Knappenviertel
Überblick
Wer durch dieses Viertel streift, bemerkt Straßen- oder Gebietsbezeichnungen wie Obere Heid, Alte Heid oder Lipperheidestraße. Das alles deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Siedlungsgebiet um eine ehemalige Heidelandschaft handelt. Bei der Gründung der Stadt Oberhausen wurde Lippern zusammen mit Lirich von der Gemeinde Borbeck abgetrennt. Dieses Gebiet bildet also sozusagen die Urzelle von Oberhausen, denn es stellte mit einer Größe von zwei Drittel den größten Gebietsanteil der Stadt dar. Lippern und Lirich gehörten bisher zum Reichsstift Essen. Hier beginnt, so könnte man sagen, auch die Industriegeschichte der Stadt Essen.
Geschichte
Im Auftrag der Fürstäbtissin von Essen wird 1791 durch Gottlob Julius Jacobi die Eisenhütte Neu-Essen im Emschertal bei Schloss Oberhausen (genauer gesagt in der Lipperheide) gebaut. 1805 wird die Hütte Neu Essen an den Jacobi-Haniel-Clan verkauft. 1808 ersteigert die Mutter von Friedrich Krupp die Gute Hoffnung Hütte und verkauft sie weiter an Heinrich Huyssen aus Essen und dessen Schwager Gottlob Jacobi und Gerhard und Franz Haniel. 1810 erfolgt die Zusammenlegung der drei Hütten St. Anthony, Gute Hoffnung und Neu Essen, womit im Großen und Ganzen schon die Geschichte der Lipperheide und des Knappenviertels erzählt ist.
Geschichte von Lippern
Allerdings ist die Geschichte von Lippern noch ein wenig älter. Lippern ist der Name einer ehemaligen Bauernschaft im westlichen Ruhrgebiet. Der Ortsname soll sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen. Das Gebiet entstand auf einem schmalen Streifen Kulturland zwischen der Emscher (damals tatsächlich noch ein Fluss oder etwas größerer Bach mit unregelmäßigen Lauf) im Norden und der Lipper Heide im Süden. Das Gebiet war durchsetzt mit Einzelhöfen und zum Zeitpunkt der Abtrennung von der Gemeinde Borbeck existierten noch etwa 14 Bauernhöfe. Danach verliert sich der Name Lippern und taucht nur noch in einzelnen Gebiets- und Straßenbezeichnungen auf. Mit dem Bau der Köln-Mindener-Eisenbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der fortschreitenden Industrialisierung veränderte sich auch die Landschaft.
Industrialisierung
Mit der Abteufung der Zeche Oberhausen und der Ansiedlung der Gutehoffnungshütte (GHH) beginnt das Wachstum des Stadtteils, denn die Werke benötigen viele Arbeitskräfte, die nun aus allen Teilen Deutschlands, vorwiegend aber aus Ostpreußen und Polen nach Oberhausen umsiedeln. Hier beginnt die Geschichte des Knappenviertels, welches besonders durch den Werkswohnungsbau vorangetrieben wurde. Heute ist das Knappenviertel ein Stadtteil des Oberhausener Stadtbezirks Alt-Oberhausen. Auf einer Fläche von 125 Hektar wohnen und leben heute ca. 7000 Einwohner. Das Knappenviertel wird im Süden begrenzt durch die Falkensteinstraße, im Westen durch die Liebknechtstraße und die Straße „Am Damm“, im Norden durch die Essener Straße und im Osten durch die Mellinghofer Straße. Im Norden des Viertels befindet sich die Knappenhalde, die höchste Erhebung auf Oberhausener Stadtgebiet.
Knappenviertel
Im Ursprung war das Knappenviertel eine Heidelandschaft, die sich wie andere Stadtteile und Städte im Ruhrgebiet durch den Einfluss der Industrialisierung, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, massiv veränderte. Vor allem die Aktivitäten der Gutehoffnungshütte (GHH) mit ihrer Zeche Oberhausen, den Eisenhütten sowie den angrenzenden Stahl- und Walzwerken, führten zu einer starken Beschleunigung der Stadtteilentwicklung, welches sich auch im schnellen Bau von Werkswohnungen widerspiegelte. Dieser Zeit verdankt Oberhausen aber auch die Aufschüttung der Knappenhalde, der höchsten Erhebung des ganzen Stadtgebietes. Große Teile der ursprünglichen Werkswohnungen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch Neubauten ersetzt; das Motto war hierbei "schmucke Wohnviertel für (unsere) Belegschaftsmitglieder" entstehen zu lassen und einen "Wandel von grauen Arbeiterkolonien zu hellen Wohnungen und einer lockeren Gruppierung der Häuser" herbeizuführen. Aus dieser Zeit stammt auch die Landmarke der Hochhäuser der Drei Knappen.
Aufgabe des Industriestandorts
Nachdem der Prozess der Industrialisierung im Oberhausener Osten jedoch weitestgehend abgeschlossen war und die zuletzt von der Firma Thyssen betriebenen Hütten- und Walzwerksanlagen Stück für Stück aufgegeben wurden, stieg damit seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre des vorigen Jahrhunderts parallel dazu auch die Zahl der nun arbeitslosen Menschen im Knappenviertel stark an. Aus dieser allzu schwierigen Ausgangslage entwickelte sich das Knappenviertel bald zu einem äußerst problematischen Stadtteil, dem ein negatives Bild anheftete. Mit dem 1996 einsetzenden Beginn des Engagements der Landesregierung NRW im Knappenviertel - und der Anerkennung dieses Viertels als "Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf" - konnten auch Fördermittel der Europäischen Union eingesetzt werden.
Das heutige Knappenviertel ist geprägt durch ein multinationales, kinderreiches Umfeld, das vor allem einen starken Zusammenhalt der Bürger und Bürgerinnen widerspiegelt. Diese sind sich der Probleme in ihrem Stadtteil, wie unter anderem einer hohen Arbeitslosenquote und ein zu geringes Einkommen, bewusst aber vor allem auch bereit, diese Probleme anzugehen und Lösungen zu finden.
Quellennachweis Knappenviertel:
Stadtteilprojekt Knappenviertel, Projektbericht 2002;
Das Knappenviertel im Wandel der Zeit II. (2004);
Von der Heide zur Industrielandschaft - 1100 Jahre Lippern;
Knappenhalde
In der näheren Umgebung des CentrO und als Teil der Neuen Mitte Oberhausen ist die Knappenhalde mit einer Höhe von über 100 Metern die höchste Erhebung Oberhausens. Die Knappenhalde ist eine ehemalige Abraumhalde des Bergbaus in Oberhausen. Sie befindet sich im südöstlichen Randbereich der Neuen Mitte. Die Knappenhalde diente zuerst der benachbarten Zeche Oberhausen, die 1857 ihren Betrieb aufnahm, als Lagerstätte für den Abraum aus dem Bergbau. Außer dem Abraum wurde später auch Hochofenschlacke aus den Betriebsstätten der Hüttenwerke der GHH aufgeschüttet. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges kamen etwa 1 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt hinzu.
Etwa in der Mitte der 1950er Jahre des vorigen Jahrhunderts begann man, die Halde zu begrünen. Die Aktion der Hüttenwerke Oberhausen AG war damals beispielgebend auch für andere Objekte im Ruhrgebiet. In den 1980er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden auf dem Haldenareal Wege angelegt und schließlich entstand auf dem Gipfel ein Aussichtssturm. Unter einem Teil der Halde wurde 1943 während des Zweiten Weltkrieges ein Bunkersystem zum Schutz vor Luftangriffen für die Bewohner des Knappenviertels errichtet. Teile dieses Bunkers können besichtigt werden.
Weitere Informationen zum Bunker im Knappenviertel in Oberhausen finden Sie hier....!
Luftschutzstollen Knappenhalde
Mit dem Bau der Luftschutzstollen in der Knappenhalde wurde im Zweiten Weltkrieg etwa Mitte 1943 begonnen, um die Bevölkerung des Knappenviertels und die Beschäftigten der Eisenhütte der GHH vor den immer stärker werdenden Luftangriffen zu schützen. Wer die Stollenanlage gebaut hat, lässt sich nicht genau mehr nachweisen. Die meisten anderen großen Stollen auf den Betriebsflächen der GHH in Oberhausen wurden aber von der Betriebsleitung der GHH in Zusammenarbeit mit der Organisation Todt und dem städtischen Luftschutzbauamt errichtet.
Dabei kamen auch Zwangsarbeiter und vor allem französische Kriegsgefangene zum Einsatz. Kleinere Stollen wurden dagegen häufig von Selbsthilfegemeinschaften und Nachbarschaften angelegt. Der Stollen in der Knappenhalde hatte eine Gesamtlänge von ca. 500 m und besaß vier Eingänge. Zwei der Eingänge sind noch erhalten während die anderen zwei durch Aufschüttung von Kriegstrümmern überdeckt worden sind. Der Stollen im Inneren der Knappenhalde verlief nicht gradlinig. Auch einige größere Räume waren vorhanden. Der Stollen selbst hatte ein halbrundes Profil bei einer Breite von 2 bis 2,5 m und einer Hähe von ca. 2,20 m. Der Eingang war durch eine Stahltür gesichert und danach zum Schutz vor den Druckwellen der Bomben mehrfach geknickt.
Bunkersystem
Der Bau des Bunkersystems wurde zum größten Teil in Beton ausgeführt, jedoch gab es auch Bereiche, die nur mit Holz abgestützt waren. An den Wänden des Stollens befanden sich Bänke. Man schätzt, dass etwa 2000 Menschen hier Schutz finden konnten. Im Jahre 2008 recherchierte das Bunkermuseum Oberhausen die Geschichte des Stollens. Die zwei noch vorhandenen Eingänge wurden freigelegt und der wahrscheinliche Stollenverlauf durch Markierung mit orangefarbigen Pfählen im Gelände für Besucher sichtbar gemacht.
Textquelle: Infotafel vor Ort
Bunkermuseum
Das Bunkermuseum befindet sich im Knappenviertel der Stadt Oberhausen. Wer schon immer mal einen alten Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen möchte, ist hier richtig. Ganz in der Nähe des Bunkers befinden sich weitere Attraktionen wie z.B. der Gasometer und das Einkaufsparadies CentrO, das Sea Life-Aquarium an der Heinz-Schleußer-Marina und vieles mehr. Als im Knappenviertel südlich des CentrO ein leerstehender Hochbunker zum Bürgerzentrum "Alte Heid" umgebaut wurde, war von vornherein eingeplant, einen Teil der Räumlichkeiten im untersten der drei Geschosse so zu belassen, wie sie waren, um darin das Bunkermuseum einzurichten. Das Bürgerzentrum im Knappenbunker wurde am 23. Juni 2001 eröffnet. Gleichzeitig hat auch das Bunkermuseum seinen Ausstellungs- und Veranstaltungsbetrieb aufgenommen.
Knappenbunker
Somit dokumentiert der ehemalige Knappenbunker ein Stück Zeitgeschichte der Stadt Oberhausen. Eine Ebene des Luftschutzbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg ist weitgehend authentisch erhalten geblieben. 15 Zellen, Sanitär-, Eingangs-, Flur- und Technikräume sind zu besichtigen. 1.10 m dicke Wände und die oft sehr räumliche Enge geben einen Eindruck, welche Zustände von 1940 bis 1945 dort geherrscht haben müssen, während oben über 400.000 Bomben auf Oberhausen fielen. Regelmäßig finden themenbezogene Sonderausstellungen statt. Aktuell: HeimatFront – Vom „Blitzkrieg“ in Europa zum Luftkrieg an der Ruhr.
Adresse:
Bunkermuseum Oberhausen
im alten Knappenbunker - Alte Heid 13
46047 Oberhausen
Öffnungszeiten: Mittwochs und Sonntags 15 bis 19 Uhr
Feiertags geschlossen
Eintritt frei!
Führungen nach telefonischer Vereinbarung
E-Mail: gedenkhalle-bunkermuseum@oberhausen.de
Internet: Bunkermuseum Oberhausen
Interessantes in Oberhausen
- Siedlung Grafenbusch (Ehemalige Beamtensiedlung der GHH)
- Siedlung Eisenheim im Stadtbezirk Osterfeld
- Siedlung Dunkelschlag im Stadtbezirk Sterkrade
- Siedlung Ripshorsterstraße (Siedlung Neu Oberhausen)
- Rhein-Herne-Kanal (...im Bereich Oberhausen)
- Hochseilklettergarten am Gasometer
- Kastell in Holten
- Windmühle in Holten
- Der Elpenbach in Oberhausen-Klosterhardt
- Schacht 4 der ehem Zeche Osterfeld in Oberhausen-Klosterhardt
- St. Antony-Hütte in Oberhausen-Klosterhardt (Museum)
- Schloss Oberhausen in Oberhausen
- Gedenkstätte im Schloss Oberhausen
- Kaisergarten beim Schloss Oberhausen
- Bunkermuseum in Oberhausen
- Zeche Alstaden in Alstaden
- Zeche Concordia in Lirich und Buschhausen
- Zeche Oberhausen im Knappenviertel
- Burg Vondern in Oberhausen-Osterfeld
- Siedlung Vondern (Zeche Vondern)
- Zeche Hugo Haniel in Holten
- Zeche Osterfeld in Osterfeld
- Zeche Osterfeld Schacht 4 in Klosterhardt
- Zeche Vondern in Osterfeld
- Zeche Jacobi in Klosterhardt
- Zeche Roland in Dümpten
- Nordschacht in Schmachtendorf
- Zeche Sterkrade in Sterkrade
- Industriebrache Vondern in Osterfeld
- Revierpark Vonderort in Osterfeld
- Klärpark „Läppkes Mühlenbach“ in Oberhausen-Borbeck
- Rheinisches Industriemuseum in Oberhausen
- Zentrum Altenberg in Oberhausen
- CentrO in Oberhausen
- Neue Mitte in Oberhausen
Zeche Oberhausen
Die Zeche Oberhausen war einst ein Steinkohlen-Bergwerk im Besitz der Gutehoffnungshütte. Diese war Eigentümerin umfangreicher Grubenfeldbesitzungen im Bereich der damals selbständigen Gemeinden Osterfeld und Sterkrade. An der Straße nach Frintrop (heute Stadtteil von Essen- damals gehörte Frintrop zum Bürgermeisteramt Borbeck bis zur Eingemeindung nach Essen im Jahre 1915) wurde 1856 mit dem Abteufen der ersten beiden Schächte mit den Namen "Königsberg 1" und "Königsberg 2" begonnen....
Weitere Informationen zur Zeche Oberhausen in Oberhausen finden Sie hier....!
Quellenangabe:
Die Informationen zur Geschichte des Knappenviertels basieren auf dem Artikel Knappenviertel (Oberhausen) (Stand vom 02.01.2010) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.