St. Antony-Hütte

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Kontor und Wohnhaus des Hüttenleiters - heute Museum



Anfänge der Ruhrindustrie

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Kontor und Wohnhaus des Hüttenleiters - Wiege der Industriekultur



Am Rande von Osterfeld im Oberhausener Stadtteil Klosterhardt liegt etwas versteckt ein schönes Fachwerkgebäude, das einzige erhaltende bauliche Zeugnis der St. Antony-Hütte, der ersten Eisenhütte im Ruhrgebiet, der Wiege der Ruhrindustrie. Seit ihrer Inbetriebnahme 1758 wurde hier nicht nur Roheisen erzeugt, sondern in den Gießereien und Formereien entstanden auch Gusswaren für den täglichen Bedarf. Die Roheisenherstellung wurde 1820 eingestellt und von dem Werk in Sterkrade übernommen. Die Hütte wurde zur Papierfabrik umgebaut.


Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Hüttenteich hinter dem Kontorhaus


Munitionsaufträge des Preußischen Staates führten zur Wiederaufnahme des Hochofenbetriebs. 1843 erlosch der Hochofen aber für immer und 1877 stellte auch die Gießerei ihren Betrieb ein. Von der 1877 geschlossenen Hütte sind heute nur noch der Hüttenteich, das ehemalige Kontorgebäude und das Wohnhaus des Hüttenleiters mit einem Anbau für Waschküche und Stall erhalten. Heute gehört die als die "Wiege der Ruhrindustrie" bezeichnete Hütte zum Rheinischen Industriemuseum (RIM). In ihr war vormals ein Teil des Archivs der GHH ausgelagert mit einer Sammlung von ca. 30.000 Glasplatten aus den Anfängen der Industriefotografie. Mittlerweile ist hier ein ansehnliches Museum entstanden, das über die Anfänge der Ruhrindustrie informiert.


Geschichte

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Franz-Ferdinand Freiherr von der Wenge (1707 - 1788)


Die Wiege der Eisen- und Stahlindustrie des Ruhrgebietes stand bei Osterfeld (Oberhausen), wo am 18. Oktober 1758 die St. Antony Hütte als erstes Hüttenwerk den Betrieb aufnahm. Gegründet wurde das Unternehmen von Franz Ferdinand Freiherr von der Wenge zu Dieck, Domkapitular von Münster, genauer Franz Ferdinand Lambert Nicolaus Freiherr von der Wenge zu Enckingmühlen und Dieck, geboren 1707 und verstorben 1788. Ferdinand von der Wenge war seit 1736 Domkapitular des Hochstiftes Münster und seit 1765 Kanoniker des Kollegiatstiftes St. Mauritz vor Münster. Sein Grab befindet sich heute in der Stiftskirche Maria in der Not zu Essen-Stoppenberg.


Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Elpenbachpark


Um etwa 1741 bittet der Freiherr von der Wenge seinen Landesherrn um die Erlaubnis, nach Eisenerz zu suchen zwischen Osterfeld und dem Vest. Der Kölner Erzbischof erteilt ihm diese Erlaubnis. Weiterhin erteilt Clemens August, Kurfürst und Erzbischof zu Köln und Herr im Vest Recklinghausen, die „Concession“ zur Erbauung einer Eisenschmelzhütte, und zwar am 13. Juli 1753. Alle Voraussetzungen für den Hüttenbetrieb sind nun vorhanden: Raseneisenerz als Rohstoff, Wald zur Gewinnung von Holzkohle, der Elpenbach als Antriebskraft und eine günstige Verkehrslage. 1754 wurde mit dem Bau der St.-Antony-Hütte begonnen und am 18. Oktober 1758 begann die Produktion, d.h., es floß erstmals Roheisen aus dem Hochofen. Aber bereits 1771 verpachtete von der Wenge die Hütte und nach seinem Tod wurde sie von seinen Erben verkauft.


Raseneisenerz

Oberhausen - St. Antony-Hütte (1835)
Oberhausen - St. Antony-Hütte (1835) Bildquelle: Wikipedia - Autor: MAN SE - Lizenz s.u.


Einer der Hauptgründe für die Erbauung der Hütte an diesem Standort war das hier gefundene und in geringer Tiefe lagernde Raseneisenerz. Gemeint ist hier ein meist am Boden flacher Senken gefundenes unreines Eisenerz. Zur Verhüttung wurde seinerzeit Holzkohle eingesetzt, deren beschränkte Verfügbarkeit die Expansionsmöglichkeiten eng begrenzte. Bis 1845 blieb die Eisenerzeugung im Ruhrgebiet auf lediglich drei Standorte beschränkt. Neben dem heutigen Oberhausen waren dies Mülheim a.d. Ruhr und Lünen. Doch die Rohstoffe und die Arbeitskräfte reichten für mehrere Industrieansiedlungen damals noch nicht aus, zumeist wurden die Arbeiter im Winter angeworben, wenn sie in der Landwirtschaft nicht arbeiten konnten, d.h. die Eisenhütten wurden nur saisonal betrieben.


Gute Hoffnung Hütte

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Denkmal Franz Haniel (1779 - 1868) an der St. Antony-Hütte in Oberhausen


Die St. Antony Hütte erzeugte Roheisen und Fertigprodukte aus Eisenguss. Neben Maschinenteilen und Haushaltswaren wurden auch Kanonenkugeln gegossen. Nach dem Tod des Freiherrn von der Wenge verkauften seine Erben ihre Anteile 1793 an die Fürstäbtissin Maria Kunigunde von Essen. 1799 und 1805 erfolgten Teilverkäufe der Essener Äbtissin an den Hütteninspektor Gottlob Jacobi und seine Schwager Franz und Gerhard Haniel aus Ruhrort (Duisburg). Um 1800 arbeiteten etwa 80 Beschäftigte für die St. Antony Hütte. Ihr folgten noch im 18. Jahrhundert zwei weitere Hüttenwerke in unmittelbarer Nähe. Im Jahr 1781 erteilt Friedrich der Große die Erlaubnis zum Bau der Gute Hoffnung Hütte, die dann 1782 in Sterkrade in Betrieb genommen wird. Wegen des Erfolges der St. Antony-Hütte wird die Gute Hoffnung Hütte zahlungsunfähig und musste zwangsversteigert werden.


Eisenhütte Neu Essen

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Denkmal Gottlob Julius Jacobi (1770 - 1823) an der St. Antony-Hütte in Oberhausen


Erwerberin in dieser Versteigerung wird die Mutter von Friedrich Krupp, die die Hütte 1808 an Heinrich Huyssen aus Essen und dessen Schwager Gottlob Jacobi und Gerhard und Franz Haniel weiterverkauft. Im Auftrag der Fürstäbtissin von Essen wird 1791 durch Gottlob Julius Jacobi die Eisenhütte Neu-Essen im Emschertal bei Schloss Oberhausen (genauer gesagt in der Lipperheide) gebaut. 1805 wird die Hütte Neu Essen ebenfalls an den Jacobi-Haniel-Clan verkauft. 1810 erfolgt die Zusammenlegung der drei Hütten St. Antony, Gute Hoffnung und Neu Essen.


Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Außenbereich des Museums


Sie schließen sich zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen zusammen (JHH). 1873 wird das Unternehmen in Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb (GHH), Sterkrade, umbenannt. Durch ununterbrochene Firmenaufkäufe wuchs nach Gründung der AG ein riesiges Gebilde aus Bergwerken, Hütten- und Walzwerken und weiterverarbeitenden Betrieben. Heute bekannt als MAN/GHH einer der bedeutendsten Maschinen- und Anlagenbau-Konzerne in Deutschland.

Walzwerkanlagen

Oberhausen - Neue Mitte - CentrO
Oberhausen - Neue Mitte - CentrO Bildmitte: Elektrostahlwerk der Fa. Thyssen - Bildquelle: Wikipedia - Autor: AlterVista - Lizenz s.u.


Auf Grund der örtlichen Rohstoffknappheit am Anfang des 19. Jahrhunderts und der technisch und preislich überlegenen englischen Konkurrenz gab das Unternehmen seine eigene Roheisenherstellung aber weitgehend auf und baute an den Standorten verschiedene Weiterverarbeitungsbetriebe auf. Die zwischen 1828 und 1835 entstandenen Walzwerkanlagen erschlossen das heutige Gebiet der Neuen Mitte zum ersten Mal industriell. Schon hier ist zu erkennen, dass die GHH die wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung des Gebietes entscheidend prägen sollte. Auf dem nebenstehenden Bild ist das ehemals größte Elektrostahlwerk Deutschlands der Firma Thyssen zu sehen. Es war bis zum 19. Dezember 1997 in Betrieb und produzierte unter dem Namen Stahlwerk Oberhausen G.m.b.H.. Das Gelände war zum Zeitpunkt der Erbauung des Stahlwerks (1980!) schon weitgehend von den Resten der alten Walzwerksanlagen der GHH geräumt.


Außenbereich des Museums

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Außenbereich des Museums - Reste der alten Hüttenanlage


Die Außenstelle Xanten des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland begann im Frühjahr 2006 mit den archäologischen Grabungen auf dem Gelände des früheren Hüttenwerkes. Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf den wichtigsten Bereich der Produktionsanlagen und legten eine Vielzahl von Fundamenten frei. Zum Winter hin wurden die freigelegten Mauerreste abgedeckt und im Jahr 2009/2010 errichtete man ein Dach über dem Ausgrabungsgelände. Das Dach besteht aus einer selbsttragenden Stahlblechschale aus verzinktem Stahl mit einem Gesamtgewicht von etwa 73 Tonnen. Das Schutzdach wurde über einer Grundfläche von 900 Quadratmetern errichtet.


Wandertipp

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Elpenbach


Die Reste der St. Antony Hütte sind einen kleinen Ausflug wert. Am 22. Mai 2008 wurde hier das neue Museum eröffnet. Die Umgebung der Hütte (Ortsteil Klosterhardt) wirkt durch den Park, der das Anwesen umgibt, das neue, schön gestaltete Ausgrabungsgelände und durch den Elpenbach, der das Gebiet auch heute noch durchfließt. Hinter dem Haus befindet sich der ehemalige Hüttenteich und rechts davon ein kleiner See mit Wasserfontäne, den man über Holzbohlen umrunden kann. Der gesamte Grünbereich des Geländes ist zum Naturschutzgebiet erklärt worden.





Weitere Informationen:

Oberhausen - St. Antony-Hütte
Oberhausen - St. Antony-Hütte Park mit Teich an der St. Antony-Hütte


Im Park neben und vor dem Haus sind die Gründerstatuen zu sehen und einige Utensilien aus dem Bergbau und Hüttenwesen wurden hier aufgestellt. Wandern Sie also durch das schöne Elpenbachtal (Foto oben) und etwas oberhalb der St. Antony Hütte gibt es das vorzügliche Restaurant "Zur Antony-Hütte" sowie ein schönes Café!

Adresse:

LVR-Industriemuseum
St. Antony-Hütte
Antoniestraße 32-34
46119 Oberhausen

Telefon: 0 22 34 / 99 21-555

Öffnungszeiten:

Dienstag - Freitag: 10.00 - 17.00 Uhr

Samstag und Sonntag: 11.00 - 18.00 Uhr

Montag geschlossen

Eintritt:

Erwachsene 4,50 € - Kinder bis 18 Jahre Eintritt frei

Das Ticket beinhaltet den Eintritt ins Museum als auch den Besuch des Archäologischen Geländes im Elpenbach-Park.


Internet: St. Antony-Hütte



Zeche Osterfeld - Schacht 4

Oberhausen - Zeche Osterfeld
Oberhausen - Zeche Osterfeld Schacht 4 - Kauenbereich und Förderturm


Der Schacht 4 der Zeche Osterfeld - in unmittelbarer Nähe zur St. Antony-Hütte gelegen - wurde im Jahr 1912 abgeteuft. Die Tagesanlagen um Schacht 4 entstanden zwischen 1921 und 1924 nach Plänen des Oberhausener Architekten Toni Schwingen. Sie sind als gelungenes Beispiel moderner Industiearchitektur von großem Interesse. Die Gebäude liegen im rechten Winkel zueinander und sind auf unterschiedlicher Höhe im Gelände angeordnet. Während die langgestreckten Kauen- und Verwaltungsgebäude in Backstein errichtet wurden, handelt es sich....

Weitere Informationen zum Schacht 4 der Zeche Osterfeld in Klosterhardt finden Sie hier....!


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Quellenhinweis:


Die Fotos "Oberhausen, Neue Mitte - CentrO mit Blick auf das stillgelegte Elektrostahlwerk - Autor: AlterVista" - "St. Antony - Autor: MAN SE" unterliegen der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Die Fotodateien sind lizensiert unter der Creative Commons Attribution 3.0 Unported Lizenz.



Fotos St. Antony-Hütte