Schloss Gartrop
Überblick
Einer der schönsten Adelssitze in dieser Gegend ist das Wasserschloss Gartrop im Hünxer Ortsteil Gartrop-Bühl. Die Schlossanlage befindet sich in der Nähe der Landstraße zwischen Hünxe und Schermbeck-Gahlen in den Lippeauen im südlichen Bereich des Naturparks Hohe Mark-Westmünsterland. Aus der Siedlung der einstigen Schlossbediensteten entwickelte sich der heutige Ort Gartrop. Die Schlossanlage besteht aus einem barocken Herrenhaus, einer Vorburg und zwei Torhäusern sowie einer Wassermühle, die von einem englischen Landschaftsgarten mit weitläufigen Wassergräben umgeben sind. Die Anlage kann jeden zweiten Donnerstag im Rahmen von Veranstaltungen des dort ansässigen Landgasthofs besichtigt werden.
Von der Gahlener Straße (L 463) führt die Schlossallee vorbei an einer interessanten Wassermühle, deren Bausubstanz aus dem 15. Jahrhundert stammt, über eine Brücke zum Eingangstor, auf dessen zwei Pfeilern beinahe lebensgroße Sandsteinstatuen der Göttinnen Athene und Concordia von Johann Wilhelm Gröninger sitzen. Athene (Minerva) auf der linken Seite ist in Rüstung dargestellt. Als Symbol der Weisheit sitzt eine Eule in ihrem Schoß. Auf dem rechten Torpfeiler ist Concordia, die Göttin der Eintracht und des Friedens, dargestellt. Beide Statuen tragen üppige Gewänder und einen Helm mit Federbusch. Das schön geschmiedete Gittertor ist von zwei Torhäusern flankiert, die zwischen 1715 und 1720 errichtet wurden und einen quadratischen Grundriss besitzen. Ihre Pyramidendächer sind mit Schiefer gedeckt und besitzen in der Mitte einen großen Schornstein.
Schlosskapelle
Die dreiflügelige Vorburg steht nordöstlich des Herrenhauses. Früher beherbergte sie Stallungen, eine Schreinerei, eine Räucherkammer und eine Bäckerei sowie eine Remise und Unterkünfte für Bedienstete. Ihre Hauptfassade ist nach Süden gerichtet und besitzt ein neugotisches Äußeres. Der Vorburg schließt sich im Westen eine Schlosskapelle aus dem Jahr 1698 an. Ihr heutiges Aussehen stammt jedoch von einem späteren Umbau und ist geprägt durch einen Stilmix von gotischen und maurisch-omaijadischen Elementen. Als Vorbild für die Arbeit diente die portugiesische Klosterkirche von Batalha aus dem 14. Jahrhundert. Über dem Portal findet sich ein gusseisernes Maßwerkfenster, das gemeinsam mit dem Portal von vier Pfeilern umrahmt und von filigranen Maßwerkblenden bekrönt ist. Im Inneren der Kapelle tragen profilierte Stützen ein hölzernes Flachbogengewölbe. Neben dem Ausgang weist eine Tafel aus Sandstein auf Albrecht Georg von Hüchtenbruck als Erbauer der Kapelle hin. Ihre lateinische Inschrift lautet: „ALBERT GEORG AB HUCHTENBRUCH HAS DEO STRIPIS LOCO DICAVIT AEDES ANNO 1698.“[1]
Geschichte
Die erste nachweisbare Anlage geht auf die Ritter von Gardapen zurück, die im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurden. Das Schloss befand sich schon im 16. Jahrhundert im Besitz des Geschlechtes von Hüchtenbruck (auch Huchtenbroek oder Huchtenbruk). Das Anwesen wurde neu errichtet von Baron Albrecht Georg von Hüchtenbruck (1635 - 1716) im Jahr 1675, die Schlosskapelle stammt aus dem Jahr 1698. Im Jahr 1696 kam das Schloss durch Heirat an Ludwig Alexander Rollmann, Reichsfreiherr Quadt von Wickrath und im Jahr 1800 durch Heirat an Paul David Moritz Freiherr von Nagell zu Ampsen. Das Schlossgebäude befindet sich inmitten eines etwa drei Hektar großen Schlossparks, der im englischen Landschaftsstil angelegt ist. Bei seiner Gestaltung wurden ältere Landschaftselemente wie eine barocke Allee im Süden, das weit verzweigte System aus Wassergräben und alter Baumbestand (zum Beispiel 300-jährige Eichen) mit einbezogen. Der Schlosspark wurde nach Plänen von Maximilian Friedrich Weyhe (1775 - 1846) errichtet, der u.a. auch die Parks für Schloss Kalkum und Schloss Benrath in Düsseldorf sowie Schloss Dyck bei Jüchen gestaltet hat.
Nach Paul Clemen muss das Schlossgebäude ab 1830 eine umfassende Umgestaltung und Veränderung erfahren haben. Er beschreibt das Herrenhaus als "zierliches zweistöckiges Backsteinschlösschen mit ehemaligem Innenhof, der jetzt in einen Lichthof verwandelt ist. An dem Mittelrisalit das von zwei Säulen flankierte Portal, darüber die Wappen der Huchtenbruch, Heiden, Berasau von 1675". Des Weiteren führt er aus: "Auf den den Eingang zum Schlosshof flankierenden Pfeilern, links eine Minerva (Athena) mit Medusenschild, Eule und Speer, rechts eine weibliche Gestalt, mit Schild und Schlangenstab mit Flügeln, vom gleichen Meister wie die Skulpturen in Empel und Anholt (vergl. Kunstdenkmäler des Kreises Rees S. 60). Im Inneren ist in einigen Räumen noch die reizvolle Wand- u. Deckendekoration des Rokoko erhatten geblieben".
"Eine Reihe prachtvoller holländischer Möbel des 17. Jahrhunderts, darunter zwei Truhen mit heraldischen Schnitzereien, ein obeliskartiger Ofen von weissem Porzellan, um 1700, und eine grössere Reihe von Familienporträts, meist der Linie Quadt von Wickrath angehörig, Portrait des Erbauers Albrecht Georg von Hüchtenbruch, Brustbild von 1675, Herzog Karl Theodor von Kleve-Jülich-Berg, im Hintergrunde das Klever Schloss, und seine Gemahlin, Kniestöcke".
Soweit Paul Clemen, der das Gebäude wahrscheinlich zwischen 1885 -1895 in seiner Eigenschaft als Provinzialkonservator der Rheinprovinz gesehen haben muss. [1]
Umgestaltung
1828 begann Freiherr Mauritz Carl von Nagell mit erneuten umfassenden Veränderungen an der Schlossanlage. Der Graben zwischen dem Herrenhaus und der östlich davon gelegenen Vorburg wurde zugeschüttet und seine Zugbrücke abgebrochen. Gleichzeitig erhielt das Portal des Herrenhauses eine Freitreppe aus Baumberger Sandstein. Ab 1829 erfuhr das Innere des Herrenhauses einen erneuten Umbau mitsamt einer Umstrukturierung. Dabei wurden Personaltreppen und -gänge eingebaut sowie Bäder und Toiletten installiert. Personal- und Gästezimmer wurden ins Dachgeschoss verlegt, und die meisten Decken des Obergeschosses erhielten eine Abhängung mit Stuckdecken im Stil des Biedermeiers, ebenso wie die Fenster vergrößert wurden.
Nachdem die Vorburg 1836 mit Ausnahme des damaligen Nordflügels (heute Südflügel) abgerissen und durch Seitenflügel in nördlicher Richtung ergänzt worden war, folgte noch im gleichen Jahr ein Umbau der Schlosskapelle in neugotischer Form. Die Fassadengestaltung folgte dabei Entwürfen des Kreisbaumeisters W. Damen. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt auch der östliche Teil des Herrenhaus-Innenhofs eine Überdachung: Durch eine Sichtkuppel wurde er zu einer zweigeschossigen Halle umgestaltet. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts verkaufte der letzte Besitzer der Familie von Nagell das Schloss an einen Essener Saunabesitzer. Nach dessen Konkurs übernahm der heutige Besitzer, Dr. Blumrath, das Anwesen und restaurierte es vorbildlich. Schloss Gartrop glänzt heute wieder wie zu Zeiten der Feudalherren- vielleicht sogar noch etwas schöner!
Informationen:
Zudem hat das Standesamt Hünxe eine Außenstelle im Schloss Gartrop eingerichtet. Auch die wieder hergerrichtete Schlosskapelle steht für Gottesdienste und Hochzeiten zur Verfügung. Alle weiteren Informationen wie z.B. Anfahrt, Übernachten im Schloss, Schlossrestaurant, Frühstücken im Schloss und Schlossführung entnehmen Sie bitte den u.a. Informationen der Internetseite des Wasserschloss Gartrop.
Adresse:
Wasserschloss Gartrop
Schlossallee
46569 Gartrop-Bühl (Hünxe)
Telefon: 02858/91757-0
Telefax: 02858/91757-29
E-Mail: willkommen@schloss-gartrop.de
Internet: www.schloss-gartrop.de
Gartroper Mühle
An der Zufahrt zum Wasserschloss Gartrop befindet sich auf der rechten Seite eine Mahlmühle, die zeitweilig auch als Walkmühle diente. Vor der Mühle führt eine kleine Brücke über den Gartroper Mühlenbach, der einst das Mühlrad mit Wasser versorgte. Es handelt sich hierbei um eine für den Niederrhein untypische mittelschlächtige Mühle, bei der das Wasser auf Höhe der Achse auf das Mühlrad trifft. Ältester Teil des Bauwerks ist die Südwand mit mächtigen Sandsteinquadern aus dem 15. Jahrhundert. Die Backsteinwand an der Westseite des Gebäudes stammt aus dem 18. Jahrhundert. Noch bis 1967 war die Schlossmühle in Betrieb. Mit Hilfe eines angeschlossenen Generators versorgte sie Schloss Gartrop während des Zweiten Weltkrieges mit dem nötigen Strom. Sie gehört zu den letzten drei Wassermühlen im Kreis Wesel, die komplett erhalten geblieben sind. [2]
Mühlen am Niederrhein und im Ruhrgebiet
- Steprather Mühle in Geldern-Walbeck
- Kokermühle in Geldern-Walbeck
- Willicksche Mühle in Geldern-Kapellen
- Vernumer Mühle in Geldern-Vernum
- Ehemalige Stadtmühle in Geldern
- Burgmühle am Burgwall in Brüggen
- Borner Mühle in Brüggen-Born
- Lüthemühle in Nettetal-Breyell
- Leuther Mühle in Nettetal-Leuth
- Stammenmühle in Nettetal-Hinsbeck
- Gartroper Mühle in der Gemeinde Hünxe
- Susmühle in Goch
- Neesrdommer Mühle bei Grefrath
- Galerieturmwindmühle in Kalkar
- Stendener Mühle im Kerkener Ortsteil Stenden
- Turmmühle in der Stadt Kempen
- Kastenbockmühle in Kempen-Tönisberg
- Elfrather Mühle in Krefeld-Traar
- Mühle Donsbrüggen im Klever Ortsteil Donsbrüggen
- Mühle Keeken im Klever Ortsteil Keeken
- Stadtmühle in Kranenburg
- Herrlichkeitsmühle in Issum
- Turmwindmühle in Isselburg-Anholt
- Turmwindmühle in Isselburg-Vehlingen
- Rheurdter Mühle in Rheurdt
- Gomman'sche Mühle in Sonsbeck
- Tissen-Mühle in Straelen-Herongen
- Paesmühle bei Straelen
- Wassermühle Haus Caen bei Straelen
- Vlassrather Mühle bei Straelen
- Morians Mühle in Duisburg-Neumühl
- Kiebitzmühle in Duisburg-Marxloh am Schwelgernpark
- Sandmühle in Duisburg-Huckingen
- Ölmühle in Düsseldorf-Angermund
- Windmühle Dong in Neukirchen-Vluyn
- Turmwindmühle Rayen in Neukirchen-Vluyn
- Brempter Mühle in Niederkrüchten-Brempt
- Rindersberger Mühle in Essen-Kettwig
- Deiler Mühle in Essen-Kupferdreh
- Baumeistermühle in Oberhausen
- Brahm'sche Mühle in Oberhausen-Holten
- Hiesfelder Wassermühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Hiesfelder Windmühle in Dinslaken-Hiesfeld
- Wassermühle Haus Wohnung in Voerde-Möllen
- Alte Mühle - Haus Storchennest in Voerde-Götterswickerhamm
- Angermühle in Ratingen
- Auermühle in Ratingen
- Ossenberger Mühle in Rheinberg-Ossenberg
- Pulverturm (Mühlenturm) in Rheinberg-Orsoy
- Kriemhildmühle in Xanten
- Siegfriedmühle in Xanten
- Wisseler Mühle (Huismanns Mölle) in Kalkar-Wissel
Hünxe
Die Ortschaft Hünxe wurde als "de Hungese" im Jahre 1092 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Aber schon zu früheren Zeiten war das untere Lippetal Siedlungsland. Das beweisen die hier häufigen Bodenfunde in vorgeschichtlichen Gräbern aus der jüngeren Steinzeit (um 2000 v. Chr.) und der älteren Bronzezeit (um 1500 v. Chr.). Archäologen haben in Bruckhausen und Bucholtwelmen Reste von Häusern, die vor etwa 2500 Jahren gebaut wurden, freigelegt. In der Gemeinde Hünxe gibt es einige historische Bauwerke, die eindrucksvoll....
Weitere Informationen zur Gemeinde Hünxe am Niederrhein finden Sie hier....!
Quellenangabe:
Die Informationen zur Geschichte von Schloss Gartrop basieren auf dem Artikel Schloss Gartrop (Stand vom 15.02.2012) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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1.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Duisburg und der Kreise Mülheim an der Ruhr und Ruhrort im Auftrag des Provinzialverbandes der Rheinprovinz - herausgegeben von Paul Clemen - Düsseldorf. Druck und Verlag von L. Schwann 1893 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 2, Seite 59)
2.: Die Informationen zur Gartroper Mühle stammen aus dem Kulturlandschaftlichen Wanderführer entlang der unteren Lippe des LVR, die Sie hier abrufen können.