudger und den Bistumspatron Paulus. Der neugotische Hochaltar wurde ebenso wie der Marienaltar (1881) und der Annenaltar (1885) nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Schnitzaltäre geschaffen. Der Annenaltar stammt aus der Werkstatt des in Goch ansässigen Bildschnitzers F. Langenberg, der auch der Schöpfer des kleinen Rosenkranzaltärchens am südöstlichen Mittelschiffpfeiler war. F. Langenberg (1849 - 1931) war der bedeutendste, niederrheinische Bildhauer des Historismus. Alles in allem ist die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Aldekerk in der Gemeinde Kerken eine Sehenswürdigkeit und sollte bei einem Besuch des Ortes besichtigt werden.
Klosterkirche St. Maria Magdalena

Die Klosterkirche St. Maria Magdalena findet ihre erste Erwähnung bereits im 11. Jahrhundert. Aus dieser Vorgängerkirche stammt der Taufstein aus Namurer Blaustein aus dem Jahr 1218. Die frühere Franziskaner - Nonnenklosterkirche birgt Reste eines Glasgemäldes aus der Zeit um 1500, das den Stifter des Klosters zeigt. 1467 wurde die Klosterkirche als Hauskapelle geweiht. In den Folgejahren ist sie mehrmals abgebrannt oder zerstört worden. Stets wurde sie wiederaufgebaut und in gottesdienstlichen Gebrauch genommen. Auch als Krankenhauskapelle, Erholungs- und Ferienraum des Magdalenen-Hospitals (1945) wurde die Kirche genutzt. Im Jahr 1967 wurde die Klosterkirche renoviert anlässlich der 500-Jahrfeier. Heute wird die als "gotisierender Backsteinsaal des 17. Jahrhunderts" beschriebene Kirche als Versammlungs- und Arbeitsraum genutzt.
Heimathaus

Das Fachwerkhaus in der Aldekerkener Hochstraße 70 fällt dem Besucher schon von weitem auf: Es hebt sich ab von den Nachbargebäuden wegen der Bauweise, der besonders schönen Fenster mit den grün gestrichenen Blendläden, der Eingangstür und der aushängenden Fahne, die schon von weitem ankündigt, das hier etwas besonderes zu sehen ist. Das Fachwerkhaus wurde in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet. Es steht heute unter Denkmalschutz und gilt als herausragendes Beispiel aus dieser Zeit für den städtischen Hausbau am unteren Niederrhein.

Von besonderer Bedeutung ist die Balkenkonstruktion, die zum Teil noch erhaltene, kunstvolle Ziegelausfachung und die doppelte Herdstelle im Inneren, ein sogenannter "Bussem". Der Heimat- und Verkehrsverein für Aldekerk und Umgebung e.V. nutzt das Gebäude, das aufgrund einer Privatinitiative behutsam restauriert wurde, als Heimathaus und Begegnungsstätte. Unterstützt wurden die Restaurierung und die Einrichtung des Hauses vom Landschaftsverband Rheinland und von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung.
Ortschaft Stenden

Vor dem 1. Juli 1969 gehörten die Gemeinden Stenden und Aldekerk zum Amt Aldekerk. Das 1. kommunale Neugliederungsprogramm in Nordrhein-Westfalen gliederte die Ortschaften Stenden, Eyll, Nieukerk und Aldekerk in die neue Gemeinde Kerken ein. Die Ortschaft Stenden ist ein sogenanntes Straßendorf mit einer Gesamtfläche von etwa 10,67 Quadratkilometer. Zu Stenden gehört der Ortsteil Rahm. Im Zentrum des Dorfes stehen auch heute noch die katholische Kirche, der Dorfplatz mit dem ehemaligen Pastorat, dem Kindergarten und dem Feuerwehrhaus.
Stendener Mühle

Die weithin sichtbare Stendener Mühle ist zusammen mit dem neoromanischen Kirchturm der St. Thomas Kirche von 1902 eine Sehenswürdigkeit dieser Ortschaft innerhalb der Gemeinde Kerken. Die Mühle ist schon von weitem zu sehen, wenn man von der Autobahn 40 in Richtung zur Gemeinde Kerken abbiegt. Vom Typ her ist die Stendener Mühle eine sogenannte Holländermühle. 1879 brannte die Vorgängermühle - eine Kastenmühle - völlig nieder und wurde bereits ein Jahr später durch den heute noch existierenden Mühlenbau ersetzt. Der letzte Müller gab bereits in den Jahren zwischen 1920 -1925 auf. Der Kreis Geldern richtete daraufhin eine Jugendherberge ein. Heute befindet sich die Mühle in Privatbesitz.
Mühlen am Niederrhein und im Ruhrgebiet
- Steprather Mühle in Geldern-Walbeck
- Kokermühle in Geldern-Walbeck
- Willicksche Mühle in Geldern-Kapellen
- Vernumer Mühle in Geldern-Vernum
- Ehemalige Stadtmühle in Geldern
- Burgmühle am Burgwall in Brüggen
- Borner Mühle in Brüggen-Born
- Lüthemühle in Nettetal-Breyell
- Leuther Mühle in Nettetal-Leuth
- Stammenmühle in Nettetal-Hinsbeck
- Gartroper Mühle in der Gemeinde Hünxe
- Susmühle in Goch
- Neesrdommer Mühle bei Grefrath
- Galerieturmwindmühle in Kalkar
- Stendener Mühle im Kerkener Ortsteil Stenden
- Turmmühle in der Stadt Kempen
- Kastenbockmühle in Kempen-Tönisberg
- Elfrather Mühle in Krefeld-Traar
- Mühle Donsbrüggen im Klever Ortsteil Donsbrüggen
- Mühle Keeken im Klever Ortsteil Keeken
- Stadtmühle in Kranenburg
- Herrlichkeitsmühle in Issum
- Turmwindmühle in Isselburg-Anholt
- Turmwindmühle in Isselburg-Vehlingen
- Rheurdter Mühle in Rheurdt
- Gomman'sche Mühle in Sonsbeck
- Tissen-Mühle in Straelen-Herongen
- Paesmühle bei Straelen
- Wassermühle Haus Caen bei Straelen
- Vlassrather Mühle bei Straelen
- Baerler Mühle und Lohmühle in Duisburg-Baerl
- Morians Mühle in Duisburg-Neumühl
- Kiebitzmühle in Duisburg-Marxloh am Schwelgernpark
- Sandmühle in Duisburg-Huckingen
- Ölmühle in Düsseldorf-Angermund
- Windmühle Dong in Neukirchen-Vluyn
- Turmwindmühle Rayen in Neukirchen-Vluyn
- Brempter Mühle in Niederkrüchten-Brempt
- Rindersberger Mühle in Essen-Kettwig
- Deiler Mühle in Essen-Kupferdreh
- Baumeistermühle in Oberhausen
- Brahm'sche Mühle in Oberhausen-Holten
- Hiesfelder Wassermühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Hiesfelder Windmühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Wassermühle Haus Wohnung in Voerde-Möllen
- Alte Mühle - Haus Storchennest in Voerde-Götterswickerhamm
- Angermühle in Ratingen
- Auermühle in Ratingen
- Ossenberger Mühle in Rheinberg-Ossenberg
- Pulverturm (Mühlenturm) in Rheinberg-Orsoy
- Mühle Bönninghardt - Alpen - Ortsteil Bönninghardt
- Mosters Mühle in Alpen - Ortsteil Menzelen-Ost
- Kriemhildmühle in Xanten
- Siegfriedmühle in Xanten
- Wisseler Mühle (Huismanns Mölle) in Kalkar-Wissel
Michael-Buyx-Haus

Das Michael-Buyx-Haus ist das ehemalige Wohnhaus der Familie Buyx-Müllenmeister. Hier lebten Heinrich Buyx (1761 -1840), Beigeordneter, weiterhin Peter Michael Buyx (1795 -1882), Geometer, Sammler und Geschichtsforscher und Theodor Müllenmeister (1894-1914), Ehrenbürgermeister. Das heutige Gebäude vereinigt zwei ältere Gebäude, was noch an der mittigen Teilung der Fassade erkennbar ist. Die nördliche Schmalseite als ältester Gebäudeteil mit den Ankerzahlen 1670, das südliche Gebäude ist aus dem 18. Jahrhundert. Um 1800 erfolgte eine klassizistische Umgestaltung mit Blausteinfensterbänken, repräsentativer Eingangstür, Eingangshalle mit Holzvertäfelung und Rosetten. Michael Buyx trug hier seine umfangreiche antiquarische Sammlung zusammen, die heute vor allem im Niederrheinischen Museum in Kevelaer lagert. Das Haus wurde 1963 vom Amt Nieukerk erworben und in den Jahren 1979/80 restauriert. Beachtenswert in den Fenstern die Bierglasscheiben aus der Sammlung Buyx sowie im großen Bogenfenster Glasbilder nach Entwürfen von Helmut Lang. Heute befindet sich im Michael-Buyx-Haus der Sitzungssaal und das Trauzimmer der Gemeinde Kerken.
Haus Gastendonk (Kerken)

Man sieht es dem Gut von außen nicht mehr an, dass hier einst ein wasserumwehrter Herrensitz stand. Im Kerkener Ortsteil Aldekerk liegt der ehemalige Rittersitz Haus Gastendonk (nicht zu verwechseln mit dem Rittersitz Haus Gastendonk in Kempen-St. Hubert), dessen Ursprünge sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Der ehemalige von Wassergräben umgebene Rittersitz stammt aus dem Jahr 1274 und wurde zwischen 1840/42 völlig neu gestaltet. In der Klosterkirche St. Magdalena in Aldekerk gibt ein historisches Kirchenfenster Hinweise auf ehemalige Besitzer. Im Zweiten Weltkrieg - am 2. Oktober 1942 - wurden das Wohnhaus und die Nutzbauten völlig zerstört. Die ehemaligen Besitzer waren die Familien von Graus, von Plönnies, Familie Remelé und danach bis heute die Familie Heinrich Windbergs (1881). Heute betreibt die Familie Windbergs hier u.a. einen landwirtschaftlichen Betrieb mit großem und vielfältigem Angebot.
Haus Bellinghoven (Baersdonk)

Ein weitere Sehenswürdigkeit ist die ehemalige Wasserburg Bellinghoven-Baersdonk in der Gemeinde Kerken. Zu finden ist der ehemalige Rittersitz in der Ortschaft Nieukerk, zu der die Ortsteile Baersdonk (gehört teilweise zu Kerken, teilweise zu Geldern) Winternam und Poelyck (...nicht zu verwechseln mit dem Wasserschloss Bellinghoven bei Rees-Haffen) gehören. Die Lage inmitten von Wiesen und Feldern ist einmalig. Im Westen des Anwesens fließt die Kleine Niers vorbei und wer hier mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann nach dieser Ansicht gleich den Weg nach Haus Vlassrath suchen, das auch nicht weit entfernt liegt.

Die alte Bauernschaft Baersdonk ist eine Ansammlung von Höfen, zu denen auch das Haus Bellinghoven gehört. Des Herrenhaus wird von einem Bauernhof eingeschlossen und dient heute als Wohnung der Hofbesitzer. Erste Hinweise auf eine Wasserburg finden sich im späten 13. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde Haus Bellinghoven-Baersdonk umgebaut und gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten weitere Aus- und Umbauten. Heute präsentiert sich die ehemalige Wasserburg als zweiflügeliges, eingeschossiges Herrenhaus. Man kann den Hof nicht besichtigen - lediglich ein Blick von der kleinen Straße, die vom Möhlendyck hier herunter führt, ist möglich.
Quellennachweis:

Die Informationen zur Geschichte der Gemeinde Kerken basieren auf dem Artikel Kerken (Stand vom 02.12.2008) und stammen zusammen mit dem Wappen der Gemeinde Kerken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.