Pfarrkirche St. Andreas
Überblick
Die Kirche St. Andreas ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in der Stadt Korschenbroich. Geweiht ist die Kirche dem heiligen Apostel Andreas. Die Pfarrgemeinde von St. Andreas ist Teil der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Korschenbroich gemeinsam mit den anderen vier Pfarrgemeinden St. Dionysius Kleinenbroich, St. Georg Liedberg, Herz Jesu Herrenshoff und St. Marien Pesch. Die Pfarrgemeinden von Korschenbroich sind Teil des Bistums Aachen, nur die Pfarrgemeinde St. Pankratius im Stadtteil Glehn ist Teil des Erzbistums Köln. Die Kirche wurde auf dem Platz errichtet, auf dem es bereits mehrere Vorgängerbauten gab.
Geschichte
Möglicherweise entstand der erste Kirchenbau an dieser Stelle auf den Resten eines früheren römischen Bauwerks. Bei Ausgrabungen im Bereich der Kirche wurden römische Mauern und Fundamente mit einer Dicke von 1 m entdeckt. Ob es sich dabei um die Überreste einer villa rustica handelt oder um einen gallo-römischen Umgangstempel, kann derzeit nicht verifiziert werden. Für einen Tempel spricht die Tatsache, dass kaum Keramik oder Tierknochen gefunden wurden, die auf eine Wohnbebauung hinweisen würden. Einige Bodenfunde lassen Rückschlüsse zu, dass um 1000 n. Chr. ein Kirchenbau unter Verwendung von römischen Leistenziegeln, Brohler Tuffstein und Liedberger Sandstein errichtet wurde. [1]
Auf das Jahr 1471 kann eine spätgotische dreischiffige Kirche datiert werden. 1504 wurde das Wahrzeichen Korschenbroichs, der Kirchturm aufgebaut. Es ist das älteste noch erhaltene Bauwerk der Stadt. Er hat drei Stockwerke und besteht bis zur Mitte des zweiten Geschosses aus Tuff- und Backsteinen, im oberen Teil aus Ziegelsteinen. Früher gehörte ein Kirchturm nicht notwendig zum Gotteshaus, sondern war vielmehr ein Beiwerk zur Repräsentation einer Gemeinde und musste somit von ihr finanziert werden. Der Kirchturm von St. Andreas lässt daher auf eine wohlhabende Kirchengemeinde schließen.
Die spätgotische Hallenkirche aus dem Jahr 1471 wurde 1888 abgerissen, da die wachsende Zahl der Gläubigen eine größere Kirche erforderte. Nur der backsteinerne Kirchturm mit Bändern aus Tuffstein blieb stehen und wurde in den Bau der neuen Kirche einbezogen. 1890 wurde mit dem Bau der neuen Kirche begonnen – man entschied sich für eine neugotische Pseudobasilika aus Backstein. Die Kirche wurde im August 1892 durch den Weihbischof und späteren Kardinal des Erzbistums Köln Anton Fischer feierlich eingesegnet.
Während der Bombennacht vom 22. auf den 23. August 1943 wurde das gesamte Kirchenschiff zerstört. Es wurde von 1947 bis 1949 wieder aufgebaut. Umfassende Grundsanierungsarbeiten an der Bausubstanz und eine liturgiegerechte Neugestaltung des Kirchenraums erfolgten ab 1982 und gaben der Kirche ihre heutige Gestalt. Dabei entstand auch eine achteckige Altarinsel. [1]
Innenausstattung
Den Mittelpunkt der Kirche und der Eucharistiefeiern bildet der Zelebrationsaltar, der aus einem kräftigen Marmorblock besteht, der durch ein kunstvoll gearbeitetes Wurzelflechtwerk mit dem Boden verwachsen scheint und so mit der Erde fest verwurzelt ist. Er steht auf der Altarinsel knapp unter der Vierung. Die Vorderseite des Altars wird geschmückt mit eucharistischen Motiven aus Ähren, Trauben und einem Pfauenbild. Dem Altar haftet eine besondere Würde an und er stellt für die Gläubigen zugleich eine Opferstätte als auch einen zentralen Ort der Danksagung dar.
Das Fensterbild im Apsisscheitel preist den Auferstehungssieg des hingerichteten Messias. An der Westseite des Kirchenraums sind sechs Bildnisse von Aposteln (Andreas, Petrus, Jakobus d. Ä., Bartholomäus, Thaddäus und Philippus) zu sehen, die 2001/2002 von dem italienischen Künstler Viktor Seroner geschaffen wurden. [1]
Das Portalfenster stellt ein Opferlamm dar und geht auf Arbeiten des Künstlers Hermann Gottfried zurück. Bei den Arbeiten 1982/83 wurde im Mittelgang eine Grabkammer gefunden, die heute von kunstvollen Bronzegittern bedeckt wird und wohl zeitweilig als besonders ehrenvolle Grablege der Herrschaften von Myllendonk gedient hatte. Das verzierte Taufbecken aus dem späten 19. Jahrhundert steht in der linken Seitenapsis. Der aus Mülheim an der Ruhr stammende Künstler Ernst Rasche gestaltete 1983 eine neue Haube, wobei er die aufgesetzte Taube als Symbol des Heiligen Geistes von der ursprünglichen Haube übernahm. Der als Stele konzipierte Tabernakel befindet sich in der rechten Apsis. Die Stele und die Einfassung wurden ebenfalls von Ernst Rasche gestaltet. [1]
Glocken
Die älteste nachweisbare Glocke aus St. Andreas stammte aus dem Jahr 1637. Die Glocke musste 1815 wegen eines Risses umgegossen werden. Diese und eine weitere Glocke von 1851 fielen im Ersten Weltkrieg 1917 der Rüstungsmaschinerie zum Opfer, da sich die Bronze gut für den Guss von militärischen Gerätschaften und Kanonen eignete. Im Turm von St. Andreas hängen heute vier Bronze-Glocken. Unter ihnen befindet sich eine historische Glocke. Es handelt sich dabei um die kleinste Glocke, die reich verzierte und mit verschiedenen Wappen dekorierte Marienglocke. Sie wurde im Jahre 1656 von dem Glockengießer Cordt von Stommel (Stommeln bei Pulheim) gegossen. 1990 erhielt die Korschenbroicher Pfarre drei neue Bronzeglocken, gegossen in der Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid.
Die schwerste Glocke ist den Bruderschaftsheiligen St. Katharina, St. Sebastian und St. Matthias gewidmet. Die zweite Glocke ist nach dem Pfarrpatron benannt, die dritte Glocke trägt den Namen „Christkönigglocke“. Im Jahr 1993 wurde eine kleine Dachreiterglocke von 89 kg ergänzt, die Brunoglocke, die ebenfalls von der Firma Mark in Bronze gegossen wurde. [1]
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz
Der frühere Landeskonservator der Rheinprovinz Paul Clemen teilt hierzu mit:
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Andreae ap.)
„Die Pfarre ist eine der ältesten des Kreises; nach der Tradition war sie Filiale von Keyenberg. Das Patronat gehörte der Äbtissin von S. Maria im Kapitol zu Köln, die es 1223 an das Kapitel des Stifts überträgt. In der 2. H. des 15. Jh. wurde eine neue Pfarrkirche errichtet. Das Mittelschiff war zuerst fertig, 1471 wurde ein Seitenschiff angefügt. Der Turm wird erst 1504 vollendet. Das alte Langhaus wurde 1892 abgebrochen und durch einen stattlichen sehr großräumigen dreischiffigen Neubau vom Regierungsbaumelster Julius Busch in Neuss ersetzt. Der von dem alten Bau allein erhaltene Westturm ist eine mächtige dreistöckige Anlage, bis zur Mitte des zweiten Geschosses in Tuff und Backstein abwechselnd (drei Tuff- und vier Ziegelschichten wechseln), im oberen Stockwerk allein aus Backstein aufgeführt. Im Erdgeschoss ein grosses Portal mit reich profilierten Gewänden.“ [2]
Weiter führt er aus:
„Darüber ein dreiteiliges Fenster mit nasenbesetztem Vierpass und zwei Dreipässen im Masswerk. Im zweiten und dritten Stockwerk je zwei dreiteilige Blenden, in der Mitte schon einmal geschlossen, mit verschiedenartigen späten Masswerkformen. Im dritten Geschoss ist das obere Drittel der Blenden als Fenster gestalltet. An der Südseite ist ein aus fünf Seiten des Achtecks konstruiertes, oben mit pyramidenförmiger Haube abgeschlossenes Treppentürmchen errichtet. Den Turm selbst krönt eine achtseitige geschieferte Haube. Nur die Westseite ist restauriert. Die Ausstattung ist neu (Altäre von Hachenberg, Fenster von Hertel und Lersch).“ [2]
„Von alten Kunstwerken sind zu nennen: Gothischer Kelch des 15. Jh., 18 cm hoch, auf sechsblätterigen Rosenfuss. Kapelle von Silberbrokat des 18. J1728 dünnen roten und blauen Blumen. Kasel von grünseidenem Stoff vom J. 1728 mit dem Wappen der Wittib von Dulman.
Glocke von 1656 mit der Aufschrift:
PHILIPPUS DE CROY COMES DE ROEUX ET S. ROMANI IMPERII DOMINUS IN MILENDUNCK ETC. DESCENDENS IN RECTA LINEA A MARCO REGE HUNGARIAE ET JOHANNA CATHARINA ELISABETHA COMITISSA IN
BRONCHORST ET ANHOLT UXOR. S. MARIA HEISCH ICH, 1656 M. GOERT V. STUMMEL GOSS MICH.
Die beiden anderen Glocken sind von 1815 und 1851. Südlich von der Kirche eine Kapelle mit Kalvarienberg in Holz, der Kruzifixus aus dem 17. Jh., Maria und Johannes ganz rohe Figuren aus dem Anfang des 16. Jh. Unter den HÄUSERN sind einige ältere erhalten, eines aus dem J. 1716: die Wirtschaft ,Zum Dom' von Anton Büttges, mit hübschem geschweiften Giebel; ein anderes ähnliches Haus von 1705 am Westende des Dorfes. Die S. Sebastianusbruderschaft besitzt eine Reihe von Schilden aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit aufgravierten Wappen und Inschriften.“ [2]
Denkmalschutz
Die Kirche St. Andreas wurde am 21. August 1985 unter Nummer 015 in die Denkmalliste der Stadt Korschenbroich eingetragen.
Denkmalbeschreibung:
„Neugotische Pseudobasilika aus Backstein mit polygonalem Chorschluss und polygonalen Seitenkapitellen, vorgesetzter, spätgotischer, dreigeschossiger Westturm mit Tuffbändern; im Innern 1949 stark erneuert.“ [1]
Kultur und Sehenswürdigkeiten in Korschenbroich
- Schloss Myllendonk- ein Wasserschloss, dessen Wurzeln im Mittelalter liegen und das gotische und barocke Bauteile aufweist;
- Schloss Liedberg - eine der wenigen Anlagen am Niederrhein, die als Höhenburg erbaut wurde;
- Haus Fürth (15. Jahrhundert) bei Liedberg, eine Wasserburg in Fachwerkbauweise;
- Haus Glehn („Fleckenhaus“) - eine Wasserburg der Renaissance;
- Mühlenturm – Wehr- und Wohnturm aus dem 9. Jahrhundert in Liedberg- das älteste Gebäude in Korschenbroich;
- Die Jüdischen Friedhöfe in Pesch an der Donatusstraße und in Glehn an der Bendstraße;
- Die katholische St.-Andreas-Kirche im Stadtkern von Korschenbroich existierte schon im Mittelalter;
- Rittergut Birkhof - ein typisch im rheinischen Raum vorherrschendes geschlossenes Hofgeviert bei Lüttenglehn;
- Der Kuhlenhof, ein Wohngebäude an der Mühlenstraße von 1566;
- Die ehemalige Vikarie an der Regentenstraße – eines der ältesten Wohngebäude in Korschenbroich;
- Kriegerdenkmal - in der ehemals selbständigen Gemeinde Glehn auf dem Vorplatz der katholischen Pfarrkirche St. Pankratius;
- Matthias-Hoeren-Denkmal von Dieter Patt (ehem. Landrat und Künstler) vor dem Matthias-Hoeren-Platz im Stadtteil Korschenbroich;
- Der K-Läufer von Dieter Patt (ehem. Landrat und Künstler) vor der Sparkasse in Korschenbroich. Eine stattliche 1,5 Tonnen schwere und 2,50 Meter hohe Skulptur aus Eisen, die für Korschenbroich und die Großveranstaltung „City-Lauf“ steht;
Quellennachweis:
1.: Die Informationen zur Geschichte der Pfarrkirche St. Andreas in Korschenbroich basieren auf dem Artikel Pfarrkirche St. Andreas (Stand vom 19.12.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Dritter Band IV.: Die Kunstdenkmäler der Städte und Kreise Gladbach und Krefeld. Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1896, S. 52/53.
Die Fotos "Heiligenglocke - Autor: Theo Kempermann - Kirche St. Marien Korschenbroich" - "Innenansicht der Pfarrkirche St. Andreas (2013); Orgel der St. Andreas-Kirche Korschenbroich; (2 Fotos) - Autor: ChJ95" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0 [24 KB]
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Die Fotos "Hochstraße und Kirche St. Andreas nach dem Bombenangriff 1943 - Autoren: Artur Fränzen - Reproduktion: Winfried Seppelt - Stadtarchiv Korschenbroich" - "Kirche St. Andreas (Korschenbroich) - Autor: Chris06" - "Kirche St. Andreas - Barockaltar - Autor: CaS2000" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0 [24 KB]
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