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Henrichshütte

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Hochofen 3 der Henrichshütte in Hattingen - Foto: Wikipedia - Autor: Frank Vincentz - Lizenz: s.u.



Überblick

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Eingang zum LWL-Museum



Eine Sehenswürdigkeit der Industriegeschichte ist die Henrichshütte, ein ehemaliges Hüttenwerk in Hattingen an der Ruhr (Deutschland). Der Stahlwerkskomplex und wird heute als Museum betrieben. Die im Jahr 1854 gegründete Henrichshütte ist eines der traditionsreichen Hüttenwerke des Ruhrgebiets. Hier wurden Erz und Kohle gefördert, Koks, Eisen und Stahl produziert, gegossen, gewalzt, geschmiedet und bearbeitet - alles sozusagen „unter einem Dach“. Bis zu 10.000 Menschen fanden auf der Hütte Arbeit. Gegen den erbitterten Widerstand der ganzen Region wurden 1987 die Hochöfen „ausgeblasen“. Die Henrichshütte in Hattingen steht für den Aufstieg, die Blüte und den Niedergang der Eisen- und Stahlindustrie an der Ruhr.




Henrichshütte

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Eingang zum Stahlwerk


Ihren Namen erhielt sie auf Anregung des ersten Hüttendirektors Carl Roth nach dem Grafen Henrich zu Stolberg-Wernigerode (1772 – 1854). Sie war eines der traditionsreichsten Hüttenwerke des Ruhrgebietes, bekannt für ihren Edelstahl. Trotz wechselnder Eigentumsverhältnisse (1904 – 1930 Henschel & Sohn, 1930 – 1963 Ruhrstahl, 1963 – 1974 Rheinstahl, ab 1974 Thyssen AG) blieb der Name Henrichshütte stets bestehen. Ab 1987 wurde die Henrichshütte stillgelegt- 1987 Hochofen 2 und 3 sowie das Walzwerk, 1993 Stahlwerk, 2003 Schmiede. Der Gasometer wurde bereits 1994 gesprengt.





Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Blick auf den Luftschutzstollen der Henrichshütte in Hattingen - Foto: Wikipedia - Autor: Frank Vincentz - Lizenz: s.u.


Heute ist das Hochofenwerk einer der acht Standorte des Westfalischen Industriemuseums. Das Museum lädt Sie ein, den „Weg des Eisens" zu gehen. Dabei lernen Sie Frauen und Männer kennen, die in den Betrieben der Hütte gearbeitet haben. Sie erzählen Ihnen die Geschichte vom Arbeiten und Leben mit Eisen und Stahl. Die Schaugießerei des Fördervereins ist eine im Ruhrgebiet einmalige Attraktion, ebenso die Möglichkeit, mit einem Fahrstuhl auf die sogenannte Gichtbühne des Hochofens zu fahren. Die Gebläsehalle des Industriemuseums hat sich zu einem Zentrum des regionalen Kulturlebens entwickelt. Auch ein Luftschutzstollen kann besichtigt werden.


Geschichte

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Blick auf den Hochofen 3


Die Henrichshütte wurde am 13. Oktober 1854 durch das königliche Oberbergamt zu Dortmund konzessioniert. Beantragt hatte die Konzession der Hüttenmeister Carl Roth, der im Auftrag seines Arbeitgebers, des Grafen Henrich zu Stollberg-Wernigerode handelte. Der Graf besaß zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Hüttenwerke im Harz, deren Betrieb aber wegen der zu Ende gehenden Rohstoffe nicht mehr rentabel war. Hinzu kam die Einführung des koksbefeuerten Hochofens auf dem Kontinent – eine Technik, die in England entwickelt worden und den bis dahin üblichen, mit Holzkohle befeuerten Hochöfen weit überlegen war. Die Holzkohle-Hochöfen des Grafen waren aus diesem Grund nicht mehr konkurrenzfähig.


Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Informationen des LWL


Da die Steinkohle zu einem wesentlichen Rohstoff geworden war, konnte das Ruhrgebiet seine Position als für Hüttengründungen bevorzugte Region weiter ausbauen, da dort sowohl Eisenerz als auch hochwertige Fettkohle zur Koksproduktion vorhanden waren. Im Jahr 1852 reiste Carl Roth im Auftrag des Grafen an die Ruhr, um nach einem geeigneten Standort für die Neugründung eines Hüttenwerkes zu suchen. Diesen fand er im Bereich der Gemeinden Welper und Winz, die heute Stadtteile von Hattingen sind. Dort erwarb er das Rittergut „Haus Bruch“, dessen Ländereien groß genug für die projektierte Anlage waren. Außerdem kaufte Carl Roth Eisensteinfelder in der Gegend von Witten und Steele, die Kuxenmehrheit an der Zeche Carl Friedrich Erbstollen sowie Anteile an einigen weiteren Zechen. Damit war die Rohstoffversorgung der Hütte gesichert.



Wilhelm Walther, Hattingen, Henrichshütte, 2-055-056-5824

Wilhelm Walther, Hattingen, Henrichshütte - zwischen 1932 - 1935 - eingebunden über Wikimedia Commons


Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Außenansicht der Henrichshütte in Hattingen - Foto: Wikipedia - Autor: Frank Vincentz - Lizenz: s.u.


Am 20. März 1854 wurde der Grundstein für die Hochofenfundamente gelegt und der Hütte der Name „Henrichshütte“ gegeben, den Karl Roth als Erinnerung an den bereits im Februar 1854 verstorbenen Grafen Henrich vorgeschlagen hatte. Ein weiterer Grund sprach für diesen Namen, da man so deutlich machen konnte, dass die Henrichshütte kein „Aktienwerk“ war, wie Carl Roth es nannte, sondern allein dem regierenden Grafen zu Stollberg-Wernigerode gehörte. 1855 wurde der erste Hochofen angeblasen, 1856 ein zweiter. Dieser erste Hochofen galt mit einer Tagesleistung von 25 t Roheisen als der leistungsstärkste des damaligen Ruhrgebiets. Da aber die ursprünglich geplanten Investitionen während der ersten Bauphasen bereits deutlich überschritten worden waren, ließ die Rentabilität der neuen Anlage zu wünschen übrig. 1857 wurde die Henrichshütte daher an ein Berliner Bankenkonsortium, die „Berliner Disconto-Gesellschaft“, unter der Leitung von David Hansemann verkauft.


Weitere Inhaberwechsel

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Erinnerung an die Übernahme durch Henschel & Sohn 1904 über einer Toranlage


Unter der Führung der Disconto-Gesellschaft wurden in den Jahren 1859 und 1860 zwei weitere Hochöfen angeblasen. Die „Dortmunder Union“, zu welcher die Henrichshütte nach einem erneuten Verkauf im Jahr 1874 gehörte, ließ 1885 einen neuen Hochofen anblasen, für den zwei der älteren abgerissen worden waren, der aber eine erneute Leistungssteigerung ermöglichte. Dieser Ofen wurde allerdings im Jahr 1900 durch eine Explosion, bei der mehrere Arbeiter ums Leben kamen, völlig zerstört. Der Grund für dieses Unglück kann heute nicht mehr ermittelt werden. 1904 wechselte die Henrichshütte erneut den Besitzer und gehörte von da an zum Lokomotivbauimperium des Kasseler Unternehmens Henschel & Sohn. Der neue Besitzer begann damit, die Produktionsanlagen der Hütte von Grund auf zu modernisieren. Dazu zählte auch der Neubau von zwei Hochöfen, die 1906 und 1913 angeblasen wurden und zu den modernsten Anlagen ihrer Art zählten. [1]


Rheinstahl

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte ExtraSchicht in der Henrichshütte - Foto: Wikipedia - Autor: Frank Vincentz - Lizenz: s.u.


Im Jahr 1939 – die Hütte gehörte seit 1930 zur Ruhrstahlgruppe – wurde ein weiterer Hochofen gebaut, da der Roheisenbedarf der Rüstungsproduktion auf der Henrichshütte mit den vorhandenen Öfen nicht mehr gedeckt werden konnte. 1940 war dieser Ofen betriebsbereit und mit einer Tagesleistung von 800 t Roheisen doppelt so leistungsfähig wie die beiden anderen Öfen. Dieser Hochofen ist es auch, der bis heute als „Hochofen 3“ der Henrichshütte im dortigen Industriemuseum erhalten ist. Nach dem Krieg, der das Werk erheblich in Mitleidenschaft zog, und nach der Zeit der Demontagen wurde die Ruhrstahl AG im November 1951 neu gegründet, die allerdings nur noch Hattingen, Annen und Brackwede umschloss. Im September 1956 erwarb Rheinstahl die überwiegende Aktienmehrheit.


Thyssen Henrichshütte AG

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Blick auf den Hochofen 3


1963 erfolgte die Zusammenfassung der ehemaligen Ruhrstahlbetriebe mit der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim und Meiderich sowie mit dem Schalker Verein in Gelsenkirchen zur „Rheinstahl Hüttenwerke AG“. Mit dem Neubau eines weiteren Hochofens, der die Nummer 2 erhielt, wurde die Leistungsfähigkeit der Hochofenanlage erneut gesteigert. Insgesamt konnte die Leistung beider Öfen durch mehrere Modernisierungen bis auf 2400 t pro Tag und Ofen gesteigert werden. Am 1. Oktober 1974 wurde die Henrichshütte an die Thyssen-Gruppe verkauft und firmierte seitdem als „Thyssen Henrichshütte AG“, einer 100%igen Tochter der August-Thyssen-Hütte (ATH), welche sie ab 1984 sukzessive stilllegte. Nachdem 1987 zunächst der jüngere und am 18. Dezember auch der ältere der beiden Hochöfen ausgeblasen worden war, fand in Hattingen nach mehr als 130 Jahren keine Roheisenerzeugung mehr statt. Bis zur endgültigen Stilllegung erhielt die Henrichshütte ihr Roheisen aus dem Thyssen-Stahlwerk in Duisburg.


...heutige Nutzung...

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte LWL-Museum


Heute ist das 70.000 Quadratmeter große Gelände der Henrichshütte neben einigen neuen Gewerbeansiedlungen und neuen Parkflächen einer der acht Standorte des LWL-Industriemuseums und Teil der Route der Industriekultur. Das ehemalige Bessemerstahlwerk wird für Veranstaltungen genutzt. Der SatkomTower wurde umgebaut. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2010 wurde der erhaltene Hochofenkomplex der Henrichshütte in unterschiedlichen Farben angestrahlt- ähnlich wie die Lichtinstallation im Landschaftspark Duisburg in Meiderich. Seit 2019 wird dort die ProSieben-Sendung Renn zur Million ... wenn Du kannst! gedreht. [1]


Informationen:

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Wegweiser



Adresse:

LWL-Industriemuseum

Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur


Henrichshütte Hattingen
Werksstraße 31-33

45527 Hattingen
Deutschland


Telefon: 02324 9247-140
Fax: 02324 9247-112

E-Mail: henrichshuette@lwl.org

Website: www.lwl.org/industriemuseum

Öffnungszeiten:

Dienstag - Sonntag und an Feiertagen: 10.00 - 18.00 Uhr;
Montag: geschlossen;

Letzter Einlass: 17.00 Uhr


Quellenangabe:

Hattingen - Henrichshütte
Hattingen - Henrichshütte Wegweiser am Stahlwerk


1.: Die Informationen zur Geschichte der Henrichshütte in Hattingen basieren auf dem Artikel Henrichshütte (Stand vom 08.08.2020) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB] für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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Fotos Henrichshütte in Hattingen