Kempen - Rittersitze

Kempen - Haus Bockdorf
Kempen - Haus Bockdorf



Überblick

Kempen - Tönisberg
Kempen - Tönisberg Detail von Haus Erprath



Zu den zahlreichen Rittersitzen und Adelshäusern am Niederrhein zählen auch einige Bauwerke, die sich auf Kempener Gebiet befinden. Im Einzelnen ist das die Wasserburg Gastendonk, deren Ursprünge sich bis ins Jahr 1274 zurückverfolgen lassen. Weiterhin der Herrensitz Haus Steinfunder, dessen erste Gebäude in der Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet worden sind. Etwas jünger ist das Haus Erprath bei Tönisberg - es wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Auch das Haus Bockdorf, das bereits seit dem Jahr 1659 als Gut Bockdorf erwähnt wird, zählt dazu und nicht zuletzt der Rittersitz Haus Velde in Schmalbroich am Kempener Grenzweg.

Wasserburg Gastendonk

Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Wasserburg Gastendonk


Die Wasserburg Gastendonk befindet sich im Nordosten des Kempener Ortsteil St. Hubert direkt an der Stadtgrenze von Krefeld. Es handelt sich hier um einen ehemaligen Rittersitz, dessen Anfänge bis etwa zum Jahr 1000 zurückverfolgt werden können. Der Name mit der Endsilbe "Donk" deutet auf eine Lage des ersten Bauwerks auf einer natürlichen Erhebung in einem wassereichen Gebiet hin, eine Bezeichnung, die am Niederrhein sehr häufig anzutreffen ist. Eine erste urkundliche Erwähnung des Namens Gastendonk stammt....

Weitere Informationen zur Wasserburg Gastendonk im Kempener Ortsteil St. Hubert finden Sie hier.....!


Haus Steinfunder

Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Foto 1 - Haus Steinfunder - Bildquelle: Wikipedia - Autor: O. Falkner - Lizenz s.u.


Zu den ehemaligen Adelssitzen in Kempen zählt das im Ortsteil Schmalbroich gelegene Haus Steinfunder. Es handelt sich hier um eine ehemals wasserumwehrte Backsteinanlage, zweigeschossig ausgeführt mit Sandsteingewänden. Der linke Trakt wurde auf quadratischem Grundriß errichtet und besitzt ein Haubenwalmdach. Der rechte Trakt ist ebenfalls zweigeschossig, besitzt ein Staffelgiebel mit Wappen und Inschrift. Die Gebäude der Vorburg sind jüngeren Datums und dienen heute dem landwirtschaftlichen Gut als Wirtschaftshäuser. Errichtet wurde der erste Teil des Gebäudes bereits 1566, ein zweiter Bauabschnitt erfolgte 1691.


Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Haus Steinfunder


Das Haus Steinfunder gehört zu den rund 400 kleineren Rittergütern und Herrensitzen am Niederrhein. Die denkmalgeschützte Anlage liegt am östlichen Rand der breiten Niersniederung und wurde am 26. September 1983 in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Kempen aufgenommen. Der Name des Adelssitzes wird von einer Brücke (Fondern) aus Stein abgeleitet [2]. Das alte Rittergut wird im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals zum kurkölnischen Amt Kempen. Das heutige Herrenhaus stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1600 und wurde Ende des 17. Jahrhunderts von der Familie Hoff erweitert. Christian Hoff war zu dieser Zeit kurkölnischer Kellner und Amtmann von Kempen und Oedt. Haus Steinfunder befindet sich heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Von der Straße hat ein Besucher aber gute Sicht auf die Anlage, deren Herrenhaus zu Wohnzwecken und die Vorburg landwirtschaftlich genutzt wird.


Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Haus Steinfunder


Paul Clemen schreibt hierzu:

"HAUS STEINFUNDER,

3 km südwestlich von Kempen gelegen. Das zweistöckige Herrenhaus ist nach den am Hauptgiebel befindlichen Steinwappen mit Inschrifttafel im J. 1556 von Thederich van der Part und Anna van Neerhauft, der Anbau offenbar im 17. Jh. errichtet. Das erstere, durch breite Gräben vom Wirtschaftshofe getrennt, zeigt einen hohen Hauptgiebel in Ziegelrohbau mit sparsamer Verwendung von fein profilierten Sandsteingliederungen. Zur weiteren Ausschmückung dienen ein wenig vorgekragter kleiner Erker und drei vortretende kräftig modellierte Köpfe. Die Umrisslinien des Giebeldreiecks sind durch übereckgestellte Pfeilerchen hergestellt, die Abtreppungen zwischen ihnen durch eine geschweifte Rollschicht in halben Eselsrücken geschieden. Die grossen, mit sichtbaren Entlastungsbögen überdeckten Fenster enthalten steinerne Kreuze, ursprünglich in der oberen Abteilung mit festsitzender Bleiverglasung, in der unteren mit nach aussen aufzuschlagenden profilierten Holzläden. Das hohe Satteldach ist in schrägen Reihen gedeckt. Die alte Einrichtung des Hauses ist nur noch in dem geräumigen Flur mit eichener Wendeltreppe und der hohen Küche erhalten [4]".


Rittersitz Haus Velde

Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Haus Velde


Auf dem Gebiet des Kempener Ortsteils Schmalbroich-Wall liegt der alte Rittersitz Haus Velde inmitten grüner Felder und in der Nachbarschaft eines Bauernhofs. In Schmalbroich steht noch heute das Gebäude des ehemaligen Zollhauses, denn hier verlief die Grenze zum Herzogtum Kleve. Kempen war eine Gebietskörperschaft im Erzstift und Kurfürstentum Köln (Kurköln), der durch Privilegien ein Recht auf eine weitgehend selbständige Erledigung ihrer Angelegenheiten zugestanden wurde. Kempen-Oedt (Oedt gehört heute zur Gemeinde Grefrath) war ein großes Amt im Bereich des Fürstentums.



Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Haus Velde


Hier hatte der Erzbischof als Landesherr die Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit. Der Rittersitz Haus Velde sicherte sozusagen die Landesgrenze Kurkölns im Norden des Kurfürstentums. In Urkunden wird erwähnt, dass um 1442 bei Haus Velde eine Kapelle zu Ehren Marias und des Ritters Georg errichtet wurde, die bereits um 1640 wieder niedergerissen wurde. Haus Velde wurde im 13. Jahrhundert errichtet und war einer der bedeutendsten Rittersitze des kurkölnischen Amtes. Das heute sichtbare zwei-geschossige Herrenhaus wurde aus Backsteinen errichtet und enthält in der Fassade ein Renaissance-Wappen mit der Jahreszahl 1577.


Torhausturm

Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Haus Velde


Das Herrenhaus ist ein Erneuerungsbau aus dem 16. Jahrhundert. Schön ist der den Gebäuden des Rittersitzes vorgelagerte Torturm, der auch heute noch den Zugang zum Haus Velde überwacht. Der zweigeschossige Torhausturm besitzt einen Raum mit Fenstern über der Torduchfahrt und dürfte aus der Zeit des Umbaues, also aus dem 16. Jahrhundert stammen. Die Remisen, die in Fachwerk und Backstein ausgeführt, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Das Anwesen befindet sich heute im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.


Kempen - Rittersitze
Kempen - Rittersitze Tordurchfahrt von Haus Velde


Paul Clemen schreibt hierzu:

"Die Burg, im 14. Jahrhundert zuerst im Besitz des Johann von Honslaer genannt van den Velde, wird schon 1480 von Wilmius als Castrum dirutum erwähnt. Sie war nacheinander Eigentum der Weyenhorst, Hemmerich, Velbrück, Aldenbrück, Wyckrath, Fürstenberg. Von ihr steht nur noch der Rest eines in Backstein aufgeführten Thorturmes, der über der im Steinbogen geschlossenen Durchfahrt eine Turmstube mit grossem vierseitigen Fenster nach der Aussenseite hatte. Neben dem Thorturm sind zur Rechten nur noch die Ansätze eines in der gleichen Flucht stehenden Traktes sichtbar. Über dem Thor die Wappen der Aldenbrück und Vlodorp mit der Beischrift: R V A G V (Ratger von Aldenbrück genannt Velbrück) WSMV (Walburgis Sibylla Maria Vlodorp) 1577. Eine Kapelle ward hier schon 1442 von Johannes von Veldt gegründet.

1442 nobilis dominus Joannes a Felt in proprio suo peculio fundoque in honorem deipare virginis et s. Gregorii exstruxit sacellum in eoque fundavit, pro conservatione missarum et sustentatione unius sacerdotis dedit predium ten Holt iuxta s. Petrum cum suis appendicibus.

Im Jahre 1444 wird die Kapelle geweiht. Bereits im Jahre 1453 ist ein Neubau notwendig. Meister Christian Altgotz ist der Baumeister des Turmes [1]".

Literatur:

Haus Veldt zwischen Kempen und Aldekerk - Jos. Strange, Beiträge zur Genealogie der adeligen Geschlechter, Köln 1866, XII, S. 27.
Zur Geschichte des Hauses Velde: Heimatkunde 1880. S. 143. - Clave von Bouhaben


Haus Bockdorf

Kempen - Haus Bockdorf
Kempen - Haus Bockdorf Toreinfahrt zum Gut Heimendahl/Haus Bockdorf


Haus Bockdorf mit seinem schönen Herrenhaus liegt im Südosten der Stadt Kempen am Krefelder Weg in Unterweiden. Manchen ist es besser bekannt unter dem Namen "Gut Heimendahl", weil hier die Erzeugnisse aus der landwirtschaftlichen Produktion des Gutes verkauft werden. Es gibt einen Hofladen, wo diese Erzeugnisse verkauft werden und ein Hofcafé, in dem man sich entspannen kann und am Samstag findet in der Spinnstube das taditionelle Suppenessen statt. Der Betrieb ist von Montag bis Samstag geöffnet und bietet sich somit auch als lohnendes Ausflugsziel an.

Weitere Informationen zum Haus Bockdorf/Gut Heimendahl in Kempen finden Sie hier...!


Haus Erprath

Kempen - Tönisberg
Kempen - Tönisberg Haus Erprath


Im Kempener Ortsteil Tönisberg befindet sich auch ein Herrenhaus mit zugehöriger Hofanlage und Park. Es handelt sich hier um Haus Erprath, einem ehemaligen Adelssitz aus dem 19. Jahrhundert, nicht zu verwechseln mit dem Haus Erprath in Xanten, das urkundlich seit 1386 nachweisbar ist. Ursprünglich war Erprath ein freiadeliges (steuerbefreites) Gut mit großem Landbesitz. 1873 verkaufte Robert Georg Wilhelm von Pelden gent. Cloudt den Besitz an Anton Hamers aus Krefeld. Seit dieser Zeit gab es mehrere Eigentümerwechsel bei diesem Grundbesitz. Der Name Pelden genannt Cloudt ist am Niederrhein sehr verbreitet gewesen. In einer alten Urkunde der Stadt Krefeld aus dem Jahr 1567 wird von der Ernennung des "Wilhelm von Pelden genannt Claut" zum Drosten in der Grafschaft Moers durch Graf Hermann zu Neuenahr und Moers berichtet.


Beschreibung

Kempen - Tönisberg
Kempen - Tönisberg Haus Erprath


Das alleinstehende Herrenhaus, mit ehemals zugehöriger Hofanlage im Norden und angrenzendem Park, ursprünglich ähnlich dem eines englischen Landschaftsparks, stammt aus dem 19. Jahrhundert. An der Westseite gliedert sich der Bau in drei Gebäudeteile. Der südlichste ist ein zweiachsiger und 2 ½ geschossiger Turmbau mit Putzfassade. Es wird von einem Ziegeldach abgeschlossen. Horizontal wird die Fassade durch Geschossgesimse und ein Dachgesims gegliedert. Untergeschoss und 1. Obergeschoss sind gequadert. Die Fenster sind zum Teil noch original gerahmt und haben Holzläden. Nördlich schließt sich an den Turmbau ein 4-Achsiger Anbau an, dessen erste Achse zweigeschossig, die folgenden 1-geschossig gebaut sind. Die Fassadengestaltung entspricht dem des Turmbaues. Vor dem Anbau befindet sich eine Terrasse, von einer Balustrade umfriedet. Der hintere Teil wird von einem Backsteinbau mit Satteldach geschützt.


Kempen - Tönisberg
Kempen - Tönisberg Haus Erprath


An der Südseite, der Eingangsfront, befindet sich westlich der Turmbau. Dieser ist 3-achsig und 2-geschossig. Die Fassadengestaltung ist der des Turmbaues entsprechend. Die linke Achse ist verbreitert, mit einem rundbogig abgeschlossenen Fenster, original gerahmt, im Obergeschoss. Die Fenster der Westachse sind verändert. Mittig vor den Bau gesetzt befindet sich ein Eingangsvorbau von einem Segmentgiebel abgeschlossen, mit altem Türblatt. Im Eckbereich von Turmbau und dem rückgesetzten Baukörper befindet sich ein niedriger Vorbau mit Kegeldach. Die Ostseite gliedert sich 2-geschossig, in 3 Achsen. Im UG ist das Fenster der linken Achse verbreitert. An diesem Bau schließt sich ein 1-geschossiger, 2-achsiger Anbau mit abgewalmtem Satteldach an. Zum Teil sind die Fenster noch original gerahmt, mit Holzläden. Das Gebäude ist erhaltenswert aus architektur- u. ortsgeschichtlichen Gründen. Heute befindet sich Haus Erprath in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden, man hat aber von der Straße einen guten Einblick [3].


Kempen - Tönisberg

Kempen - Tönisberg
Kempen - Tönisberg Haus Baaken - erbaut in seiner heutigen Form um 1750 - Heimatmuseum


Das Dorf Tönisberg wurde erstmals um 1284 mit einem Vertrag von Vennebrugge (heute Vinnbrück) im Vorfeld der Schlacht von Worringen erwähnt. Mit der Gründung einer Kapelle im Jahre 1437 begann die Besiedlung des eigentlichen Dorfes. Hauptsächlich waren es Bauernhöfe, die das Bild des Dorfes prägten. 1529 wurde der Bezirk um die Kapelle selbständige Pfarre und man begann mit dem Bau einer eigenen Kirche. Von 1794 bis 1815 befand sich Tönisberg unter französischer Herrschaft....

Weitere Informationen zum Kempener Ortsteil Tönisberg finden Sie hier...!


Informationen:

Wappen von Kempen
Wappen von Kempen


Eine kleine Bildergalerie zur Stadt Kempen am Niederrhein finden Sie hierunter. Weitere Informationen zur Stadt Kempen finden Sie hier....!

Wanderer und Radler finden rund um Kempen nicht nur lohnende Ziele, sondern auch attraktive Wander- und Radwander-Routen und historische Hofanlagen wie z.B. Haus Velde, Haus Bockdorf und Haus Steinfunder.

Informationen:

Stadt Kempen

Buttermarkt 1,
47906 Kempen

Telefon: +49(0)2152-917237

Fax: +49(0)2152-917242

Internet: www.kempen.de/tourismus


Quellennachweis:


1.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz - herausgegeben von Paul Clemen, Seiten 96-97 - Druck und Verlag von L. Schwann 1891, Düsseldorf.

2.: Informationen: S. Frankewitz: Der Niederrhein und seine Burgen, Schlösser, Herrenhäuser an der Niers, 2011, S. 221.

3.: Beschreibung des Denkmals Haus Erprath in Tönisberg entstammt der Denkmaliste der Stadt Kempen, lauf. Nr. 189, eingetragen am 14.07.1992!

4.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz - herausgegeben von Paul Clemen, Seite 120 - Druck und Verlag von L. Schwann 1891, Düsseldorf.

Die Fotodatei "Haus Steinfunder - Autor: O. Falkner" wird unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.


Fotos Kempener Rittersitze