Kaldenkirchen
Überblick
Kaldenkirchen ist ein Stadtteil von Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen und liegt direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Die älteste Urkunde, in der der Ortsname „Caldenkirken“ genannt wird, trägt die Jahreszahl 1206; sie dokumentiert eine Vereinbarung über die künftige Ehe zwischen Graf Gerhard IV. von Geldern mit der brabantischen Herzogstochter Margaretha. Der Name geht wahrscheinlich darauf zurück, dass die Pfarrkirche im Ort (erstmals erwähnt 1276) zur Zeit der Namensgebung noch „kalt“, also nicht fertiggestellt war. Im frühen 14. Jahrhundert kam der Ort unter die Herrschaft der Grafen und späteren Herzöge von Jülich (Herzogtum Jülich).
Kaldenkirchen
Diese Phase endete mit dem Einmarsch französischer Truppen im Jahr 1794 (Franzosenzeit bis etwa 1815). Ab dem Jahr 1600 nahm Kaldenkirchen stadtähnliche Strukturen an und wurde als Festung bezeichnet. 1619 wurde erstmals ein Bürgermeister erwähnt. Auch einige Kaldenkirchener gehörten zu den 13 deutschen Quäker- und Mennonitenfamilien, die 1683 aus Krefeld aufbrachen und mit dem Schiff „Concord“ nach Philadelphia (USA) auswanderten und sich dort in der neu gegründeten Stadt Germantown niederließen. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) gehörte Kaldenkirchen zu Preußen. Im Jahr 1819 wurde das Hauptzollamt errichtet.
Ab 1856 durfte sich der Ort per Erlass des Königs Friedrich Wilhelms IV. als Stadt bezeichnen. 1866 und 1868 wurden die Eisenbahnstrecken Venlo-Kaldenkirchen und Kempen-Kaldenkirchen eingeweiht. 1903 genehmigte Kaiser Wilhelm II. das Stadtwappen. Im Zweiten Weltkrieg war nördlich von Kaldenkirchen der Fliegerhorst Venlo-Herongen. In diesem Krieg, ab Mitte 1942, gab es häufig Angriffe auf den Bahnhof Kaldenkirchen. Auf dem Gelände eines ehemaligen Mühlenwerks gab es ein Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus besetzten Ländern. Im November 1944 wurde die Stadt evakuiert. Von Venlo bis Wassenberg wurde eine Verteidigungsstellung, die sogenannte „Maas-Rur-Stellung“ gebaut.
Am 1. März 1945 zogen US-Truppen zunächst kampflos durch Brüggen und von dort kommend gegen 15.00 Uhr in Kaldenkirchen ein; das 784. Panzerbataillon fuhr nach Venlo weiter. Im Sommer 1947 zerstörte ein Brand den Kaldenkirchener Grenzwald fast vollständig. Im Jahr 1961 hatte Kaldenkirchen 6305 Einwohner, wovon 23 % Heimatvertriebene waren. Am 1. Januar 1970 wurde die Stadt ein Teil der am selben Tag gebildeten Stadt Nettetal. Im Jahr 2011 wurde mit Arbeiten für den Gewerbepark Venete begonnen. [1]
Nettetal-Kaldenkirchen, Kehrstraße 50 - ehemaliges Kaldenkirchener Rathaus von 1601 bis 1898 - eingebunden über Wikimedia Commons
Kirchen und Klöster
Die beherrschend in der Mitte des Ortes liegende katholische Pfarrkirche, ein dreischiffiger, neugotischer Hallenbau, übernahm von ihrer spätgotischen Vorgängerin nur den quadratischen Westturm mit sparsamer Spitzbogengliederung. Die Kirche war früher nicht nur Pfarr-, sondern auch Klosterkirche für zwei östlich der Kirche gelegene Klöster. Hinter der romanisierenden Pfarrhausfassade von 1844 verbirgt sich das Mönchshaus des Brigittiner-Doppelklosters Maria Frucht. Das Frauenkloster lag nördlich des Kirchenchores und ist in wesentlichen Teilen seiner Bausubstanz ebenfalls erhalten. Es bildete sich eine kleine reformierte Gemeinde. Diese konfessionelle Minderheit erbaute 1672 eine Kirche, die von der Straße nicht sichtbar ist. Sie liegt versteckt hinter dem Pfarrhaus.
Sehenswürdigkeiten
Ein kleiner Innenhof befindet sich zwischen diesen Gebäuden, ein enger Gang erlaubt den stadtseitigen Zugang. Die Kirche gehört somit zu dem Typ der Hofkirchen. Die Gemeinde gehört heute zur Evangelischen Kirche im Rheinland. 1873 errichtete die jüdische Gemeinde eine Synagoge, die 1938 im Novemberpogrom geschändet wurde. Die heutige Straßenbezeichnung Synagogenstraße und eine Gedenktafel vor Ort erinnern an das um 1960 abgerissene Gebäude. Sehenswert ist u.a. auch die katholische Pfarrkirche St. Clemens in Kaldenkirchen. Die heutige dreischiffige neugotische Kirchenhalle wurde 1893 bis 1897 gebaut. Sie enthält einige Teile aus der Vorgängerkirche: das Altarbild von Hans von Aachen, ein spätgotisches Kreuz von ca. 1500 sowie ein Messingtaufbecken von 1793.
Der Turm ist 59 Meter hoch und wurde im späten 15. Jahrhundert errichtet. In Kaldenkirche existiert auch eine evangelische Kirche- die sogenannte Hofkirche. Durch das Schul- und Pfarrhaus war die 1672 erbaute Hofkirche der kleinen reformierten Gemeinde von der Straße abgeschirmt. An der Kirchenmauer sind Grabplatten (teils in niederländischer Sprache) befestigt. In einem zentrumsnah gelegenen Garten befindet sich ein Garten-Pavillon (Rokoko-Pavillon) aus dem 18. Jahrhundert, eine zierliche Erholungsarchitektur von hohem künstlerischen Wert. Der Pavillon wurde überregional bekannt durch zahlreiche Gemälde von August von Brandis der darin verweilte, damals gehörte das Anwesen seinem Schwager. [1]
Der im Landschaftsschutzgebiet liegende Kaldenkirchener Grenzwald enthält einige Naturschutzgebiete, den Schlucht genannten Abhang zur Maas mit weitem Blick in die holländische Niederung, das Arboretum Sequoiafarm Kaldenkirchen und den Geo-hydrologischen Wassergarten. Weiterhin das Rittergut Altenhof, das bereits um 1312 erwähnt wurde, und zwar in einem Lehensbuch des Herzogs Heinrich III. von Brabant. Bis zur Veräußerung im Jahr 1833 blieb das Gut im Besitz der Grafen von Spee. Oberhalb des Eingangstores befindet sich das Allianzwappen mit dem Hahn der von Spees und der Herren von Scheidt genannt Weschpfennig. Das Gut ist heute ein landwirtschaftlicher Betrieb im Besitz der Familie Baum-Underberg.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Das Brigitten-Kloster, auch Brigittenheim genannt, wurde 1625 gegründet und bestand aus einem Frauen- und Männerkloster. Es gehörte zum Orden der heiligen Brigitta von Schweden. Das Männerkloster, in dem früher Priester- und Laienmönche lebten, ist das heutige Pastorat; das Frauenkloster, das einen nicht einsehbaren Zugang zur Kirche hatte, wird gegenwärtig als Kindergarten benutzt.
Im Jahr 1818 erhielt Kaldenkirchen wegen der exponierten Lage an der preußischen Westgrenze ein Hauptzollamt. Der große zweigeschossige Putzbau wurde in den 1970er Jahren restauriert. Er wird heute als „Bürgerhaus“ genutzt. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Kriegerdenkmal von 1913 (zum Gedenken an den Krieg 1870/71), das 1775 erstmals erwähnte Marienkapellchen (auch Königskapellchen genannt), und ein Gebäude, das von 1601 bis 1898 als Rathaus diente.
2002 wurde der Tolkemit-Gedenkstein errichtet; etwa 600 Heimatvertriebene aus Tolkemit fanden 1946 in der Stadt Nettetal ein neues Zuhause. Durch den Grenzwald führt der Premiumwanderweg „Galgenvenn“. Er wurde 2016 zum zweitschönsten Wanderweg Deutschlands gewählt. [1]
Bahnhof Kaldenkirchen
Der Bahnhof des Ortes liegt an der Bahnstrecke Viersen–Venlo und wird stündlich vom Maas-Wupper-Express, einem Regional-Express der Eurobahn nach Venlo oder in Richtung Viersen, Mönchengladbach, Düsseldorf, Hagen und Hamm angefahren. In Kaldenkirchen verkehrt die Buslinie 074 der SWK Mobil nach Brüggen, Viersen und Süchteln, außerdem zwei Linien der DB Rheinlandbus: 093 nach Lobberich und Kempen und 095 nach Lobberich. In Kaldenkirchen treffen sich diese Linien an den Haltestellen Am Schwimmbad und Markt. Seit dem 11. Dezember 2016 bedient die Grenzstadt zusätzlich die Linie 1 des Stadsdienst Venlo, welche von Arriva Personenvervoer Nederland (Abteilung Limburg) betrieben wird, von Kaldenkirchen über Tegelen und Venlo Station nach Blerick. Bis 2000 führte zudem eine Kleinbahn nach Brüggen, der Personenverkehr war bereits 1920 eingestellt worden.
Kaldenkirchen liegt südlich der Autobahn 61; es gibt drei Autobahnanschlüsse. Ferner an der Bundesstraße 221, die von Norden nach Süden verläuft; 15 km nördlich von Niederkrüchten (A 52, Anschlussstelle 3) und 9 km südlich der A 40 (Anschlussstelle 2 Herongen). Seit April 2012 geht die A 61 in die niederländische A 74 / A 73 über. [1]
Leuth
Die ehemalige Gemeinde Leuth ist heute ein Stadtteil von Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen. Das frühere Grenzdorf liegt in der Nähe von Venlo (Niederlande) und ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. Die großen Netteseen (Poelvenn, Schrolick, Wittsee) gehören zu Leuth und prägen gemeinsam mit dem Heide- und Waldgebiet Venloer Heide das Ausflugsgebiet in Nettetal und die vom Königsbach gespeiste „Kälberweide“ mit etwa 3,5 Hektar Wasserfläche. Der Autobahngrenzübergang „Schwanenhaus/A 61“ und der alte Grenzübergang „Schwanenhaus“ gehören ebenso zu Leuth so wie der „Grüne Grenzübergang Tor 9“.
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Schloss Krickenbeck
Ein Highlight in Nettetal ist das unweit der A 61 und der Grenze zu den Niederlanden liegende Schloss Krickenbeck in ansprechender grüner Umgebung. Der Gebäudekomplex besteht aus dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu erbauten Schloss, einigen Wirtschaftsgebäuden und dem Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts von der WestLB neu erbauten Hotel. Das vorherige Schloss war 1902 ein Opfer der Flammen geworden. Heute ist es ein Seminarhotel mit etwa 160 Zimmern für....
Weitere Informationen zum Schloss Krickenbeck in Nettetal in Nordrhein-Westfalen finden Sie hier....!
Stadt Nettetal
Eine der schönsten Gegenden am Niederrhein ist der Bereich um die Stadt Nettetal. Diese befindet sich im Bundesland Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Nettetal gehört zum Kreis Viersen und zählt etwa 42 400 Einwohner, die sich auf eine Fläche von ca. 84 Quadratkilometer verteilen. Zur Stadt Nettetal gehören 6 Stadtteile: Breyell mit etwa 8400 Einw., Hinsbeck mit 4800 Einw., Kaldenkirchen mit 10.000 Einw., Leuth mit ca. 1.800 Einw., Lobberich mit 14.154 Einw. und Schaag mit 3800 Einwohnern.....
Weitere Informationen zur Stadt Nettetal in Nordrhein-Westfalen finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zur Geschichte von Kaldenkirchen basieren auf dem Artikel Kaldenkirchen (Stand vom 26.04.2019) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz [27 KB]
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Die Fotos "Bahnhof in Kaldenkirchen - Autor: Antoine" - "Bahnhof Kaldenkirchen - Autor: Nicky Boogaard" - "Nettetal-Kaldenkirchen, Bürgerhaus (ehemaliges Hauptzollamt) - Autor: O.Falkner" werden unter den Bedingungen der Creative Commons "Attribution 2.0" „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ Lizenz veröffentlicht.